Dunhill Durbar | eine weitere Wiederkehr des Guten

Seit geraumer Zeit hat Dunhill bekanntlich längst aus der Produktion genommene Tabaklegenden wie den Aperitif, die London Mixture und einge andere, darunter den Durbar wieder belebt. Tabake, die vom deutschen Markt schon lange verschwunden sind. Die auf dem US-Markt noch etwas länger erhältlichen Versionen dürfte hierzulande kaum einer kennen. Ich selbst hatte nur einmal Ende der 90er eine Dose Aperitif aus den USA geraucht und muß sagen, daß der Tabak auf mich keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Umso größer war die Neugier als ich die ersten Gerüchte einer Neuauflage wahrgenommen habe, insbe-sondere die London Mixture und der Durbar. Aber was sind das eigentlich für Tabake?

Neben dem „Early Morning Pipe“ und dem „Nightcap“ war der „Aperitif“ der dritte Tabak, den Dunhill 1951 auf den Markt brachte. Wie die ersten beiden ist der „Aperitif“ eine rauchig-englische Mischung, die sich hinsichtlich Stärke und Intensität zwischen den beiden anderen einordnet.  Die originale Beschreibung: A mixture so blended that with or without conventional liquid accompaniment a pipeful will leave the appetite keen and the palate eager.

Da mir der Aperitif nicht so sehr zusagt – es handelt sich um eine anständige, Virginia basierte englische Mischung, die am Anfang ganz schöne, leicht nussige Geschmacksnuancen entwickelt, alles in allem aber bis zum Ende hin für meinen Geschmack etwas eintönig bleibt und so den Vergleich mit den hier auf dem Markt erhältlichen TOP-Engländern meiner Meinung nach nicht wirklich besteht – möchte ich mich in diesem Review auf den Durbar konzentrieren, der mir wesentlich interessanter erscheint. Der „Durbar“, das werden vielleicht einige nicht wissen, ist Dunhill’sches Urgestein und zusammen mit dem „Royal Yacht“ nach dem „My Mixture 965“ die älteste erhältliche Dunhill-Mixture. Wie der „Royal Yacht“ wurde er 1912 eingeführt und bis in die 1990er ununterbrochen verkauft, lediglich in den 60ern nicht als „Durbar“, sondern als „My Mixture 1066“ (mit dem expliziten Hinweis, es handele sich eigentlich um „Durbar“, was aber trotzdem manche Raucher veranlaßte, zu behaupten, daß es sich um zwei verschiedene Tabake handelte. Eine bekanntes Phänomen, denken wir an den Escudo und die Dunhill DeLuxe Navy Rolls)

Im Dezember 1911 wurden König George V. und Queen Mary in Delhi im Rahmen einer gigantischen Zeremonie „The Delhi Durbar“ in Anwesenheit aller indischen Fürsten mit ihren Hofstaaten und 20000 englischer Soldaten als Kaiser und Kaiserin von Indien bestätigt und gekrönt. Die orientalische Zeremonie wurde dank eines Filmes zum medialen Großereignis in England und offensichtlich machte die nationale Begeisterung auf Alfred solchen Eindruck, daß der Tabak nach der Zeremonie Gewinn versprechend „Durbar“ genannt wurde…

Die originale Beschreibung: The rare Eastern tobaccos of which this mixture is composed impart a subtle charm which soothes, mystifies and fascinates, extremely mild, extremely cool, qualities rarely found in combination. Die aktuelle deutsche Beschreibung: Ein hoher Anteil reifer, dunkler sowie gelber Virginias, vereint mit Latakia und Orient-Blattgut. Wundervolle Balance, sanft im Geschmack, mit floraler und dezent rauchiger Note.

Der Durbar ist eigentlich eine Virginia-basierte englische Mischung, bei der der Orient mit einer anständigen aber nicht zu dominanten Portion Latakia den Virgina balanciert. Dieses Wechselspiel zwischen Orient und Virginia prägt den Tabak vom Anzünden bis zum Ende ohne qualitative Einbußen zum Ende hin und alles passiert vor der mächtigen Kulisse zyprischen Latakias, der mit seiner ätherischen Rauchigkeit die Erdigkeit der Basis bereichert. Der Durbar schmeckt vom ersten Zug an und wird bis zum Ende hin keinen Moment lang eintönig. Man empfindet ihn nie als Latakia-Bombe, obwohl er eine anständige Portion besitzt, der Orient macht immer wieder auf sich aufmerksam und die Virginia-Anteile bilden die zusammenhaltende Linie wie die Streicher in einem Orchester. Die Geschmacksnuancen von „erdig“, „süß“, „frisch/grün“ zu „rauchig“, dabei weder leicht noch schwer, lassen den Durbar zu einem wirklichen Tabakerlebnis werden!

Dabei raucht sich der Tabak wie in den Ankündigungen versprochen, kühl und problemlos bis zum Ende hin. Alles in allem ist der Durbar ein eher weicher Tabak und hat nichts Forderndes, was ihn auch zu einem perfekten Alltagstabak macht. Die „wundervolle Balance“, die uns die Ankündigung verspricht, kann man nur dreimal dick unterstreichen: der Durbar ist in jeder Hinsicht eine perfekt gemachte English Mixture! Für mich der absolute Solitär unter den aktuellen Latakia-Mischungen aus dem Hause Dunhill. Die nächste Verwandte, die auch recht anständige London-Mixture ist da im direkten Vergleich doch deutlich schmalbrüstiger.

Mein persönliches Fazit: Eine weltklasse Mixture, die ihr Geld absolut wert ist!  Ich kann ihn nur empfehlen. Nur eines muß ich dabei wirklich bedauern: ich kenne keine der Vorgängerversionen…

8 Antworten

  1. Don Perique sagt:

    Trifft das Geschmacksprofil auch nach 6 jähriger Lagerung noch voll auf den Punkt! Schade, daß Peterson die Produktion des Durbar nicht fortgeführt hat!

  2. Peter Hemmer sagt:

    Ja, das kann ich gut nachvollziehen. Vielleicht irgendwann… es war ja schon seltsam, dass so ein toller Tabak auch unter dem Dunhill-Etikett solange nicht verfügbar war. Ich würde es mir auch wünschen, dass der wieder zurück kommt!

    • Es gab doch so ein Standardbeginn bei den Grimms Märchen: „Zur Zeit, wo das Wünschen noch geholfen hat………“

      Wenn wir alle uns die Rückkehr des Durbar wünschen, klappt das vielleicht. Ich bin dabei 🙂

  3. Winfried KARL sagt:

    Bei diesen jetzigen Kommentaren stellt sich die Frage wie dieser Tabak inzwischen bewertet werden muss:?

    https://pfeifenblog.de/robert-mcconnell-heritage-durbar-square/

    • Peter Hemmer sagt:

      Hallo Winfried,
      der Robert McConnell Oriental, wie er jetzt heißt, ist keine Kopie des Durbar, er ist ihm nachempfunden und das ziemlich gut. Als Alternative gut gelungen, aber eben nicht deckungsgleich 1:1! Ich rauche ihn hin und wieder recht gerne, zumal die Basistabake ja auch von STG kommen und der Tabak somit stilistisch nicht weit weg ist von den STG Dunhills.
      Grüße
      Peter

  4. Winfried KARL sagt:

    Hallo Peter,
    danke für die Antwort!
    Vllt werde ich dann doch mal einen Versuch mit dem Oriental Square wagen.
    Leider sind ja meine bisherigen Versuche mit drei anderen Tabaken dieser Reihe nicht so zufriedenstellend verlaufen.

    Grüße
    Winfried

  1. 7. September 2016

    […] Dunhill Tabaken betrachtet. Zu Recht, wie ich heute weiß. Und bin damit nicht allein. Während der Durbar, die London Mixture, der Aperitif und der Ready Rubbed nach meinem Geschmack gelungene […]

  2. 26. Januar 2018

    […] überragenden English Balkan an, der so viele hervorragende Mitstreiter hat wie den Larry`s Blend, Dunhill Durbar, Wilderness und Westminster. Und denke ich an die sorgsam gemischten Zulu, Khoisaan oder Fayyum […]

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