Samuel Gawith | Commonwealth Mixture

„Was fällt Ihnen ein zu dem Begriff „Commonwealth“? 20 Sekunden! Dalli Dalli:“ „Äh. Äh. Canada!“ „Australien!“ „Indien!“ „Neuseeland!“ „Singapur!“ „Äh. Äh. Südafrika!“….. Und was fällt Ihnen zu dem Begriff „Commonwealth“ ganz bestimmt nicht ein? Na? Genau: Kendal Castle!

Kendal Castle ist diese Ruine neben dem Union Jack auf der linken Seite des Dosenetiketts der Commonwealth Mixture von Samuel Gawith und meine Assoziation, betrachte ich dieses Bild, wäre momentan eher sowas wie eine Neuerscheinung namens „Brexit’s Crumble“ etwa aus 100% erlesenem Black Cavendish mit einem einzigartigen Myrrhearoma gereift in Re-Fill Fässern von Magenbitter! Aber als Samuel Gawith’s Commonwealth Mixture das Licht der Welt erblickte, angeblich 1992 um 200 Jahre Samuel Gawith Tobacco zu feiern, war der Brexit fern und der Anlass zweifellos positiv!

Samuel Gawith CommonwealthGefeiert wurde mit der klassischsten Variante einer „englischen“ Mischung, nämlich einer Ribbon Cut Mixture aus Virginia und Latakia. Und das in unserem Fall hier gerecht 50:50 aufgeteilt. Das klingt nicht besonders spektakulär und das ist auch nicht besonders spektakulär. Wer bei der Commonwealth Mixture irgendwas spektakuläres sucht, der hat im Regal daneben gelangt und Balkan Flake, Skiff Mixture oder den Squadron Leader knapp verfehlt!

Das heißt jetzt nicht, dass die Commonwealth Mixture schlecht wäre, denn das ist sie auf gar keinen Fall, es ist nur so, dass man sich fragt, warum man ein 200 jähriges Firmenjubiläum mit so einem grundsoliden, hochwertigen, aber vollkommen unspektakulären Tabak begehen muß?

Samuel Gawith CommonwealthDas wirkt, als würde die Patisserieabteilung vom Dallmayr einen Aniszwieback zum Jubiläumsfest beigetragen haben. Ich mag ja Aniszwieback. Und wenn er gut ist, dann mag ich ihn sogar sehr. Und genau so verhält es sich auch mit der Commonwealth Mixture.

Diese kommt in der neuen Verpackung daher, also vakuumiert mit dickem Pappkarton und Gawith&Hoggarth Aufdruck auf selbigem. Das Tabakbild ist erwartungsgemäß ebenso unspektakulär wie die Komposition: da wechseln sich mittelbraune, dunkelbraune und leicht rötliche dunkle Virginias mit schwarzem Latakia ab. Das Tabakbild suggeriert eine gewisse „Schwere“ und man denkt unweigerlich an den „Untertitel“ des Commonwealth, wie er auf dem Etikett aufgedruckt steht: „Full Strength Mixture“!

Samuel Gawith CommonwealthDa stellt sich dann die Frage, wie stark eine Mischung eigentlich sein kann, die zur Hälfte aus Latakia besteht? Jedenfalls nicht so stark, als dass irgend jemand Angst davor haben müsste, von der Commonwealth Mixture überfordert zu sein! Bruder Leichtfuß ist der Commonwealth aber trotzdem keiner, denn die Virginias verleihen der Mischung schon einen beachtlichen Körper und das auf eine sehr angenehme und unaufdringliche Art. Riecht man an der Commonwealth Mixture, dann zeigt sich der Tabak in erster Linie rauchig. Klar, bei 50% Latakia-Anteil ist nichts anderes zu erwarten – aber die Rauchigkeit ist keine leichte gar ätherische, sie ist erdig und fast ein wenig muffig eingebunden. Hier wirkt der Tabak sehr Old School aber trotzdem attraktiv.

Virginias ist das, was sie in Kendal meiner Meinung nach am besten können und das merkt man auch an der Commonwealth Mixture. Eine malzige und leicht erdige Süsse bestimmt geschmacklich den Commonwealth. Nicht cremig, nicht zitrisch, auch nicht heu-ig und noch nicht einmal besonders süß, aber in einer vollkommen unspektakulären Art und Weise perfekt gemacht. Wie eine perfekt gemachte traditionelle Linsensuppe ohne Schnickschnack! Und das nun gepaart mit der doch sehr vollen Rauchigkeit, das hat was, das macht ein großes Vergnügen, ohne dass man gleich wüßte, warum eigentlich.

Samuel Gawith CommonwealthEs ist der perfekte Alldays Smoke, wenn man einen englischen Tabak will, der einem schmeckt, ohne dass man überlegen müßte, warum er einem eigentlich schmeckt. Die Commonwealth Mixture kommt perfekt konditioniert wie die meisten Latakia-Mischungen von Samuel Gawith. Man kann den Tabak vollkommen problemlos stopfen, anzünden und kühl und gleichmäßig langsam bis zum Ende rauchen, ohne dass sich der Charakter der Commonwealth Mixture geschmacklich verändern würde. Er wird nicht stärker zum Ende hin, auch nie bitter oder beissend. Er liefert eine malzig erdige Rauchigkeit vom Entzünden bis zum Schluss mit einer absolut überzeugenden Konstanz.

Für jemanden, der genau so einen Alltagstabak sucht, ist die Commonwealth Mixture die perfekte Wahl! Will man ein Feuerwerk oder eine große Entwicklung, dann muß man sich anderweitig umschauen! Für Anfänger geeignet ist der Tabak allemal, gerade auch wegen seiner gutmütigen Abbrandeigenschaften, aber ich weiß nicht, ob man als Anfänger die beträchtliche Qualität des Tabaks zu schätzen weiss? Denn die Qualität liegt darin, auf einem hohen Niveau unspektakulär zu sein.


 

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3 Antworten

  1. Als langjähriger SG Geniesser – hauptsächlich der Gepressten – bin ich bei manchen Tabaken aus dem „jahrhundertealten“ Lakeland-Angebot häufig zwiespältig (so auch z.B. beim Grausmich). Nun hat mich das geschmacksreizende Review eine Dose öffnen lassen. Nach 2 Pfeifen, in Tagesabstand geraucht, bleibe ich an einer wiederholt angewendeten Kernaussage des Autors zustimmend hängen: wenig spektakulär. Einen Satz würde ich gerne ein wenig abändern und hoffe, mir nicht den Zorn des Rezensenten aufzuladen: „[…] aber in einer vollkommen unspektakulären Art und Weise perfekt gemacht“ ist für mich treffender mit „aber in einer Art und Weise perfekt vollkommen unspektakulär gemacht“. Ich gebe einem guten halben Dutzend anderer Latakia Mischungen den Vorzug, die mir einen deutlichen eigenen Charakter zeigen, der mir bei der Commonwealth Mixture abgeht. Ich bin froh über diesen Artikel, denn ansonsten würde ich mir weiterhin alle paar Monate vornehmen „…muß mal wieder eine Dose Commonwealth öffnen“. Habe ich jetzt getan und das reicht erst einmal für ein paar Jahre. Kein schlechter Tabak mit guter Qualität der Komponenten, aber für mich eben nix Besonderes.

    • Peter Hemmer sagt:

      Im Gegensatz zu dir ist „unspektakulär“ für mich kein Qualitätskriterium sondern ein Stilkriterium! Du hast eigentlich mit allen „unspektakulären“ Tabaken, die ich sehr schätze, etwa der Elizabethan Mixture oder dem SG Scotch Cut Mixture, deine Schwierigkeiten, insofern wundert mich nicht, dass dir der Commonwealth auch nicht zusagt. Das ist folgerichtig. Ich habe meine Dose ziemlich zügig und mit Genuss weggeraucht. Langweilig wurde er mir nie, aber ich rauche ja auch mehr wie du und wechsele einfach zwischendrin ab!

      P.S.: Mein Text ist genau so, wie ich ihn verfasst habe, richtig! Mich erinnert das an eine Deutschschulaufgabe in der 6. oder 7. Klasse, deren Aufgabenstellung lautete, das Herstellen eines Sandwiches zu beschreiben. Eine Mitschülerin, Einserschülerin in Deutsch, bekam eine 4 mit der Begründung des Lehrers „Das schmeckt nicht“.

      • Unspektakulär ist für mich kein Qualitätsmerkmal, sondern eine Eigenschaft. Die gute Qualität habe ich nicht in Abrede gestellt, dafür ist SG ohnehin bekannt. Ich finde Deinen Text gut und aussagekräftig und kann daraus exakt für meinen Tabakgeschmack den richtigen Schluß ziehen, unterstrichen durch das zweimalige Rauchen. Somit für mich ein treffendes Review.

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