Samuel Gawith | Bothy Flake

Samuel Gawith hat uns seit 1792 zahlreiche hervorragende Tabake beschert und die Einordnung Lakeland Tobaccos geschaffen – zusammen mit Gawith & Hoggarth, mit denen sie seit der Trennung von 1865 ab März 2015 wieder vereint sind. Zahlreiche SG-Tabake sind hier im Pfeifenblog.de beschrieben, darunter auch der hervorragende Forum Plug EPIKUR. Der SG Bothy Flake ist bereits seit Herbst 2014 in Deutschland erhältlich und wird als  A Kearvaig Pipe Club Tobacco ausgewiesen. Bothy bezeichnet eine Hütte/Schutzhütte in meistens abgelegener Gegend, in der Regel ganz minimal ausgestattet. In ein solches Bothy ziehen sich die Herren des Kearvaig Pipe Club gelegentlich zu illustren Veranstaltungen zurück, die sie leider sehr geschmackvoll und honorig dokumentieren und auf ihrer Webseite (Meet the Crew!!!) veröffentlichen. Ich gehe darauf nicht weiter ein, die Fotos auf der Webseite sprechen für sich und lassen nicht vermuten, daß der Club sich wirklich dem passionierten Tabakgenuß und schönen Rauchgeräten widmet. Wie immer: cha­cun à son goût.

Der Flake, in der vorliegenden Dose einigermaßen gleichmäßig dünn geschnitten, wofür SG nicht gerade bekannt ist, gibt ein schönes Tabakbild ab. Allerdings: verglichen mit der Sorgfalt, die MacBaren oder Orlik (STG) auf den Schnitt verwenden, liegen immer noch Welten dazwischen. SG bleibt halt einfach schluderig.

sechs Flake-Scheiben, sechs unterschiedliche Stärken, das muß man erst mal hinbringen…

Ein üblicher SG Virginia mit wenig Latakia und vorgeblich mit „typischem Highland Malt Whisky“ veredelt. (eher wohl ESSENZ!!!!). Den riecht nur, wer die Inhaltsangabe vorher gelesen hat, ansonsten kann auch Terpentin oder irgendein Lacklöser verwendet worden sein. Sie sehen schon, wohin die Reise geht.

Der Flake ist ausnahmsweise nicht klatschfeucht, sondern zum „Sofortverzehr“ geeignet. Er läßt sich nach fachmännischer Befüllung unproblematisch anzünden und brennt oder glimmt, je nach Gusto. Und das war`s.

.. ist zwar dem Geschmack nicht abträglich, aber schön verpackt ist anders.

Ich weiß nicht, wie es gelingt, ein Nullaroma beim Abbrand zu erreichen. Ein geschätztes Mitglied der Münchner Runde, ausgewiesener Tabakkenner, spricht häufig von der Eindimensionalität gewisser Tabake. Ich habe das stets als ein schönes, aber nicht wirklich anwendbares und allgemeinverständliches Kriterium angenommen, bin nun aber durch den Bothy Flake erhellt worden. Es gibt tatsächlich auch noch eine Null-Dimension.

Mir fehlt die Fähigkeit, diesen Flake subtiler zu beschreiben, weil es eben nichts gibt, was zu berichten wäre. Weder etwas Negatives, noch es etwas Gutes. Das reine Nichts. Nach drei Versuchen habe ich es aufgegeben. Warum stelle ich ihn dann überhaupt vor? Na ja, die Dose ziert ein schöner Aufkleber.

Bessere Virginia Flakes gibt es zuhauf, auch aus der SG Produktion. Nimmt man den Dunhill Flake zum Vergleich (noch teilweise erhältlich, aber leider bereits Schnee von gestern), dann scheint der von einem anderen Stern zu kommen.

Samuel Gawith
Bothy Flake
A Kearvaig Pipe Club Tobacco
50g Rechteckdose
erhältlich im deutschen Fachhandel

 

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Bodo Falkenried

exemplarischer Niederrheiner, seit über 55 Jahren in München daheim, genauso lang Pfeifen- und Tabaksammler, versessen auf Musik, Literatur und andere Künste. Unternehmer, Segler, Reisender [..unser Mann in Asien]. Intensiver Marktgeher, immer an Feuer & Herd, sofern in der Nähe.  

6 Antworten

  1. Andi sagt:

    Hallo Bodo,

    ich kann Dir vollauf zustimmen, ich habe den Flake probiert und ihn sofort danach vergessen und nie wieder gekauft. Gekauft hatte ich ihn voller Euphorie, weil ich einmal in genau dieser Bothy übernachtet habe. Ein unvergessliches Erlebnis am gefühlten, sturmumtosten Ende der Welt (das Cape Wrath liegt ja auch gleich daneben). Allein schon der Weg dahin führt einen Tagesmarsch durch militärisches Sperrgebiet, danach raucht man gerne, welchen Tabak auch immer (vielleicht sogar den Bothy Flake ;-)). Wenn ich (hoffentlich nächste Woche!) mal wieder in München zu Euch stosse gebe ich gerne noch einen persönlichen Reisebericht!

    VG
    Andi

    • Servus Andi,

      darüber mußt Du uns unbedingt mehr berichten, ich habe ein Faible für die keltischen „Ende der Welt“ Orte wie Cape Wrath, die Stevenson Trails oder die Pointe Du Raz und andere Orte in der Bretagne, einige habe ich besegelt. Passend dazu dieses hier. Säßen wir beide (und einige Furchtlose aus der Münchner Runde) an den Clò Mór, würde ich mit Dir sogar den Bothy Flake rauchen, sofern der Wind es zuläßt.
      Freue mich auf „demnächst“. Übrigens: um dem für mich meist grausligen Freitags-Klub Faßbieren zu entgehen, folge ich jetzt Deinem Beispiel und führe zu den Klubtreffen neuerdings „Tee am Mann“ mit. Dem Einsichtigen gehört die Welt.

  2. Andreas Krebs sagt:

    Was für ein unfaires „Review“. Der Bothy Flake ist ein sehr angenehm schmeckender, leichter Latakia-Flake mit guten Raucheigenschaften, wenigstens als ich ihn zuletzt geraucht habe.
    Erhellend war hier allein das Eingeständnis „Mir fehlt die Fähigkeit, diesen Flake subtiler zu beschreiben“, womit das Review aus meiner bescheidenen Sicht bestens zusammengefasst wäre.

    • Servus Andreas,

      bitte aus Gründen der Fairness das Zitat vollständig anführen, denn Sie lassen Entscheidendes einfach weg: „….weil es eben nichts gibt, was zu berichten wäre. Weder etwas Negatives, noch es etwas Gutes. Das reine Nichts.

      Ich freue mich für sie, wenn Ihnen der Tabak schmeckt, das bleibt Ihnen unbenommen. Nichts desto weniger ist dessen Geschmackseinfalt nicht gerade typisch für SG, die so viele hervorragende Tabake haben.

      • Servus Bodo,
        ja, mein Zitat war tatsächlich verfälschend – überspitzt, rhetorisch – und ganz bestimmt nicht fair und sachlich. Es war meine recht spontane emotionale Reaktion auf ein von mir als dem Tabak und seinen wie ich meine beachtlichen Qualitäten nicht gerecht gewordenes Review. De gustibus non est disputandem, mag man da mit gutem Recht einwenden und ich will auch gerne akzeptieren, dass Ihr Uhl in diesem Fall halt meine Nachtigall ist. Dennoch glaube ich, dass man gerade über den Bothy Flake noch etwas weiter diskutieren sollte.
        Hab ihn aktuell nicht in der Pfeife, aber die letzte Dose ist noch nicht allzu lange her:
        Der ist kein Feuerwerk an changierenden Geschmacksnuancen, wie etwa die Huber Smoking Mixture aus gleichem Hause, die gerade in meiner Pfeife qualmt. Der Bothy ist aus meiner Sicht mit einem Wort passabel zu beschreiben: „robust“. Das ist ein wunderbar geradliniger Flake, der hat ein zentrales „Thema“, das er vom Anfang bis zum Ende sehr gut umsetzt: mild, würzig, ein ganz klassischer Virginia-Latakia-Flake, sehr moderat rauchig, mit einem dezenten Whisky-Casing. Letzteres ist wie überall sonst auf der Welt mit großer Wahrscheinlichkeit eine Aroma-Essenz (wie auch kein mir bekannter „Vanille“-Tabak mit dem grandiosen Geschmack echter Vanille gesegnet ist, aber das ist ein ganz anderes Thema…)
        Ein solcher „Hüttentabak“ ist – wie auch die kulinarischen Genüsse auf einer „Hüttn“ – nicht wirklich etwas für Feingeister und die Haute Cuisine hat konsequenterweise bis heute z.B. das Bauerngröstl größtenteils vernachlässigt. Zu wenig Vielschichtigkeit, zu robust, zu einfach gestrickt…
        Also doch „nulldimensional“? Kein Geschmackskunstwerk, sondern nur langweilig? Und genau da meine ich, wird man dem Bothy Flake in keiner Weise gerecht. Mancher Genuss ist ganz einfach gestrickt, braucht kein Chichi und keinen Sternenstaub, sondern ist sogar ganz leicht durchschaubar: In unserem Fall der bewährte Gawith’sche Virginia, eine nicht zu große Portion Latakia, ein Spritzer holzig-rauchige Whisky-Essenz und das Ganze als Flake sehr langsam, mild und harmonisch zu rauchen. Manchmal haben auch die ganz einfachen Dinge eine große Schönheit.
        Der Stockton fällt mir dazu noch ein. „Eigentlich“ auch nicht viel dahinter – ein guter Virginia, etwas englischer Cavendish, zusammengerollt und geschnitten, ganz dezentes Casing – wunderbar (wenn auch aufgrund der leichten Tendenz zum Brennen auf der Zunge beim hastigen Ziehen eher für etwas erfahrenere Raucher geeignet). Oder der Gawith Sam’s Flake: Auch da ist es nicht weit her mit der Vieldimensionalität (trotz homöopathisch beigefügtem Orient), aber was für ein wunderbarer, voll-satter Geschmack! Ich will aber gerne zugeben, dass ich nach den ersten zwei Pfeifen vom Sam total enttäuscht war und die Dose beinahe spontan entsorgt hätte. Ich konnte überhaupt nichts an dem finden, das war nur „dicker Rauch“ ohne irgendwas Spannendes für mich. Ab der dritten Pfeife hab ich angefangen, diesen Tabak zu „verstehen“.
        Zuletzt sei mir noch gestattet, auf die Schnittbreite der Flakes einzugehen. Ganz offensichtlich sind auf dem Foto mindestens zwei leicht verschiedene Schnittbreiten der Flakes zu erkennen. Als Leser denke ich mir sofort, „oha, was wird das wohl für Auswirkungen auf den Geschmack haben?“ Und lese dann – leider gar nichts mehr dazu. Meine eigenen, mangelhaften, knick-falt-brösel-rubbel-stopf-Fertigkeiten haben von Pfeife zu Pfeife sicher einen größeren Einfluss auf den Rauchgenuss, als leicht unterschiedlich breite Flakescheiben. Die etwas breiteren Varianten werden wahrscheinlich etwas sperriger beim Einbringen in das Rauchgerät sein, aber die Flakes von Gawith zeichnen sich ohnehin aufgrund ihrer meist im Vergleich recht ledrigen und festen Konsistenz durch ein größeres „Aufmerksamkeitsbedürfnis“ aus, als manch andere Flakes. Ich vermute, das ist der Preis dafür, einen Tabak zu rauchen, der zum Teil mit historischen Maschinen aus dem 18. Jahrhundert hergestellt wird (so man den Quellen im Internet glauben darf). Im Grunde macht es das – für mich – auch zu einem spannenden Unterfangen, mir einen solchen Sonderling von Tabak zu erschließen.
        Damit genug meiner langatmigen Ausführungen und nix für Ungut!
        Ich wünsche fröhliches Smoken (mit was auch immer in der Pfeife),
        Andreas

        • Bodo Falkenried sagt:

          Danke für Deine Antwort, Andreas (ich gehe jetzt einfach mal zum „Du“ über). Ich begrüße es, wenn Raucher wie Du Ihre gegenteilige Meinung zu einem Review äußern. Letztlich eröffnet das für Leser auch andere Blickwinkel, denn wir wollen keinen Dogmatismus aufbauen und sind nicht die „Geschmackspolizei“. Ein Review ist stets der persönliche Eindruck des Autors und sehr oft gibt es konträre Meinungen, zum Glück.

          Nicht auszudenken, wenn wir alle nur noch die gleichen Tabake rauchen würden ……

          Schnittbreite bzw. Stärke der Flakescheiben: Wer wie ich Flakes + Curlies mit der umstrittenen KNICK&FALT Methode in die Pfeife bringt, kann Probleme beim gleichbleibenden Abbrand bekommen, wenn die Scheiben unterschiedlich dick sind. Das ist unerheblich, wenn der Raucher die Flakescheiben völlig aufdröselt (ready rubbed).

          Bis bald, Bodo F.

          Gerade wieder geschehen: ein SG St.James Flake, der u.a. 3 Scheiben von extremer Dicke enthält. Aber das weiß man, ist nicht überrascht und lebt damit ……

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