Restauration einer Deckelpfeife | Passatore

Meine Leidenschaft für Deckelpfeifen ist vermutlich in diesem Kreise niemanden verborgen geblieben. Ständig darauf bedacht, meine kleine Sammlung an Kuriositäten zu erweitern, streife ich ständig durchs Internet und begebe mich auf die Jagd nach diesen, auch Jägerpfeifen genannten …. AH! Jetzt weiss ich endlich, warum die so heissen! *Dem Autor geht ein Licht auf*

Dieses eine Mal war ich jedoch nicht auf der Suche nach der perfekten, seltenen und limitierten Pfeife, welche im allerbesten Zustande dargeboten wurde, sondern mein Begehr war es, ein ganz besonders häßliches Entlein zu ergattern. Eine schwarz lackierte Passatore Full-Bent mit rostigem Deckel fiel mir dabei ins Auge. Die unscharfen Fotos der Pfeife, die der Verkäufer bei Ebay eingestellt hatte, liessen mich hoffen. Kein normaler Mensch mit einem Smartphone ist noch in der Lage unscharfe, verwackelte Fotos zu schiessen, es sei denn, er will dies bewusst tun und auch dann ist das nicht einmal so einfach.
Ich rechnete also mit dem Schlimmsten, also eigentlich mit dem Besten, mit einem perfekten Stück Holz und Blech, um meine Restaurationskünste unter Beweis zu stellen. Denn genau das wollte ich tun, ich wollte ein häßliches Entlein zu einem stolzen, schönen Schwan erstrahlen lassen, oder wenigstens zu einer Schneegans oder zur Not auch zu einer Stockente.

Zwei besondere Herausforderungen reizten mich an der Aufarbeitung dieser Pfeife: einmal die Frage, wie kann ich den scheußlichen (persönliches Empfinden des Autors) schwarzen Lack vom Pfeifenkopf entfernen und zum zweiten, wird es mir gelingen den Deckel sowohl vom Rost zu befreien, also auch künftig vor diesem zu schützen.

Der Lack auf der Pfeife

Recherchiert man das Thema Lackentfernung von Pfeifen, findet man auch in internationalen Foren und Blogs wenig. Anscheinend ist das für die Pfeifenwelt nicht so ein großes Thema. Wohl aber für Gitarristen und Gitarrenbauer. Ich stöberte also durch unzählige Gitarrenforen und versuchte alles über dieses Thema zu verschlingen. Lackentfernung mittels Chemie fällt für mich schon einmal kategorisch aus. Erstens stecke ich mir eine Pfeife in den Mund, anders als das die breite Masse von Gitarristen mit ihrem Instrument vermutlich zu tun pflegt. Wobei ich nicht ausschliessen möchte, dass nicht der ein oder andere Musikschüler nach dem hundertsten Versuch eines ganz besonders verzwickten Riffs, verzweifelt seiner Gitarre in den Hals beisst und zum Zweiten bin ich ein schon fast unsympathischer, fanatischer Umweltaktivist und Ökofaschist. Also keine Lackbeize, auch „Paint Stripper“ genannt. Eine andere, weit verbreitete Methode der Saiteninstrument-Restaurateure ist, neben dem schnöden Abschleifen des Holzes, das Lösen des Lackes mittels Heißluftfön. Die warme Luft soll dadurch die Lösungsmittel des Lackes auflösen und man könne ihn dann mit einem Spachtel abschaben, so die Erfahrungen.

In Pfeifenforen, Facebookgruppen etc. kann man oftmals Berichte über lackierte Pfeifen lesen, bei denen der Lack durch zu heisses Rauchen unschöne Blasen schlägt. Das ließ mich Aufhorchen und weckte in mir die Hoffnung, dass ich meine häßliche Passatore vielleicht doch nicht werde abschleifen müssen. Wobei es mir absurd vorzukommt, dass ein Hersteller bei einem zum Verbrennen von Tabak vorgesehenen Holzstück, einen nicht hitzebeständigen Lack verwenden sollte. Aber diese schlechten Erfahrungen mit blasenschlagenden Lackpfeifen sind beileibe keine Seltenheit. Ich finde solche Berichte sowohl über Vauen als auch Peterson Pfeifen und auch von allerlei No-Names, zu denen vermutlich auch meine Passatore zählt, wenn sie nur endlich geliefert würde.

Der rostige Deckel

Rost zu lösen ist jetzt kein so großes Geheimnis. Es gibt unzählige Methoden, dies zu tun und ich habe es auch unzählige Male schon getan. Werkzeuge, Messer, Teekessel und so weiter. Das für mich einfachste Mittel war immer die Essigsäure. Sie löst den Rost an und danach kann man ihn einfach abschleifen. Bei besonders dicken Rostschichen ist die Opfermetall/Strom Methode sehr erfolgreich. So wird in einem Wasser/Natronbad ein Opferblech und das zu reinigende Stück unter Strom gesetzt und die Rostpartikel wandern wie von Zauberhand von einem Stück zum anderen. Das wäre aber für ein bisserl Flugrost mit Tauben auf Trompeten geschossen, oder waren es Kanonen auf Athen? Nein mit Spatzen auf Eulen … sie wissen was ich meine – ich habe jetzt keine Lust ein blödes Sprichwort zu googeln, ich muss mich auf den Pfeifendeckel konzentrieren. Was würde diesen denn daran hindern, wieder zu rosten anzufangen, wenn ich ihn denn erst von ihm befreit haben werde? Vermutlich bestand er aus einfachem Blech, dass verchromt oder vernickelt wurde. Diese Schicht war vermutlich durch Hitze oder unsachgemäße Behandlung abgesprungen und dann war der Rost gekommen. Das passiert natürlich nicht, wenn man wie Peterson oder Dunhill Silberdeckel verwendet oder sie wenigstens versilbert. Auch Edelstahl wäre eine akzeptable, wenn auch eine nicht so elegante Lösung. Nicht aber so bei meiner künftigen Passatore-Pfeife. Habe ich schon erwähnt, dass sie zu diesem Zeitpunkt meiner Überlegungen immer noch nicht angekommen war?

Würde ich den Pfeifendeckel versilbern können? Das schien mir die allerbeste aller Lösungen zu sein, als ich mich jedoch mit dem Galvanisieren von Metallen zu beschäftigen begann, wurde mir ganz schwummerig. Man kann keinesfalls einfach einen Blechdeckel in eine Brühe halten, Strom darauf geben und den Anblick einer wundersamen Versilberung geniessen. Bei dieser Methode ist eine strenge Reihenfolge von Galvanisierschritten einzuhalten. So haftet Silber nicht auf jedem Metall, man muss es zuerst vernickeln, dann verzinken, verkupfern, dann vergolden und nach einer dünnen Platinschicht kann man mit dem eigentlichen Versilbern beginnen. Nein, so ist es natürlich nicht, aber ich erspare uns hier einen Haufen langweiliger Details, über die ich ohnehin nichts genaues weiss.

Lassen sie uns zusammenfassen: Es ist kompliziert!
Was aber recht einfach zu sein schien, war das vernickeln. Das kann man anscheinend mit einem einfachen Versuchsaufbau und mit Bordmittel realisieren und Nickel ist auch ein sehr guter Rostschutz. Nickel würde meiner „Proleten-Passatore“ ohnehin viel besser stehen, als irgendein Edelmetall für die ganz feinen Leute.

Sie ist endlich da!

In einer verbeulten Kartonage erreichte mich die Pfeife endlich. Der Hermes-Bote in einen Ganzkörpersseuchenchutzanzug gekleidet, warf sie mir von weitem über den Zaun und verzichtete auf eine schriftliche Empfangsbestätigung. Ich rief ihm zu, dass sei schon in Ordnung in dem Paket wäre ohnehin keine wertvolle Hinge-Lid-Peterson, sondern nur eine alte Passatore. Der Bote schüttelte verwirrt den Kopf und flog mit seinen Flügelschuhen stieg in seinen Kleinlaster und fuhr zum nächsten Kunden.

Als Blogger und YouTuber kann man natürlich nicht einfach ein Packerl aufreissen. Nein, wo käme man da hin, man macht natürlich ein „Box-Opening“ oder „Unboxing-Video“.

Ich laufe mit dem Packerl unter dem Arm zum Atelier. Cutter, Kameras, Stativ … Ungeduldig wische ich mit einem Lappen über mein altes Bankerl, welches auf der kleinen Terrasse vor meinem Atelier steht, richte zwei Filmkameras auf mich und setze mich in die Sonne. Ton? läuft! Kamera? läuft! Action!
Mit geschmeidigen Bewegungen, mit gekonnter, eleganter Finesse eines Schönheitschirurgen aus einer amerikanischen Arzt-Serie, schneide ich mit einem golden Skalpell durch die Karton-Ummantelung meiner neuen Pfeife. Totale, Gegenschnitt, Nahe auf das Packerl, Kranfahrt entlang des Verpackungsmaterials ….

Schmarrn! Ich schneide einfach das blöde Paket auf und … bin … etwas enttäuscht.

Die Pfeife ist ja gar nicht so hässlich, wie ich gehofft hatte. Das Mundstück hat nur wenig Bissspuren, der Lack ist unbeschädigt. Gut, mir fällt die Metallapplikation gleich entgegen, als ich das Mundstück entferne. Der Zapfen ist sehr dünnwandig und die Schutzbeschichtung des Pfeifendeckels ist wie erhofft abgeplatzt und verrostet. Die Pfeife ist häßlich genug, mit ihr werde ich eine Geschichte erzählen können und darum ging ist mir ja schliesslich.

Lack ab?

An lackierten Pfeifen scheiden sich die Geister, stelle ich immer wieder fest. Manche mögen die etwas sterile, aber perfekt glatte und gleichmäßige Schicht. Sie ist pflegeleicht und abwaschbar. Zur Pfeifenpflege braucht man keinen Polierbock und Bienen- und Carnaubawachs, ein Lappen und eine Flasche „Meister Proper“ reichen aus (oder natürlich auch „Der General“, „Biff“, eine „WC-Ente“, oder Froschreiniger … keine Werbung). Andere glauben in der Lackschicht den Untergang des Abendlandes oder auch der Morgenlandes oder von mir aus auch Mittelerdes zu erkennen.

Sie verdeckt die Schönheit des Holzes, übertüncht die Maserung und jetzt kommt es ganz dick: hindert die Pfeife am Atmen!

Ja, jetzt wird es heikel, religiös und esoterisch. Ganz glattes Eis! Einige behaupten nämlich, dass die Poren des Holzes durch die Laxckschicht-Versiegelung keine Feuchtigkeit nach aussen abgeben kann und deshalb die Pfeife und der Rauch feuchter würden. Dass der Lack die Poren versiegelt, ist vermutlich unstrittig, aber wird denn das Kondenswasser – denn um nichts anderes handelt es sich bei dieser Feuchtigkeit – überhaupt durch das Holz nach aussen transportiert? Dass die meiste Hitze und damit auch die Feuchtigkeit durch den Kamin verdampft, ist vermutlich auch unstrittig und dass auch einiges der Feuchtigkeit auf den Raucher übergeht, hat sicher auch schon der eine oder andere von uns erlebt (würde es natürlich niemals zugeben).

Aber was ist mit der Aussenseite des Holzes? Wird die feucht?
Ich persönlich konnte das noch nie feststellen. Auch gibt es Bilder von der Länge nach aufgesägten Pfeifen – barbarische Ingenieursseelen waren das bestimmt – bei denen man erkennen kann, dass nur der allererste Millimeter im Holz hinter der Rauchkammer dunkel gefärbt ist. Müsste nicht auch der ganze Holzkopf dunkel werden, wenn die Feuchtigkeitkeit ihn ganz durchdringt? Und tut er das nicht auch? Pfeifen dunkeln nach, unzweifelhaft, aber tun sie das von innen? oder nur durch die „Drecksgriffeln“ des Rauchers von außen.
Und würde denn das „Wasser“, das sich durch die feinen Poren des Wurzelholzes kämpft, in der Mitte überhaupt noch schwarz sein? Könnte nicht dieser besagte erste Millimeter auch als eine Art Partikelfilter fungieren? Fragen über Fragen, die ich nicht beantworten kann. Sie, lieber Leser? ich würde mich über Kommentare dazu freuen.

Was ich aber ohne mit der Wimper zu zucken beantworten kann, ist die Frage, ob der Lack ab muss. Ja, er muss, ich mag ihn nicht. Aus basta.
Die Frage, die mich wirklich beschäftigt ist, ob der Heißluftfön den Lack wird lösen können, oder ist der – wie es ja eigentlich anzunehmen sein sollte – hitzebeständig?

Soll ich euch jetzt alles verraten? Oder soll ich euch auf mein Youtube-Video verweisen, ohne zu „Spoilern“?
Ich werde euch jetzt das Video verlinken und wer es sich nicht angucken mag, der soll jetzt weiterlesen …

ACHTUNG SPOILER!

Sie wollen also mein Video nicht sehen? Sie wollen lieber weiterlesen? Na toll, warum mache ich mir denn die ganze Mühe?
Na gut, ich werde Ihnen vielleicht zugute halten, dass sie möglicherweise sehbehindert sind und sich diesen Text von einer Roboterstimme vorlesen lassen.
Oder sie halten vielleicht auch die unendliche Spannung nicht aus, die ich durch meine herausragenden cinematographischen und erzählerischen Fähigkeiten aufzubauen im Stande bin. Sie würden das Filmchen nur durch die Schlitze ihrer Finger vor den Augen betrachten können, weil sie die Dramatik meiner „hitchcockesten“ Filmkunst nicht ertragen.
Na gut, dann werde ich sie nicht länger auf die Folter spannen und sie von der Last der Spannung befreien und die Ergebnisse meiner Experimente verraten.

Das mit dem Fön und dem Lack war ernüchternd. Ich weiss nicht, wie heiß manche Raucher ihre Pfeifen werden lassen, mit meinem Heißluftfön schlug der Lack kein einziges Bläschen. Und ich habe ihn ja sogar von aussen angewendet. Wie heiss muss dann erst ein Holz innen werden, dass der Lack aussen zu schmelzen beginnt? Oder aber der Lack meiner Passatore ist ganz besonders hochwertig und hitzebeständig. Ich will das einfach jetzt einmal annehmen, ich habe ohnehin viel zu sehr auf dem armen Pfeiferl herumgehackt. Also, herunterfönen ging nicht, ich musste mühsam schleifen.

Jetzt zum Deckel-Spoiler – Sind sie sicher, dass sie nicht doch lieber den Film schauen wollen?
Na gut, dann los:  Der Essig hat – vor allem als ich ihn mit dem Fön etwas erhitzt hatte (so war er wenigstens nicht völlig für die Katz) den Rost sehr schön gelöst. Mit etwas Sandpapier konnte ich ihn dann mühelos abreiben. Nicht zu lösen war allerdings das Problem mit der abgeplatzten Chromschicht. Dieses Phänomen hatte sich durch die Säure eher verschlechtert. Ich musste also den Deckel komplett abschleifen.

Und dann kam die wahre Herausforderung, das Vernickeln. Ich hatte viel im Internet recherchiert und mir auch ein Nickelblech besorgt. Flink in zwei Streifen geschnitten, Löcher gebohrt und mit Kupferdrähten aus einem Lampenkabel an einem alten Ladegerät befestigt (Ich hoffe, das Ladegerät gehörte wirklich zu einem alten Handy und fehlt jetzt nicht an irgendeiner hochwichtigen Backup-Festplatte)
In ein Marmeladenglas Essig und einen Esslöffel Salz gekippt (als hätte ich das allen Ernstes abgemessen), die Nickelanoden reingehängt und Strom drauf.
Sofort fing eine der Anoden an, Blasen zu bilden. Ein munteres Treiben und Blubbern in meinem Marmeladenglas. Nach ein paar Stunden des gebannt Beobachtens wurde es mir langweilig und ich rauchte lieber eine Pfeife (ohne Deckel) draussen in der Sonne. Irgendwann kehrte ich in mein nach Essig stinkendes Atelier zurück (natürlich ohne Pfeife, ich wollte ja keine Knallglasexplosion verursachen) und der Essig wies eine schöne grüne Farbe auf, die mich spontan zu einem irischen Folk-Soundtrack für meinen Film inspirierte.

Eine der Anoden oder Kathoden – ich habe doch keine Ahnung – tauschte ich nun durch ein Pfeifendeckelteil aus und erneut blubberte und sprudelte die grüne Brühe, dass es eine wahre Freude war. An dieser Stelle erlaube ich mir, auf die erhabenen cinematischen Makroaufnahmen meines Filmes zu verweisen, hüstel …

Tatsächlich hatte sich an den Pfeifendeckeln ein neues Metall angelegt (es wird wohl Nickel sein, sollte mich der Verkäufer des Bleches nicht betrogen haben). Es hatte einen leicht matten Glanz und nach etwas behutsamer Polierarbeit nahm es ein ganz manierliches, leicht glänzendes Aussehen an.
Als die Pfeife gebeizt, poliert und auch wieder zusammengesetzt war, fand ich sie richtig hübsch. Nicht makellos, das verhinderte schon meine ungestüm rustikale Herangehensweise, aber doch hübsch, charaktervoll und sauber, vielleicht wie eine Sennerin in einem ausgebesserten Drindlgewand beim Almabtrieb, weder jungfräulich noch klassisch schön, aber sonnengebräunt und vergnügt. Kein glattes Top-Model, sondern eine leicht herbe Naturschönheit. Jetzt gehen mit mir schon wieder die Pferde und die Fantasie durch…

Ich sollte wirklich langsam zum Ende kommen.
Nur gut, dass niemand einen so langen Text liest, ich also hier ganz einsam und allein vor mich hin tippen kann und keiner merkt, was ich für einen Unsinn verzapfe …

Macht es gut, und bleibt gesund!

 

 

 

 

Alexander Broy

Alexander Broy ist Künstler, Grafiker und YouTuber. Mehr zu sehen, hören oder lesen gibt es auf seinem Blog Künstlertagebuch. | Abonniere auch seinen NEWSLETTER

13 Antworten

  1. Also – mir ist das keineswegs zuviel zum Lesen und auch das Video ist toll. Bisher habe ich nichts von Deckelpfeifen gehalten (wozu auch, auf dem Boot ist es immer zu windig zum Rauchen, da hilft auch der Deckel nix). Aber Deine aufwändige und sorgfältige Restauration hat sofort den Wunsch geweckt, es Dir nach zu tun. Also werde ich umgehend das Web nach einer gebrauchten Deckelpfeife durchforsten und bin froh, daß ich nun endlich Daniel Düsentrieb kennen lernen durfte.

  2. Ja von wegen, nicht gelesen…bis zum Schluß durchgehalten, obwohl ich ja schon dein Video gesehen habe. Ist halt wie bei Weltliteratur: erst ins Kino und dann sagen, ach, ich glaub ich les mal das Buch. 😀

  3. Nachdem ich heute morgen schon Dein Video gesehen hatte, habe ich mir Deinen Textbeitrag hier intressiert nochmals zu Gemüte geführt.
    Du hast einsam tippend ganz sicher bis zum Schluss keinen „Blödsinn“ geschrieben und ich hoffe auf weitere Beiträge von Dir.
    Vor allem über Deckelpfeifen die ich auch schätze. Seit gestern ist eine Estate Deckelpfeife von Il Ceppo auf dem Postwege zu mir, die ich dann auf Fecebook auch zeigen werde.
    Von Dir erhoffen ich mir in lockerer Folge gern weitere, lesens + sehenswerte Beiträge zu dieser und anderen Pfeifenarten.
    Herzlichen Dank und Grüsse
    Helmut 🤙🇨🇭

  4. Peter Hemmer sagt:

    Streng genommen ist das ja das exakte Gegenteil einer Restaurierung! Die hätte ja die gewissenhafte Wiederherstellung des Urzustands oder eines anderen Vorzustands zum Zweck. Du dagegen hast froh den Originalzustand elimiert! Ich meine, das muss man nicht tun, aber man kann es tun. Nur Restaurierung ist das keine. Es gibt schwarze Pfeifen und schwarze Pfeifen. Es gibt gefärbte schwarze Pfeifen, wie etwa Dunhill Dress oder Peterson/Sillems, ein Finish, das relativ schwierig ist, und es gibt deckend lackierte schwarze Pfeifen. Beides sieht schwarz aus, aber es sind zwei vollständig verschiedene Sachen. Die ersteren sind teuer, die letzteren billig.
    Mit Feuchtigkeit hat das Verschliessen des Holzes gar nichts zu tun. Das hat zu tun mit Hitzeaustausch von innen nach außen. Und wenn man das Holz an der Oberfläche deckend versiegelt, was der billige Lack im Gegensatz zur Färbung tut, dann wirkt diese Schicht wie eine zusätzliche Barriere. Das ist alles.
    Und ja klar sind das eher seltene Exoten, weil solche Pfeifen mit Deckel halt einfach niemand wirklich braucht. Um ehrlich zu sein: ich glaube, du hast an deiner „Restaurierung“ mehr Spaß gehabt als du mit der Pfeife im Originalzustand gehabt hättest. Die Färbung hat die Pfeife „technisch“ sicher verbessert, aber ob dunkle „Wasserbeizen“ und Carnaubawachs als Finish „halten“, wage ich stark zu bezweifeln…
    Trotzdem Super Sache! Hat Spaß gemacht zu lesen und zu sehen, auch wenn ich immer irgendwie an Ybbs-Hefte denken muss!

    • Hallo Peter, danke für deine Erklärung. Du hast natürlich mit allem recht, ich war alles andere als gewissenhaft bei meiner „Renovierung“, wie es wohl besser heissen sollte. Sinn war ja nicht eine weitere – deutlich minderwertigere als die anderen – Deckelpfeife zu besitzen, sondern die Bastelei und die Geschichte, die ich erzählen konnte.

      Was die Haltbarkeit meiner Beize angeht, so bin ich recht zuversichtlich, weil ich das schon ein paar mal gemacht habe, aber ob die wirklich auf reiner Wasserbasis ist, glaube ich inzwischen auch nicht mehr, weil sie zwar nicht brennt, allerdings auch nicht gerade wie reines Quellwasser riecht. Ich habe sie vor vielen Jahren einmal bei Janzen gekauft.

      Aber da ich ja alles andere als zimperlich mit meinen Pfeifen umgehe, werde ich relativ bald sehen, was meine Nickel- und Beizschichten so taugen, ich halte euch auf dem Laufenden.

      Wenn du vom schlechteren Hitzeaustausch sprichst, meinst du dann damit, dass die Lackschicht eine Wärmedämmung darstellt?

      • Peter Hemmer sagt:

        Ja, ganz genau! Man kann solche Pfeifen natürlich schon rauchen, aber eigentlich ist das eine völlig unnötige funktionale Beeinträchtigung!

        • Ich finde, man kann auch mal die Ratio außen vor lassen, wenn der Bub sich schon so bemüht und hochgefährlich mit Elektrizität und Kohlenstoffmonooxid spielt. Ist ja heute nicht mehr so häufig anzutreffen, wo doch den Kindern jegliche Gefahren, in denen wir uns tummeln durften, vorenthalten werden. Ja, richtig, Ybbs, aber auch McGyver und Balduin Bienlein (Tryphon Tournesol), Knox und Graf von Rummelsdorf. Letzterer hatte, wie auch unser neofränkischer Deckelrenovierer, hinreichend Erfahrung mit hochexplosiven Gasen. Wie bereits kommentiert, hat mich das prozedurale Vorgehen des Autors begeistert und vor allem sein nicht zu erwartendes prozeßgesteuertes Denken in großes Erstaunen versetzt. Das die Pfeife letztlich in den Kanon seiner Pille-Palle Pfeifen aufgenommen werden muß, schafft dem gelungenen Vorsatz keinen Abbruch.

  5. Bernd Fleischmann sagt:

    Vorgangsbeschreibungen waren mir schon während meiner Schulzeit verhaßt. Meistens bin ich schon an der Gliederung gescheitert. Hier haben wir es mit einer mustergültigen Vorgangsbeschreibung zu tun. Mit Einleitung, Haupteil und Schluß ist alles vorhanden, was für eine Beschreibung von Nöten ist. Die Arbeitsschritte sind sachlich, präzise und knapp beschrieben, wobei der Inhalt wohl einen Schulaufsatz sprengen würde. Das Ganze hat Spaß und Lust auf Deckelpfeifen gemacht, aber auch auf vorzügliche Vorgangsbeschreibungen. Peter hat es schon mit seinem Wermut Bericht vorgemacht. Chapeau ihr beiden.

  6. Karl Hirsch sagt:

    Ob jetzt restauriert, renoviert, runderneuert oder umgespritzt – es ist ja was Schönes dabei herausgekommen.

    Mit Deckelpfeifen habe ich leider keine guten Erfahrungen, sie gehen zu schnell aus, und auf die nötige Brise zu warten, um sie in ihrem ureigensten Element spazieren zu führen, dazu fehlt mir der Antrieb eines imperativen Einleuchtens der Wichtigkeit.

    Weil ich ja immer etwas zu meckern habe: Jägerpfeifen haben ihren Namen nicht vom Deckel, sondern von assoziativen Anstupfern an das Waidmannsmilieu. Sind es beim Schnitzel die unvermeidliche Pilzrahmsoße und Speck, so dienen bei der eigentlich immer als hängend ausgeführte Gesteckpfeifen Hornapplikationen, grüne gedrillte Spannfäden mit Bommelchen aus Dachshaarbüscheln und Geweihstückeln als Hinweis „So raucht der Waidmann“. Wenn der Sammler Pech hat, steht auch noch Gruß aus Mittenwald auf der Pfeife.

    Nenn sie lieber Cabriopfeife. Oder vor dem inneren Bild eines nostalgischen Doppeldeckers „Pipe du l‘ aviateur“ oder halt Passatore Aviatore. Dazu gibts sogar einen optisch passenden Tabak von Stanislaw. Der Deckel verhindert dabei zuverlässig, daß bei etwaigen auf den Kopf gestellten Kunstflugprahlereien die Glut nach unten fällt und den Piloten in Brand setzt.

    • Hallo Karl, vielen Dank für deinen Beitrag, da bringst du mich wirklich ins Grübeln. Ich hatte immer gedacht, die heissen Jägerpfeifen, weil man sie im Wald rauchen kann, ohne diesen gleich in Brand zu stecken. Dass du sie mit dem alpenländischen Wurzelsepp-Getümel in Verbindung bringst, ist allerdings auch eine Deutungsmöglichkeit. Dann hätte ich gerne eine mit einem goldenen Dacherl aus Innsbruck …
      Ich werde da dran bleiben und weiter recherchieren. Bei Cabrio-Pfeife denke ich zuerst an dieses hochgezogene Windshield, welches die ersten Dunhills aufwiesen … Liebe Grüße nach Tirol

      • Karl Hirsch sagt:

        Lieber Alex, ich bin genau so neugierig wie Du und habe selber noch einwenig zum Titel Jägerpfeife nachgeforscht. Dabei bin ich auf einen 20 Jahre alten daft-Beitrag über einen schweizerischen Pfeifenmacher aus Schaffhausen gestoßen. Der Peter Fischer ist inzwischen schon länger in Ruhestand, aber man liest, daß eine seiner Spezialitäten die Jägerpfeifen darstellten. Ein Bild beweist: Es kommt auf die Geweihhornapplikation an, die Pfeife selber ist zwar eine Bent, aber auf keinen Fall eine Gesteckpfeife und -ohne Deckel.

        Da stünde es: https://groups.google.com/forum/#!topic/de.alt.fan.tabak/gXAPWy-xzD4

        13 Jahre später gab es noch eine Tonaufzeichnung eines Interviewa, da dachte er schon ans Aufhören.

        https://www.srf.ch/news/regional/zuerich-schaffhausen/pfeifen-haben-eine-persoenlichkeit-und-einen-charakter

        Ich bin früher fast jedes Jahr einmal in Schaffhausen gewesen, das Geschäft habe ich so beim Vorbeigehen schon einmal gesehen, aber keine Zeit gehabt mir die Straße zu merken, später hab ichs dann nimmer gefunden. Aber Jägerpfeife hätte ich sicher keine gekauft, bin ich schon meinem Namen schuldig.

        • Danke Karl,

          sehr interessant von diesen Schaffhauser Jägerpfeifen hatte ich noch nie gehört. Meine Recherchen waren bisher nicht so erfolgreich. Lediglich bei Hochrain habe ich kurze Hinweise gelesen. Er reiht die Jägerpfeifen in die Kategorie „Berufspfeifen“ ein. Es gab wohl für viele Berufe unterschiedliche Pfeifentypen. Unter anderem eben Jägerpfeifen. Dass die mit „Hirsch“-Horn verziert waren ist anzunehmen (tut mir leid, ich kann dir die Wahrheit nicht ersparen.)

          Den einzigen Hinweis auf eine Deckelpfeife fand ich gleich im Anschluss in der Kategorie „Golf-Pfeife“ Auf manchen Golfplätzen war, laut Hochrain, das Rauchen ohne „Deckelchen“ wegen möglichem Funkenflug verboten. (schrecklich diese preußische Verniedlichungsform – das heisst „Deckerl!

          Dass das Deckerl in erster Linie gegen Funkenflug und nicht als Windschutz gedacht war, hatte ich schon vermutet.
          Ich forsche weiter. Für sachdienliche Hinweise zur Geschichte der Deckelpfeife wäre ich dankbar.

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