Laos – und heute auf den Titelseiten

Das Grundprinzip amerikanischer Politiker und Militairs, nichts von den Ländern und Nationen zu wissen, die man verpaktiert, bekämpft oder politisch, kulturell und merkantil verreinnahmt hat, ist wie betoniert. Ein anderes Prinzip, nämlich das man nie auslerne, gilt nicht für die Vereinigten Staaten. Von all den Krisengebieten, die amerikanischer Imperialismus allein nach dem 2. Weltkrieg maßgeblich mitgestaltet, wenn nicht gar initiert hat, ist nur ein Chaos übrig geblieben, das immer einem verfehlten Ziel geschuldet wurde. Amerika ging einfach heim, meistens geschlagen oder zur Einsicht gelangt: so in Korea und Vietnam, im Irak, in Afghanistan und Libyen, im übrigen Mittleren Osten, in Nordafrika und an unzähligen Orten mehr.

Wenn der Republikaner Trump davon spricht, er wolle als gewählter Präsident – so es denn nicht verhindert werden kann – Amerika wieder groß machen, so denkt er sicher nicht an all das Chaos, das dieses Land bisher angezettelt hat. Denn, wie es mit zeitgeschichtlichen Ereignissen so üblich ist, setzt eine realistische Analyse erst Jahre später ein und Amerika´s Eingreifstrategie und das weitgehend gescheiterte Engagement für eine politische, militärische und wirtschaftliche Einflußnahme [siehe Cuba] ist für den Zustand unserer heutigen Welt weitgehend mit verantwortlich. Bald darf man wieder die Frage stellen, ob nicht an der Macht befindliche Sadams, Gaddafis und Mubaraks den IS gar nicht erst hätten entstehen lassen oder ob die Ukraine ohne das ach so tüchtige Triumvirat aus EU, Nato und USA nicht in besseren Verhältnissen wäre. Alles noch Theorie, aber in ein paar Jahren wissen wir mehr…….

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Laos – das einzige Binnenland in Südostasien

Barack Obama macht heute eine Stipvisite in eines der ärmsten Länder der Welt, wenn nicht gar in das ärmste überhaupt: Laos, streng alt-kommunistisch regierte knapp 7 Millionen Lao. Während des Vietnamkrieges blieb Laos neutral, und wurde doch von durch die CIA initierte Flächenbombardierung zu dem während dieses Krieges am stärksten betroffenen Gebieten, ja der Welt. Der sogenannte Laotische Bürgerkrieg, der quasi parallel zum Vietnamkrieg, oder geschichtlich präziser dem Zweiten Indochinakrieg, stattfand,  wurde zum „privaten“ Aufmarschgebiet einer paranoiden CIA, die das nicht nur vor der Öffentlichkeit, sondern vor Senat, Kongress und Regierung geheim gehalten hat. Das Nationalarchiv der USA spricht von über 270 Millionen Tonnen Streubomben, die über Laos abgeworfen wurden. Und ca. 30% der Bomben explodierten nicht und liegen jetzt auf den Feldern, in den Wäldern und Flüssen als Blindgänger. Ein voller Erfolg für die Rüstungsindustrie der USA, die keinen Gedanken an Ausgleichs- oder Reparationszahlungen verschwendet haben. Vielleicht plagt die Verantwortlichen auch deshalb kein Gewissen, da Regierung und Kongress von der CIA über das Dauerbombardent überhaupt nicht informiert wurden und es sich somit um geheime Aktionen gehandelt hatte. So geheim wie der CIA Stützpunkt Long Cheng. Wie hieß es doch jahrelang so stolz aus Cupertino: wir haben die erste Informationsgesellschaft entwickelt. Mag sein, bis nach Langley, und von dort wieder hinaus, hat es sie aber nicht geschafft. Unfassbar.

Über 2 Tonnen Bomben pro Kopf hat die CIA in Laos „investiert“, nutzlos, planlos und irrwitzig.

Und warum soll uns das jetzt interessieren, im September 2016, über 40 Jahre nach Beendigung des Vietnamkrieges ? Weil 80 Prozent der Lao in der Landwirtschaft tätig sind und die nutzbaren Agrarflächen unverändert in einem enormen Ausmaß bombenverseucht sind. Geschätzte 30.000 Lao, darunter fast 10.000 Kinder, sind nach dem Krieg getötet oder zu Schwerstbehinderten geworden. Die letzteren leiden unter einem besonderen Los, denn für gläubige Buddhisten sind Behinderte eine Bestrafung der Vorfahren für deren Sünden und werden meistens der Öffentlichkeit entzogen.

Wird der US–Präsident es auf den letzten Meilen seiner Regierungszeit tatsächlich schaffen, dem geschundenen Volk der Lao Gerechtigkeit und dringend benötigte Hilfe angedeihen zu lassen? Oder verschwindet Laos wieder von den Titelseiten, sobald die Airforce One abgehoben hat? Ein Blindgänger wie Trump wird sich jedenfalls um Blindgänger in der Tonebene von Laos nicht kümmern.

Einen Bericht über meinen letzten Besuch in Laos im vergangenen Jahr verfasse ich demnächst.

Literatur, die vieles erklärt:

Tim Weiner, CIA

Joshua Kurlantzick, The Ideal Man: The Tragedy of Jim Thompson and the American Way of War

Süddeutsche Zeitung

Viet Than Nquyen, Der Sympathisant

 

 

Bodo Falkenried

exemplarischer Niederrheiner, seit über 55 Jahren in München daheim, genauso lang Pfeifen- und Tabaksammler, versessen auf Musik, Literatur und andere Künste. Unternehmer, Segler, Reisender [..unser Mann in Asien]. Intensiver Marktgeher, immer an Feuer & Herd, sofern in der Nähe.  

6 Antworten

  1. Hans Rucker sagt:

    Wieso Theorie? Sadam, Gaddafi und Mubarak haben ihre Bürger unterdrückt, aber vermutlich den IS verhindert. Die amerikanischen Interventionen führten nur zu Hunger und Tod. Resultat ist die gigantische Flucht von Millionen Menschen. Aber das Problem hat nicht die USA sondern Europa.
    Lockheed for ever.

  2. Ich kannte natürlich Laos wieder überhaupt nicht. Vermutlich haben sie dort kein trinkbares Weißbier. Wenn da so viele Minen auf den Feldern liegen, dann entschuldigt das vieles. Wer will schon zwischen lauter Blindgängern Hopfenstangen in den Boden einschlagen. Obama wird ja wohl endlich ein paar Dollars da lassen, hoffen wir, dass die auch bei den Bauern ankommen und nicht bei irgendwelchen Parteibonzen, die davon Heineken oder Forsters kaufen.

  3. Die Lao Brewery Company braut seit 45 Jahren ein ganz passables Beer, das Beerlao. Der Hopfen stammt überwiegend aus der bayerischen Hallertau. Beerlao hat seit langem einen nationalen Kultstatus und braucht sich vor den ungeliebten, aber dennoch bewunderten Nachbarn aus Thailand nicht verstecken. Wer demnächst in die Nähe von Vientiane, der Hauptstadt reist, sollte eine Brauereibesichtigung einplanen. Wermutstropfen 1: die Brauerei ist derzeit wegen umfangreicher Renovierungsarbeiten für Besichtigungen geschlossen. Wermutstropfen 2: Der unsägliche Carlsberg Konzern hat sich am „Stolz von Laos“ mit 50% beteiligt.

  4. —- für die ganz Eiligen ……
    LBC, Km 12 Thadeua Road, Hatsayfong District, Vientiane LAO PDR, Tel: +856-21 812001, E-mail : info@beerlao.la

  5. Anonymous sagt:

    Hallo zusammen,
    nichts deutet derzeit darauf hin, dass, wie Bodo es in den Raum gestellt hat, seitens der Amerikaner irgendetwas unternommen wurde, um die Schuld für die Folgen dieses vollkommen sinnlosen wie folgenreichen Gebarens auch nur im Ansatz wieder abzutragen. Wenn das überhaupt möglich ist. Es ist auch nicht zu erwarten, in diesen Tagen in der Ägide eines wirren Kriegstreibers, der heute sowenig, wie seine Ahnen damals, die Folgen seines Tuns verstehen könnte, wenn in diesen Kreisen überhaupt jemals etwas verstanden wurde, ausser den Zusammenhängen zwischen Macht und Kontostand.
    Es ist erschreckend und beschämend zugleich, dass, wenn diese Dinge schon passieren mussten, es anscheinend nicht möglich sein soll, tatsächlich aus der Geschichte zu lernen.
    Was die Abschweifung mit dem Bier betrifft, so werde ich vermutlich, im Angesicht eines niemals zu erwartenden Besuches, unsere hiesige Familienbrauerei weiterhin unterstützen.

    Gruß Jens

  1. 20. August 2017

    […] Nguyen vorgelegt hat. Die USA und ihre selbstbehauptete publizistische Deutungshoheit für das aus niedrigsten, paranoiden Beweggründen und schizophrenen Sichtweisen und prognostisiertem Iirrsinn angezettelte Disaster hat weitere Risse […]

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