HU Tobacco | Gran Reserva Limitada 2 Años CERVANTES

Eine ganz und gar unseriöse Erscheinung! Nicht vertrauenserweckend und vollkommen unzuverlässig! So wäre unser Bild von Cervantes und nicht mal unseres sondern das irgendwelcher lokalpatriotischer Hobbyhistoriker, denn wir würden ihn trotz aller fehlenden Seriosität gar nicht kennen, hätte er denn nicht diesen einen tollen Roman geschrieben. Und nach ihm wäre ohne dieses Ritterromans auch nie und nimmer ein Tabak benannt worden, geschweige denn ein Institut oder irgendwelche Strassen und Plätze.

Im Gegensatz zur Autorenpersönlichkeit sind Institut, Strassen und Plätze und der Tabak vor allem allerdings gar nicht halbseiden, sondern Monumente der Seriosität! Und wo findet man das denn heute noch, Seriosität zum Aufrauchen? Noch dazu mit Genuss! Großem Genuss! Ganz real. Phantasielos sozusagen!

HU Tobacco Gran Reserva LimitadaIn ganz realen Dosen, die man aufheben und sogar stapeln kann! Ganz seriöser Spitzentabak, von Vollprofis gemischt, gelagert und gereift! Vollprofis mit vielen Jahren Erfahrung und Know How! Hier in dieser Oase geschriebenen Wortes besprochen, frei von unbeholfen videoaffinen Plastiksackerlapologeten, denen man in jeder Hinsicht als Zwangslektüre das Märchen von des Kaisers neuen Kleidern anheimstellen möchte, damit sie vielleicht mal drüber nachdenken, womit sie da eigentlich ihr mediales Über-Ego füttern, wenn’s der eigene Geschmackssinn und das Urteilsvermögen mangels Sachkenntnis schon nicht hergeben…

HU Tobacco CervantesAber zurück zum Tabak: der Cervantes ist der zweite limitierte Tabak, den Hans Wiedemann/HU-Tobacco eigentlich für die diesjährige Pfeifenshow in Hamm geplant hatte und der jetzt am 24.8. auf den Markt kommt, nachdem die Show ja bekanntlich COVID-19 zum Opfer fiel. Natürlich ist auch der Cervantes wieder in Zusammenarbeit mit Kohlhase&Kopp entstanden! Wie der Rocinante auch, ist der Cervantes limitiert. Limitiert heißt in diesem Fall, wie auch beim Rocinante, ein paar hundert Dosen à 50g. Dafür, dass das ein Versuch war, ein paar professionell gereifte Tabake zu machen, sind diese Mengen für einen so kleinen Betrieb sehr respektabel wie ich finde. Und wenn der sogenannte Fachhandel in der Lage war, dieses Mal mit etwas mehr Augenmaß zu planen, dann wird auch nicht das Zerrbild entstehen, der Tabak wäre nach ein paar Stunden komplett ausverkauft… Wir werden sehen was passiert! Trotzdem, mit der Erfahrung des Rocinante im Gedächtnis, dürfte es nicht schaden, wenn man den Cervantes haben will, sich auch drum zu kümmern und nicht all zu lange zu warten?

HU Tobacco CervantesWar der Rocinante ein Virginia-Blend mit einem kleineren, aber durchaus respektablen Burley-Anteil, so ist der Cervantes ein Burley-Blend mit einem respektablen Virginia-Anteil! Dazu gesellen sich Perique und Kentucky. Im Tabakbild erscheint der Cervantes dem Rocinante auf den ersten Blick relativ ähnlich, eine mittelbraune Ribbon-Cut Mixture schönen Kontrasts mit ein klein bisschen Ready-Rubbed-Anteilen und ein paar dunkleren Tabaksprengseln, die den Cervantes vom Rocinante abheben. Hier ist mehr Perique im Spiel als beim Rocinante. Das kann man auch riechen, denn wir haben nicht nur all die schokoladig-nussigen Noten, die uns die Burleys geben und ganz dezent im Hintergrund die malzigen Noten der Virginias, sondern auch deutlich Trockenfrüchtearomen und zwar sehr viel präsenter als beim Rocinante! Dass man einen Tabak von dieser Schnittart problemlos stopfen, anzünden und gleichmäßig langsam rauchen kann, bedarf eigentlich keiner Erwähnung zumal die Feuchtigkeit in der Dose perfekt ist.

Bereits die ersten Züge des Cervantes zeigen uns, was den Tabak ausmacht: geschmackliche Opulenz mit Tiefgang! Opulenz der Burleys, Schokolade und Nüsse mit Röstaromen, gebrannte Mandeln, malzige Brotnoten mit den Röstaromen dunkler doppelt gebackener Brotkruste. Getrocknete Feigen, Dörrzwetschgen und saftige Sultaninen! Und wieder Schokolade und Nüsse! Durch die Virginias hat der Tabak auch Creme und Tiefgang – und auch die nötige Kraft, um diese Aromenvielfalt zusammenzuhalten und ihr eine solide Basis zu verleihen! Ganz klar: beim Cervantes ist deutlich mehr Lametta als beim Rocinante! Das sehe ich aber nicht als einen qualitativen Unterschied sondern als einen stilistischen: der Rocinante wirkt eher wie eine schüchterne Schönheit, mehr wie Audrey Hepburn als Marilyn Monroe, mit der der Cervantes vielleicht besser charakterisiert wäre! Man verzeihe mir den Vergleich! Gefallen tun sie mir natürlich beide und Ihr wisst, was ich meine!

Beide Tabake haben etwas gemeinsam, das ist ihr Tiefgang und das sind die fehlenden Kanten! Dass der Cervantes viel akzentuierter wirkt, hat seine Ursache in der Konzeption der Mischung! Aber ihm „fehlen“ (in Wirklichkeit fehlt gar nichts!) die Kanten genauso wie dem Rocinante, nur äussert sich das anders. Dazu muss man sich eigentlich nur die Frage stellen, warum man Tabake eigentlich überhaupt reift? Was will man denn damit, mit diesem ganzen Aufwand, der viel Geld kostet, eigentlich erreichen? (Dass bei dieser ganzen peinlichen Youtube-Diskussion um den Rocinante kein einziger aus dieser ganzen „Community“ auf die Idee kommt, diese Frage zu stellen, spricht Bände!!!) Was passiert bei diesem Reifeprozess? Ganz einfach: die einzelnen Geschmackskomponenten vereinen sich, der Geschmackseindruck wird komplexer, intensiviert sich und die Unterschiede der einzelnen Bestandteile der Mischung, also die Kanten oder das, was wir Kanten nennen, nehmen sich immer mehr zurück zugunsten eines einzigen komplexen Geschmacksbildes.

HU Tobacco CervantesGenau das passiert auch beim Cervantes! Nur wirkt es anders, weil die Mischung per se viel extrovertierter komponiert ist als der introvertierte, in sich ruhige Rocinante. Da steht auf der einen Seite ein Feuerwerk mit Champagner und auf der anderen eine kleine Abendgesellschaft mit Cocktails. Die Freunde des einen mögen dem anderen nicht vorwerfen, anders zu sein! Für den Cervantes heißt das, dass wir die ganze Füllung über diese geschmackliche Opulenz im Mund haben, kontinuierlich und ohne dass man sagen könnte, dass sich zum Ende etwa der Perique deutlicher meldete als die Virginias oder der Kentucky noch ein kleines rauchiges Solo gibt, nein, wir haben hier einen unendlich schönen und fein gewobenen Teppich, der uns überall mit seiner Vielfalt begeistert, ohne dass wir von Weitem schon sehen könnten, dass er rot gelb blau und grün ist. Der Cervantes ist ein sehr kraftvoller Tabak, aber dabei kein übermäßig starker Tabak – ich würde ihn so bei den Navy Rolls einpendeln.

Gerade für einen Burley-Blend ist der Cervantes ein extrem tiefgründiger Tabak, der eben nicht (nur) die Schokoladenherrlichkeit ins Rampenlicht schiebt, eine Schokoladenherrlichkeit, von der er reichlich hat, sondern dem der Reifeprozess extrem gut getan hat! Ich habe den Tabak vor einem guten Jahr schon mal probieren dürfen und ich würde fast sagen, dass sich der Cervantes unter den drei Blends am meisten verändert hat in diesem zweiten Jahr: Extrem attraktiv fand ich den auch schon vorher, aber dieses zweite Jahr des Reifens hat dem Tabak einen ziemlich beeindruckenden „Schliff“ verliehen, weg von jeder Vordergründigkeit, indem vor allem die Burleys sich mit dem Perique noch mehr verbunden haben und gleichzeitig der Perique sich auch noch intensiver eingebracht hat. Der Cervantes ist für mich eher ein Burley-Perique-Tabak als ein Burley-Virginia-Tabak! Und so, wie sich der Tabak im Moment präsentiert, einer von allererster Klasse! Um ganz ehrlich zu sein, da fällt mir jetzt nicht vieles ein, was auf diesem Burley-Niveau mitspielt – auch wenn ich ins Burley-Stammland über den großen Teich blicke… Der Cervantes ist schon ziemlich großes Kino!

Wie für den Rocinante gilt auch für den Cervantes:

P.S.: Normalerweise sind alle Tabake, über die ich schreibe, käuflich erworben. In diesem Fall hat mir Hans Wiedemann eine Dose zu Testzwecken geschickt, was mein Urteilsvermögen allerdings nicht im Geringsten beeinflusst hat.

 

7 Antworten

  1. Jürgen Gradenegger sagt:

    Hallo lieber Peter,

    das ist doch mal ein schönes Review zu einem schönen Tabak! Ich habe ja auch ein Dose von Hans im Vorfeld bekommen und auf Facebook mein Review am Donnerstag veröffentlicht. Ich kann dir nur voll und ganz zustimmen. Es ist ein Burley-Perique Blend und die Virginias spielen auch meine rMeinung nach geschmacklich eine geringere Rolle. Wobei sie natürlich nicht unwichtig für die Mischung sind. Ich denke, dass dieser Tabak die Krittiker des Rocinante wieder versöhnen wird. Und was die unsere amerikanischen Freunde angeht: Wenn die wüssten was wir hier so alles von Hans zu rauchen bekommen, sie würden sich die Augen reiben! Leider wird dieser Tabak wohl nicht dne Weg über den großen Teich finden. Ein lebhaftes Interesse an HU-Tabaken gibt es aber schon.

    Rauchige Grüße

    Jürgen

    • Peter Hemmer sagt:

      Hallo Jürgen,
      vielen Dank und ich würde auch denken, dass wir den Cervantes ähnlich sehen! Apropos Rocinante-Kritiker: da gab’s ja eigentlich nicht viele und die meisten von denen machten den Eindruck, als müßten sie einfach auch noch mal den Fuß heben… Das, was mich an der Youtube-Debatte wirklich erschüttert hat, ist die Tatsache, dass dort offensichtlich niemand in der Lage war, sich sachlich wie inhaltlich mit dem Tabak und der vollkommen unberechtigten Kritik auseinanderzusetzen! Da war niemand, der auf die Idee kam, einfach die inhaltlich naheliegenden Fragen zu stellen! Was ist denn das für eine „Community“? Niemand!
      Da der Cervantes mit deutlicheren Primäraromen gesegnet ist, ist es vermutlich für viele wesentlich einfacher, einen direkten Zugang zu dem Tabak zu finden als beim vergleichsweise „verschlosseneren“ Rocinante? Ich persönlich mag ja so Tabake wie den Rocinante sehr sehr gerne!
      Herzliche Grüße
      Peter

      • Jürgen Gradenegger sagt:

        Hallo Peter,

        ja das ist eine sehr berechtigte Kritik an der YT-Gemeinde. Videos für YT drehen ist ja ein Teil meies Berufes. Deswegen habe ich wenig Interesse das auch noch fürs Hobby zu tun. Zumal das hin undwieder vermintes Gebiet zu sein scheint. Deswegen schreibe ich nur. Und das auch nur hin und wieder. Was deine Vermutung zu der gemainsamen Einschätzung angeht, kann ich die nur bestätigen. Dem ist so und den Rocinante finde ich jet nach längerem Vergleich auch interssanter, da ich genau diese Richtung auch bevorzuge. Den Cervantes mag ich auch sehr, aber eben nur hin und wieder. Wenn man mal was deftiges haben will.

        Herzliche Grüße

        Jürgen

  2. Karl Hirsch sagt:

    „….frei von unbeholfen videoaffinen Plastiksackerlapologeten, denen man in jeder Hinsicht als Zwangslektüre das Märchen von des Kaisers neuen Kleidern anheimstellen möchte, damit sie vielleicht mal drüber nachdenken, womit sie da eigentlich ihr mediales Über-Ego füttern, wenn’s der eigene Geschmackssinn und das Urteilsvermögen mangels Sachkenntnis schon nicht hergeben…“

    • Jürgen Gradenegger sagt:

      Hallo Karl,

      na ja, ich denke das dürfte längst verjährt sein. Wir waren ja alle mal jung! 😉

      Herzliche und vor allem rauchige Grüße,

      Jürgen

  3. Marvin sagt:

    Liebe Runde,

    Aktien kann man aus dem Bauch heraus kaufen oder nach aufwändigen Modellrechnungen. Wenn Ärzte Diagnosen stellen, können sie das mit geworfenen Hühnerknochen machen oder Computertomographien via KI auswerten. Und über Pfeifentabak kann man drauflosschreiben oder… oder was?

    Die Methoden, nach denen Kenner den Geschmack von Tabak untersuchen, interessieren mich, pardon, brennend. Durch die Linse welcher Qualitätsphilosophie oder gar Geschmacksepistemologie schaut der Betrachter? Was ist objektivierbar, wie verändern situative Faktoren das Empfinden?

    Dazu wünsche ich mir mehr Beiträge – als Achtsamkeitstraining. Raffinesse ist ja ein Reichtum, der sich durch Teilen vermehrt.

    LG
    Marvin

    • Servus Marvin, Sie bringen schöne, treffende Beispiele, wie man sich Themen – gleich welcher Natur- nähern kann. Wenn Sie die hier veröffentlichten Tabakbeschreibungen eine zeitlang verfolgt haben, so werden Sie – abgestellt auf die 3 bzw. 4 Autoren – genaue diese Ihre Anforderungen behandelt vorfinden. Und Sie wissen auch nach gewisser Zeit, wie der Autor „tickt“, welche Prämissen er setzt und welche Rauchumgebung er sich während der Tests schafft. Der Artikel über diesen Tabak hier ist ein gutes Beispiel für eine treffende Informationsübermittlung, die ausschließlich auf den vom Autor Peter Hemmer selbst „errauchten“ Eindrücken besteht, allerdings wie gewohnt einhergehend mit profunden Kenntnissen über die einzelnen Tabakkomponenten und das Gesamtergebnis.

      Für mich bedeuten z.B. Aromaten und die meisten aromatisierten Tabake (eigentlich alle) das Fegefeuer. Sollte ich einen solchen Tabak beschreiben -und für mich noch schlimmer, ihn mehrfach rauchen müssen :)), so käme für den Leser, der sich ja neben der Unterhaltung auch eine Unterstützung wünscht, nix Gescheites heraus. Weil meine“Linse“ in diesen Fällen getrübt wäre.
      Bleiben Sie uns gewogen
      Liebe Grüße, Bodo

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