Gawith & Hoggarth | Ennerdale Flake

Ennerdale Water, Ennerdale Lake, Ennerdale Bridge – der Name Ennerdale allein führt uns in den Lake District, ins Lakeland im Nordwesten Englands. Seen, Berge, Fichtenwälder – und zwei Tabakmanufakturen, die sich jüngst wieder unter einem Dach eingefunden haben. Unter dem Dach von Gawith Hoggarth & Co Ltd., einem Tabakproduzenten, der immerhin schon seit dem 19. Jahrhundert Tabak verarbeitet. Während die Produkte der älteren der beiden Marken, S.Gawith, in Deutschland erhältlich sind, muß man die Tabake von Gawith Hoggarth mühsam im Ausland organisieren. Schade eigentlich, denn im Portfolio von Gawith Hoggarth befinden sich so einige Preziosen, die einen näheren Blick – und einen Import durchaus wert wären.

Dose EnnerdaleEine dieser Preziosen ist der Tabak, um den es hier geht: der Ennerdale Flake. Ich glaube, es gibt wenige Tabake, über die ähnlich viel geschrieben wurde wie über den Ennerdale, den es übrigens nicht nur als Flake sondern auch als Mixture gibt. Selbst eine Plug-Version soll existieren… Dieser Ennerdale Flake ist sowas wie der Inbegriff des englischen Hocharomaten und als solcher legendär: legendär geliebt wie legendär verabscheut. Ein Tabak, der niemanden kalt lässt und der so extrem ausfällt, dass er wie nur ganz wenige Tabake extrem polarisiert. Man hasst ihn oder man liebt ihn – was dazwischen gibt es nicht. Ich liebe ihn. Aber das war keine Liebe auf den ersten Blick, ganz und gar nicht, sondern ein mühsames, langsam skeptisch beäugendes Anfreunden über Umwege, das letztlich in einer langjährigen und andauernden Affäre endete. So ein bis zweimal die Woche werde ich meinen Latakia-lastigen Alltags-Engländern und den Virginia/Periques untreu und genehmige mir eine Füllung Ennerdale Flake. Mit Hingabe und Begeisterung. Mehr wäre mir allerdings zuviel. Zuviel der Exotik, die dann keine mehr wäre.

Meine erste Begegnung mit dem Ennerdale Flake hatte ich vor gut 15 Jahren, als mir Cornelius Mänz ein Päckchen mit Tabakproben nach Rom geschickt hatte. Darin waren nahezu die gesamten englischen Aromaten von S.Gawith und Gawith Hoggarth in kleinen Plastiktütchen – das Aroma, das mir beim Öffnen aus dem Päckchen entgegenschlug habe ich noch heute in der Nase. Überwältigend. Unvorstellbar. Wie ein Pennäler in einem orientalischen Bordell fühlte ich mich damals. Und auch wenn ich schnell gemerkt habe, dass mir die meisten Flakes damals zu dicke Hintern hatten oder zu stark parfümiert waren, so habe ich mir doch diesen ersten wunderbaren Eindruck bewahren können. Und das, obwohl meine erste Begegnung mit dem Ennerdale Flake schnell beendet war: nach knapp einer Minute hatte ich fast panisch die Pfeife geräumt und die Flucht ergriffen. Sowas soll man rauchen können? Um Himmels Willen! Ich nicht. Fall erledigt! Pennäler halt…

Dose Ennerdale Packung EnnerdaleUnd jetzt kommen wir zu den Umwegen: Ich hatte mir einige Monate später eine Balleby-Bamboo Estate gekauft, die, wie sich kurze Zeit später herausstellte, aus der Sammlung eines lieben Pfeifenfreundes und Sammlers aus Ulm stammte, der damals fast nur Ennerdale rauchte. Der Verkäufer der Pfeife hatte entweder versäumt, die Pfeife komplett zu neutralisieren oder aber, was wesentlich wahrscheinlicher war, es war ihm schlichtweg nicht gelungen. Hier kommen wir zu einem entscheidenden Punkt: Ennerdale fordert eigene Pfeifen. Er „markiert“ geradezu die Pfeifen aus denen er geraucht wurde. Wenn mehrmals, dann unwiederbringlich. Die Folge ist ein deutliches Crossover mit allen anderen Tabaken, die daraus später geraucht werden. So war das auch bei meiner Balleby-Bamboo. Das Komische daran war nur, dass mir meine Latakias mit dem Ennerdale-Hintergrund recht interessant vorkamen. Ob sich da nun die orientalische Schönheit in ein schlichtes Schwarzes kleidete oder die schöne Alltagsbegleiterin ein orientalisches Parfüm auflegte, war einerlei: das Ergebnis war attraktiv und interessant. Und als mir der Ulmer Sammler, dem ich davon erzählt hatte, anläßlich seines Besuchs in Rom, einen Ziegel selbstgepressten Krumblekakes aus Latakia und Ennerdale mitbrachte, war ich glücklich. Von dem Tabak habe ich noch heute, er wird so einmal im Quartal geraucht. Mit allergrößtem Vergnügen. Nicht zuletzt war es dieser Tabak, der mir den Weg zum Ennerdale eröffnet hat. Das ist nun über zehn Jahre her und seitdem rauche ich Ennerdale als Seitensprung…

Was aber hat es denn nun mit dem Ennerdale auf sich? Wir neigen dazu, Tabake in ihren stilistischen Ausformungen gerne in Schubladen zu stecken, sie zu kategorisieren. Die Schublade, in die der Ennerdale gehört, nennt sich „englisch-seifig“. Ganz profan und deutsch nüchtern. Nur wirklich treffend ist das nicht, denn wenn man den Ennerdale raucht und versucht, ihn mit allen seinen Schattierungen wahrzunehmen, dann ist es eher ein gestandenes Parfüm, das man da so rauchend schwelgend vor sich hat. Der Ennerdale ist erstmal ein Virginia-Flake mit einem kleinen Burley-Anteil. Die Komplexität wird für den Tabak dadurch erreicht, dass hier verschiedene süße, mittelkräftige und volle Virginiasorten miteinander kombiniert worden sind. Diese liefern eine ausreichend charaktervolle Basis für das „Parfüm“, ein Aromenfeuerwerk, das seinesgleichen sucht. Der Ennerdale ist ein Hocharomat. Seine Aromatisierung ist heftig, keine Frage. Aber gerade in der Kombination von herausragender Tabakbasis und komplexester Aromatisierung ist er schlicht das archetypische Gegenmodell zu manchen hiesigen „erlesenen“ „Black-Cavendish-Rauchpappen“ und ihrer eindimensionalen Brachial-Aromatisierungen, die den Filter zu einem sensorischen Rettungsring machen, ohne den man unweigerlich untergehen müsste. Ausnahmen gibt es, auch unter den hiesigen Hocharomaten, aber sie sind eher dünn gesät. Selbst aromatisierte Tabake deutscher Provenienz, die diesen englischen Tabakstil adaptiert haben, vornehmlich aus Lauenburg, gibt es. Und gar nicht mal schlechte, aber die Komplexität etwa des Ennerdale Flakes erreicht meiner Meinung nach keiner.

Ennerdale FlakeDer Ennerdale Flake ist ein Tabak zum Rauchen ohne Filter. Dafür ist er gemacht worden. In einem Land, in dem man immer schon ohne Filter geraucht hat, und vermutlich in einer Zeit, in der es den klassischen 9mm Filter nicht gab. Auch das unterscheidet ihn von den meisten hiesigen Aromaten und das ist sicherlich kein Nachteil. Dieser Tabak ist kreiert worden um raffiniert zu sein trotz seines eindrucksvollen Aromenvolumens. Die Aromen, die beim Ennerdale zum Einsatz kommen, sind sehr vielschichtig, was es letztlich auch so schwierig macht, ihn zu beschreiben, denn er ist kein geradliniger Aromat mit ein oder zwei primären Aromatisierungen, sondern eher eine Komposition verschiedener Aromen aus diversen Ecken des Aromenspektrums. Und diese wiederum funktionieren in Kombination mit der eindrucksvollen Tabakgrundlage, die sich nicht in dem Hintergrund drängen lässt, sondern immer präsent bleibt: man hat nie das Gefühl, Aromatisierung mit einem Geschmacksträger zu rauchen sondern man raucht einen erstklassigen Tabak mit ebenso erstklassiger Aromatisierung! Tabak und Aromatisierung treffen sich hier auf Augenhöhe.

Ennerdale FlakeDas Tabakbild entspricht einem mittelstarken Virginia-Flake mit seinen hell-, mittel- und dunkelbraunen Farbschattierungen, wobei das dunkelbraune Blattgut deutlich in der Überzahl ist, was uns schon optisch zeigt, dass der Ennerale kein leichter Pfiffikus ist. In der Stärke würde ich ihn zwischem den hier erhältlichen Best Brown Flake und Full Virginia Flake (beide aus dem Hause S.Gawith) einordnen. Vielleicht näher am Full Virginia Flake als an ersterem? Im Gegensatz zu den Flakes von S.Gawith ist der Ennerdale aber immer vollkommen gleichmäßig in etwa zwei Millimeter dicke Flake-Scheiben geschnitten, was das Stopfen der Pfeife natürlich sehr erleichtert – man muß sich keine weiteren Gedanken über das Aufbereiten machen und auch der Abbrand ist völlig unkompliziert. Zumal die Feuchtigkeit, mit der der Ennerdale Flake ausgeliefert wird, unabhängig davon, ob er in der rechteckigen 50g-Dose oder in der 500g Triebtäterpackung konfektioniert ist, schlicht und ergreifend als optimal bezeichnet werden kann. Also einfach Stopfen und anzünden, ein Abtrocknen-Lassen braucht es nicht.

Öffnet man nun die Verpackung strömt einem schier eine Wundertüte an Aromen entgegen: erstmal etwas Vanille mit deutlichem Mandel-Marzipan, das wiederum mit einer Überdosis persischen Rosenwassers verfeinert wurde. Hinzu gesellen sich florale Töne, Duftgeranien mit ihren leisen Zitrusnoten nach Zitronen und Orangen und schließlich ein Hauch Gewürze, wie Zimt, Koriander und leicht pfeffriger Piment. Mit diesen Gewürzen ist das Quittenkompott eingekocht, das für einen Akkord Fruchtigkeit sorgt. Diese Duftnoten, die gleichzeitig auch Geschmacksnoten sind, verbinden sich nun mit der leicht malzigen und ebenfalls süßlichen Brotkruste der verschiedenen Virginias. Der kleine Anteil Malawi-Burley mit seinen schokoladig-nussigen Tönen geht allerdings vollkommen unter. Vielleicht unterstützt er etwas die Komplexität der Tabaksbasis, aber in erster Linie dürfte er hier seine Rolle als „Trägertabak“ spielen, für die er, neben Black Cavendish, berühmt wie berüchtigt ist. Letztlich ist der Eindruck, den der Ennerdale Flake vermittelt, ein bisschen, als ob sich ein raffiniertes, süßes arabisch/persisches Gebäck in ein rauchbares Parfüm überträgt und just dieses „Floral-Parfümige“ ist es, was mit „englisch-seifig“ beschrieben wird. Die Assoziation „Old Spice“, die man beim Ennerdale Flake oft lesen kann, trifft den Stil meiner Meinung nach nicht wirklich, obwohl die Richtung vollkommen zutreffend ist…

Was nun erstaunlich ist, das ist die Tatsache, dass der Ennerdale Flake all die Aromen, die er im Geruch ausbreitet, auch beim Rauchen des Tabaks in Geschmack umsetzen kann. Ich kenne keinen anderen Tabak, der sein Geruchsbild 1:1 in ein Geschmacksbild übersetzen kann. Der Ennerdale Flake schmeckt so, wie er riecht. Im Geschmack ist die Virginia-Basis immer präsent, nie wird sie von der Aromatisierung verdrängt, die ihren Geschmack auch wiederum bis zum Ende der Pfeifenfüllung konstant beibehalten kann. Der Tabak ist beim Rauchen sehr kontinuierlich im Geschmack, er verändert sich geschmacklich kaum. Lediglich ein wenig kräftiger wird der Ennerdale Flake zum Ende hin. In dieser Hinsicht verhält er sich so, wie sich ein klassischer Virginia Flake eben meistens verhält.

Zum Schluss nur eines noch und damit wären wir wieder am Anfang: So eine extreme Wundertüte muss man rauchen mögen. Viele mögen das nicht. Der Tabak ist extrem und polarisiert. Nichtsdestotrotz ist der Ennerdale der meistverkaufte Tabak von Gawith Hoggarth und einer der berühmtesten Aromaten der Pfeifenwelt. Zurecht wie ich denke. Kurios ist, dass ich etliche Raucher kenne, die eigentlich wie ich auch vorwiegend „englisch“ mit Latakia rauchen, nur beim Ennerdale hin und wieder eine Ausnahme machen… Erhältlich ist er innerhalb der EU in UK und seit kurzem auch in Italien, dort allerdings exorbitant teuer, ansonsten in der Schweiz und in den USA.


Legende der Samuel Gawith Reviews hier im Pfeifenblog

 

 

17 Antworten

  1. Ich erinnere mich noch lebhaft an die panische Räumung einer meiner Lieblingspfeifen, nach einer Kostprobe von dir … Zum Glück noch rechtzeitig …
    Wie sagt man in Bayern: „I mog’s ned, aber für den, der’s mag, is es as Hechste!“

  2. Alle 10 Jahre denke ich, ein erneuter Versuch könnte meine Meinung über den schrecklichsten Aromaten, der mir bisher ins Holz gefahren ist, ändern. Zum erneuten Befüllen hat es gottlob nicht mehr gereicht. Nun dieser ausgefeilte Erlebnisbericht, fast schon Lifestyle ….. Soll ich, soll ich … ja, ich wage es erneut, denn was und wie es Peter da beschrieben hat, verändert womöglich meine Herangehensweise an diesen bisherigen „no-go-tobacco“ . Schöne Fotos ….. und weit und breit keine Todesaufkleber.

  3. Stephan sagt:

    Den Tabak kenne ich bisher nur vom Lesen. Da war bis jetzt klar, daß er mir nicht in die Pfeife kommt. Dieses erstklassige Review führt jetzt dazu, daß ich überlege welche Pfeife dran glauben muß. Der Tabak ist bereits geordert.

  4. Karl Hirsch sagt:

    Danke für diese schöne Besprechung eines mir völlig unbekannten Tabaks. Auch wenn ich selber einmal eine Spitze für die Aromaten gebrochen habe, so glaube ich für mich persönlich doch die heimliche Warnung herauszulesen, daß wir es hier mit einer geradezu rabiaten Aromatisierung zu tun haben, die man in anderen Zusammenhängen – z.B. bei der Auslobung ausgesprochener Schreibtischmörderposten – mit dem Prädikat „kompromisslos dynamisch“ zu bedenken pflegt. Das Neuwort „situationselastisch“ paßt auch noch dazu, wenn sich der Tabak einmal in eine Pfeife eingenistet hat, dann ist sie die seine alleine, egal was vorher draus geraucht worden ist, oder die Pfeife ist sogar schlicht hinüber.

    Beim letzteren setzt nun mein Interesse ein: Schafft der Tabak auch die Latakiapfeife, wenn ja, ist die Ennerdalesche Dominanz eine abgestuft stärker werdende oder eine dem coupe de foudre ähnliche Blitzaktion. Oder wie lange braucht es wohl, bis ich die ennerdalisierte Pfeife doch wieder umgedreht habe.

    All das werde ich durch unwiderlegbare experimentelle Beweise verifizieren, sobald ich einmal eine der grünen Parfumpackungen in den Händen halte. An Geruch für ewig glaub ich nicht einmal bei Leichen.

    Wieder mindestens zwei Themen für das virtuelle Forum: „Delatakisierung von latakiaverdorbenen Pfeifen durch Rauchen von Ennerdale“, und – zum Hund die Katz – „Entennerdalisierung ennerdalkontaminierter Bruyere durch Stanislaw Balkan Latakia“. Tiroler können es auch mit Spezial Landtabak versuchen. Zusatzpulver: MiFi oder oFi.

  5. Frank sagt:

    Lieber Peter, nach diesem Bericht habe ich spontan drüber nachgedacht, eine neue Pfeife zurückzuhalten und es doch mal mit diesem…. Zeugs…. zu probieren. Du hast echt ein Talent, etwas so zu beschreiben, dass man – wider besseren Wissens – versucht ist, sich mitreißen zu lassen.
    Aber ich warne Neugierige! Meine prägende Erfahrung mit Ännordähl liegt 11 Jahre zurück: im Hochsommer 2006 saß ich mit Cornelius Mänz, Jürgen Moritz und besagtem Sammler aus Ulm in einem Auto, auf dem Weg nach Marienbad. Und der Ulmer Sammler steckte sich (bei geschlossenen Autofenstern – man wollte ja Pfeife rauchen!) eine Ladung Ennerdale an. Ich weiß nicht mehr, ob er sie zuende rauchen durfte. Aber dies war die Stunde, in der zwischen Ennerdale und mir die Fronten geklärt und die Claims abgesteckt wurden: hier ich, dort Du! Du schriebst, Peter, Du hättest nach Jahren noch den Geruch in der Nase: Ich auch!
    Dass diese Regelung nach 11 Jahren noch Bestand hat, habe ich kürzlich in Lohmar festgestellt, als ich die Nase in Deine Tabaksdose stecken durfte und der stärkste aller widerstreitenden Impulse derjenige war, schnellstmöglich den Deckel wieder draufzubappen.
    Und da ich nun auch weiß, dass er schmeckt, wie er riecht, wird’s wohl am Ende doch nichts mit der neuen Pfeife usw…. Soweit käm’s noch, dass ich an Omas Parfümflasche nippe…
    Nichtsdestotrotz: Dein Review ist von der allerfeinsten Sorte!

  6. Steffen sagt:

    Es gibt den Ennerdale mittlerweile auch in Tschechien und der Slowakei (meines Wissens importiert von Stanislaw).
    Was Stanislaw dort kann, sollte Kohlase doch in Deutschland auch hinbekommen.
    Auf der letztjährigen Intertabak habe ich die roten(!) Ennerdale-Dosen am Stand von Mostex gesehen.

  7. Was macht man nicht alles, wenn die Verführung in geschliffener Wortwahl und überzeugend daherkommt. Wenn Bilder allen berechtigten Argwohn zurückhalten … und bereits Erfahrenes verblassen lassen.
    In der vergangenen Woche habe ich eine ganz, ganz alte -ungerauchte- Stanwell aus den Tiefen meiner Schubladen ans Tageslicht befördert und ihr den Ennerdale „gegeben“.
    Kurzum: das Erlebnis war nicht zwiespältig, es war direkt dem „Inferno“ entsprungen, Dante mag mir den Vergleich nachsehen. Er war bekanntermaßen militanter Nichtraucher, nach dem er jahrelang Güldenring geraucht hatte. Beatrice hatte darauf bestanden.

    Im Internet-Deutsch: Superkrass, geht gar nicht. Für immer & nimmer. Nie wieder!!!!

    • Peter Hemmer sagt:

      Das mit der Verführung muss ein Mißverständnis sein: Nie wollte oder will ich jemanden zum Rauchen irgendeines von mir besprochenen Tabaks „verführen“! Dich zum Ennerdale schon gleich gar nicht! Mir geht es nur darum, einen Tabak, an dem mir – wie auch immer – gelegen ist, zu beschreiben. Die Beschreibung des Ennerdale ist so zutreffend oder unzutreffend wie meine Beschreibung des Baker Street, des Durbar, des Nyala etc. etc. Ich kann’s halt nicht besser. Auf der anderen Seite kannst Du mir nicht vorwerfen, mit verbalen „Warnhinweisen“ gespart zu haben. Zweck? Vielleicht solche einschneidenden „Höllenasoziationen“ zu vermeiden? Also beschwere Dich nicht: Du warst gewarnt! Und was nehmen wir mit? Inferno und Paradiso können manchmal ganz schön nah beieinander liegen…

      @Steffen: Vielen Dank für den Hinweis! Ich werde mal schauen, was es da sonst noch an GH gibt und zu welchen Preisen, denn die Wahrscheinlichkeit, dass ich dieses Jahr nochmal in Tschechien sein werde, ist ziemlich hoch…

      • Steffen sagt:

        Letzten Herbst in der Slowakei kosteten die 50g-Dosen von Samuel Gawith etwa wie bei uns EUR 12,50 (nur zur Einordnung – und im Gegensatz zu den Tschechen haben die Slowaken ja den Euro schon).
        Gawith & Hoggarth kostete 14 Euro/100g.

        (Der bei der Europameristerschaft in Nitra anwesende lokale Tabakhändler meinte, Ennerdale sei der Tabak gewesen, den er über die beiden Tage insgesamt am meisten verkauft hätte. Da mögen auch meine 10 Dosen beigetragen haben; ich gehöre nach der genannten Klassifikation bzgl. der Haltung zu Ennerdale zum anderen Lager als Bodo.)

      • Nein, nein, nicht Du hast verführt – ich habe mich selbstinterpretiert verführen lassen. Und ja, Du hast gewarnt, aber ich war „warnungsresistent“.
        „Denk, Leser, ob ich meinen Mut verlöre, Bei der vermaledeiten Worte Schall..[..]“ – Hölle, VIII. Gesang.

  8. Karl Hirsch sagt:

    Liebe Ennerdale-Fans, merkt ihr was? Noch nie war die Gelegenheit so günstig, beinahe voll gefüllte Ennerdaledosen abzustauben.

  9. Karl Hirsch sagt:

    Weitere Betrachtungen eines Nicht-Aromatenrauchers zum Ennerdale Flake.

    Unverhofft kommt oft, und so landete ein Päckchen mit einer großzügig dimensionierten Kostprobe Ennerdale in meinem Postkasten. Ich weiß nicht, ob es dem Spender recht wäre, seinen Namen zu nennen, daher halte ich mich einmal diesbezüglich bedeckt. Jedenfalls bin ich sehr dankbar.

    Die erste Begegnung mit dem Odeur d’Ennerdale fand schon gleich an der Tür statt. In einem Zip-Beutel bestens verpackt, schafften es die Aromastoffe dennoch, das Päckchenpapier zu kontaminieren, den Postkasten damit anzustecken und damit die Post des nächsten Tages (ganz leicht nur) und vermutlich auch die Post der Nachbarn mit ihrem unvergleichlichen Geruch zu beglücken. Und zum guten Schluß habe ich auch noch für unbestimmte Zeit eine Ennerdale Schublade. Womit wir schon beim ersten auffälligen Pluspunkt sind: Auch wenn der Tabak aufgebraucht ist, hat man noch lange die Erinnerung an ihn konserviert.

    Unvergleichlich? Ja. Zumindest im Sinne von unvergleichbar, ein feiner Unterschied ohne negative Wertung. Wie soll ich ihn beschreiben? Auf Rohmaterialien wie Feige, fauler Apfel, Marmelade oder gar Pflaume läßt er sich nicht reduzieren. Auch der markenbezogene Vergleich mit den Standard-Hauptreihensternen des Stärke-Aroma-Diagramms mit dem ganzen Spektrum von Orange-Banane-Apfel-Nüsse-Grapefruit-Karamel-Mirabelle paßt nicht dazu. Deshalb können witzigerweise auch Aromatenraucher den Ennerdale ablehnen (als zu aromatisch). Am ehesten ist er der überspitzte Bruder anderer exotisch aromatisierter Nicht-Hauptreihentabake, so glaube ich zum Beispiel etwas Ähnliches wie aus dem Grousemoor herauszuriechen. Aber daneben reichlich Bergamotte-aromatisiertes Putzmittel. Aber eher Möbelpolitur als Waschbeckenreiniger. Und Peters herausgerochenes Rosenwasser ist auch dabei, ob persisches oder doch nur bulgarisches sei dahingestellt. Also was jetzt?

    Ich nenne die geheimnisvolle Substanz als Arbeitstheorie ganz einfach einmal Ennerdalium.

    Auf jeden Fall ist das Ennerdale-Erlebnis für mich bei weitem nicht das schreckliche Schockerlebnis gewesen, zu welchem dieser Tabak manchmal hochstilisiert wird.
    Ich habe die ganze Probe aufgebraucht und ein solides Vergnügen dabei gehabt. Vorallem raucht er sich sehr kultiviert und leicht. Peters Beobachtung der durchgängigen Erhaltung des Aromas auch während des Rauchens in Mund und Nase und Raum kann ich dabei nur bestätigen.

    Womit wir bei Punkt zwei sind: Wie raucht er sich denn so abgesehen vom Geruch? Hat man einmal mit dem singulären Duft Frieden geschlossen, dann hat man einen sehr feinen Flake, lammfromm und unkompliziert. Ich wünschte, manche der zickigeren unter den Renommierflakes huldigten diesem friedfertigen Naturell. Es dauert lang, bis man einmal nachzünden muß, wobei ich den Flake zerrieben und nicht der Faltung unterworfen habe.

    Zum Rauchen gebracht ergibt sich die dritte Frage: Einmal Ennerdale, immer Ennerdale in der speziellen Pfeife? Die ersten zwei Füllungen rauchte ich aus einer Tonpfeife, auch wegen des unverfälschten Aromas (warum rauchen wir eigentlich nicht nur Tonpfeifen?), da diese das Experiment aber ohne dramatische Geruchsaneignung überstanden haben, nahm ich in der Folge wieder eine normal Bruyerepfeife zum Weiterprobieren. Nun, einmal abgesehen davon, daß mir der Begriff Crossover als sakrosankte Grundwahrheit sowieso erst vom Internet aufs Auge gedrückt worden ist, nachdem mir 30 Jahre lang der Begriff fremd war, ist jetzt meine Bruyerepfeife durch mein leichtfertiges Abenteuer nicht verdorben. Peter Hemmer hat ja schon darauf hingewiesen, daß das leichte Durchscheinen des Ennerdalearomas bei einer darauffolgenden Latakiafüllung eines gewissen Reizes nicht entbehrt. Und so ist es generell. Lediglich blumigen Obst-Aromaten kommt der fremde Geruch in die Quere wie der Leibhaftige in der Sakristei. Virginiatabake, kurz alles unaromatisierte, tut sich da leichter.

    Ich habe mit den letzten Resten noch zwei Experimente gemacht.

    Zuerst habe ich den Ennerdale so 50:50 mit dem ja zu sonst nichts zu gebrauchenden Dunhill Three Year Matured Virginia gemischt. Damit erreicht man eine Milderung des intensiven Ennerdaliums, man raucht aber ausdrücklich Ennerdale und nicht Dunhill Virginia.
    Den allerletzten Rest hab ich dann im gleichen Verhältnis mit Dunhills mild latakiahältiger Standard Mixture gekreuzt, was prompt schiefgegangen ist. Also die zwei vertragen sich überhaupt nicht als gleichwertige Mischpartner. Entweder gaaaanz wenig Latakia, oder gaaaaanz wenig Ennerdalium. Vermutlich, denn der Grundstoff war aufgebracht, das bleibt reine Hypothese.

    Summa summarum:

    Man raucht das geheimnisvolle Ennerdalium, dem Tabak ist dabei lediglich die Rolle der passiven Trägersubstanz zugedacht. Wobei es sich um einen Zufall handelt, daß man sich dazu der eigentlich für Tabak gedachten Pfeife bedienen kann.

  10. Ernst sagt:

    Bei meiner nächsten Geschäftsreise nach Basel hole ich mir das Zeug im Pfyffe Laade

  11. Karl Hirsch sagt:

    Wenn Du den Laden am Rümelinsplatz meinst, der hat leider aus Altersgründen zugesperrt. Er liefert aber online. Aber der Pfeifen Wolf in der Freien Straße dürfte ihn auch haben, sparst Du dir das Theater mit dem Zoll.

  12. So, das Beschaffungsproblem ist keines mehr – pfeifenblog-Leser wissen mehr.

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