Die Rückkehr(?) der kleinen Dosen: Empire

Als T&P Jünger seit der Jungsteinzeit galt Planta fuer mich als Inbegriff mittelmäßigen Tabaks, der bisher nie in meine Pfeifen gelangt ist. Und ganz offen, ich habe mir nie die Mühe gemacht, Planta überhaupt näher zu betrachten. Zu perfekt ist das Angebot anderer Hersteller an hervorragenden Tabaken aller Couleur. Das so eine Einstellung nachgerade unklug sein kann, liegt auf der Hand. “Was interessieren mich Tatsachen, wenn ich Vorurteile pflegen kann”, wie mein geschätzter Namensvetter – Bodo II, der generös der Münchner Runde den freitäglichen Clubraum stellt, als goldene Regel bei unseren endlosen, eifernden Konversationen aufzeigt.

Planta. Es war an einem frühen Freitag Nachmittag vor 3 Wochen, an dem sich die *Münchner Vor-Runde gewöhnlich beim Fachhändler ihres Vertrauens einfindet. Wieder einmal (ja wie oft denn noch?) wurde über die idiotische Entwicklung bei Tabakdosen gesprochen. Das ein Flake nicht in eine runde Dose gehört, weil es in der Tat negative Auswirkungen auf den Tabak hat, solange er nicht rund geschnitten ist und das die so beliebten, praktischen kleinen rechteckigen Dosen schon seit langem verschwunden sind, beschäftigt uns alle wieder und immer wieder.

Kein Hersteller schafft es, allen gesetzlichen Bestimmungen bei der Verwendung von kleinen Rechteckdosen nachzukommen oder man entzieht sich den unikaten Dosenformen aus Kostengründen und zu Gunsten einer uniformen runden Behältnislandschaft oder, wie Samuel Gawith, die immer schon die grossen Rechteckdosen verwendet haben. MacBaren bildet eine Ausnahme und hat bei den Flakes die schönen kleinen Dosen beibehalten.

 

 

 

 

 

 

 

Kein weiterer Hersteller? Doch !! …… und jetzt kommt Planta ins Spiel.

Die Empire Reihe besteht aus drei verschieden Tabaken, sämtlich Flakes: Empire Perique, Empire Latakia und Empire Virginia. Alle drei kommen in den kleinen Rechteckdosen aus dem letzten Jahrhundert daher. Was für ein Augenschmauß. Innen sind die Flakescheiben noch durch eine durchsichtige, verschlossene Cellophanhülle “versiegelt”. So eine sorgfältige Verpackung hätte ich in der heutigen „kostenoptimierten“ Zeit nicht erwartet.

Gleich vorweg: der Virginia ist geschmacklos, langweilig und nichtssagend, der Latakia nahezu ohne Nuancen und gemessen an anderen Latakia Flakes flach und entbehrlich.
Aber der Perique: ein Glücksgriff.

Nach entfernen der Cellophan Hülle (dazu muß der Tabak einmal aus der Dose entnommen werden) strömt ein satter Brotgeruch entgegen. Die Primärnote stammt vom Perique, dem ein wenig  Orient Tabak und dark fired Virginia zugegeben wurde. Obwohl eine gewisse Süße die Vermutung nach einem Flavour zuläßt, glaube ich, daß diese aus dem Tabak selbst herrührt. Keinesfalls ist das ein für Planta so typisch aromatisierter Tabak.
Die Flakescheiben sind etwas dicker geschnitten als bei den Gepreßten von MacBaren, Capstan oder denen von Pfeifen Huber und auch die Preßdichte ist ein wenig niedriger, gibt aber ein schönes Tabakbild ab. Knick&Falt, meine bevorzugte Füllmethode, zeigt hier gewisse Schwächen, denn der Empire Perique löst sich relativ schnell in seine Bestandteile auf. Also, ein „hineindrehen“ in die Rauchkammer macht diesmal etwas mehr Sinn und schafft eine lockere Füllmenge trotz der Stärke der Scheiben und erspart das vollständige Aufdröseln.

Das Anzünden geschieht pflegeleicht, denn der Flake ist optimal konditioniert. Mild mit wenig Nikotin, aber kräftigem Periquegeschmack, schmeckt er in der Tat ausgezeichnet. Süffig und ohne jegliche Spitzen, glimmt er von Anfang bis zum „süßen“ Ende. Und das mag für manchen Abenteuer-Raucher zur Crux werden, dem ein durchgängig gleicher Rauchgenuß zu langweilig ist. Für mich aber ist es eher Ausdruck einer gelungenen Mischung und führt zu der Einschätzung, daß der Empire Perique ein richtiger Alltagstabak ist, der dem Raucher nicht schnell zuviel wird. Selbst wenn man ihn, wie ich es in den letzten Wochen getan habe, mehrfach am Tage raucht.

Fazit: ein gelungener Perique/Virginia Flake, dessen Abrundung durch Orientabak (e) u.a. eine leichte pfeffrige Note einbringt. Und die kleine Rechteckdose ist ein willkommener Zusatz.

Über Empire Latakia -selbst gebacken ein Beliebiger – und Virginia möchte ich keine weiteren Worte verlieren, da gehe ich jetzt lieber mit einem Buch in den Garten und rauche den Perique.

Empire Perique, Planta
9,90 € – kleine 50g Rechteckdose

Nicht durch Selbstversuch überprüft: vermutlich identisch mit Peter Heinrichs Reserve Crue No. 9, den Planta wohl als OEM-Version liefert.

*Münchner Vor-Runde: jeden Freitag um ca. 15:00h trifft sich die Münchner Runde in ihrem Clubraum. Einige allerdings rauchen schon gegen 14:00h vorher eine Pfeife bei Pfeifen Huber im Tal, das ist die Münchner Vor-Runde.

UPDATE 15.09.2019: Planta wurde von MacBaren übernommen und ist als Tabakhersteller Geschichte.

Bodo Falkenried

exemplarischer Niederrheiner, seit über 55 Jahren in München daheim, genauso lang Pfeifen- und Tabaksammler, versessen auf Musik, Literatur und andere Künste. Unternehmer, Segler, Reisender [..unser Mann in Asien]. Intensiver Marktgeher, immer an Feuer & Herd, sofern in der Nähe.  

4 Antworten

  1. Nefe sagt:

    Hallo Bodo,

    leider hat sich das mit den kleinen Dosen auch bei Planta erledigt.
    Sie werden nun in den 100 Gr Eckdosen vom Mc B ausgeliefert

    Gruß Janez

  2. Steffen Helbing sagt:

    Der Peter Heinrichs Reserve Crue No. 9 ist in der Tat identisch mit dem Empire Perique. Er war sogar schon eine ganze Zeit vor der Planta-Ausgabe auf dem Markt. Als Planta diesen Perique-Flake dann unter eigenem Namen herausbrachte und das (damals) auch noch etwas günstiger als der Reserve Crue, sorgte das für einige Verstimmung beim damals noch lebenden Peter Heinrichs.
    Mittlerweile sind die Preise aber so angepasst, dass man von einer OEM-Version sprechen kann.

  3. Verehrte Leser und geschätzte Informanten,

    diese Welt ist ein Jammertal, manchmal. Da dachte ich, einen interessanten Rahmen um ein schnödes Tabakreview geschaffen zu haben, da ist dieser schon wieder Schnee von gestern. Soeben habe ich mich davon überzeugen können, dass die schönen kleinen Tabakdosen der Empire Tabake ersetzt sind durch grosse Rechteckdosen, auf die Planta die viel zu kleinen Labels der kleinen Dosen klebt. Und 50g Flake in einer 100g Dose geht gar nicht. So allmählich fehlt mir für diese deutschen Chaoten-Hersteller das Verständnis, die es verlernt haben, auf Kundenvorlieben zu achten.
    Bitte lassen Sie mein o.a. Elaborat ausser Acht und nehmen Sie nur meine Einlassungen zu den drei Tabaken zur Kenntnis und sehen Sie mir die misslichen Umstände nach.

  4. Offensichtlich gehen mir die Tabake aus 🙂 , den Empire Latakia Flake habe ich in meinem Review ziemlich abgekanzelt. Allerdings auch vergessen, dass ich ihn vor fast 4 Jahren anschliessend gebacken habe, er ist jetzt „double aged“, einmal von Haus aus 4 Jahre alt und dann noch gebacken …. in dem Zustand ist er ein sehr guter Flake…. was kümmert mich mein Geschreibsel von vorgestern.

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