Braeval – der Forum Whisky

Nachdem die alljährliche Forumspfeife längst eine liebgewonnene Tradition (bei manchen mit Kultstatus) geworden ist und mit Hubers „Epikur“ auch ein Forumstabak zur Verfügung steht, haben wir uns überlegt, was man(n) denn sonst noch so brauchen kann, um zusammen mit seiner Pfeife und seinem Tabak den Genuß zu steigern? Schnell waren wir uns einig: ein Forumswhisky wäre genau das Richtige!

Durch unsere guten Kontakte zu einem unabhängigen Abfüller, der sich spontan bereit erklärt hat, bei dem Vorhaben mitzumachen, nahm die Idee Gestalt an. Plötzlich hatten wir fünf kleine Fläschchen mit Proben beim Stammtisch zur Verkostung. Jetzt wurde es ernst (nicht wirklich) und drei Tester wurden ausgewählt, die probieren und entscheiden sollten. Um die Probe unter authentischen Bedingungen durchzuführen, wurde bei dieser ersten Probe auch geraucht. Die Entscheidung fiel einstimmig und wurde zwei Wochen später unter neutralen Bedingungen bestätigt. Die Speyside-Whiskys sind keine torfig/rauchigen Whiskys, sondern sie bestechen durch ihre vielschichtige Fruchtigkeit gepaart mit süßen Holzaromen. Und genau das harmoniert großartig mit Pfeifentabak, vor allem mit fast allen Arten von Pfeifentabak und das sind auch die Stärken dieses Braevals, der wie kein anderer der probierten Whiskys die Pfeifenfüllung begleitet hat.

Braeval (der Name kommt aus dem Gälischen und bedeutet „steiler Hang“), eine der jüngsten Distillerien Schottlands, erst 1973 erbaut, hieß bis 1995 Braes of Glenlivet und hatte vor allem den Zweck, Whisky für die Blends von Chivas zu produzieren. Offizielle Abfüllungen der Brennerei gibt es nicht, aber seit einigen Jahren finden immer mal wieder ausgewählte Fässer ihren Weg zu diversen unabhängigen Abfüllern. Trotzdem sind Single Malts aus dieser Distillerie relativ selten.

Nun aber zum Whisky und zu meinen Eindrücken, mit denen ich versuche, Euch assoziativ zu beschreiben, was da auf Euch so ungefähr zukommt:

Farbe: Ein volles sattes Goldgelb, ein heller Eindruck, der optisch eine gewisse Frische signalisiert. Könnte auch eine reife Beerenauslese sein, wenn man an der Glasinnenwand nicht sofort sehen würde, daß es sich hier um Hochprozentiges handelt.

Geruch: unmittelbar nach dem Eingießen medizinische Töne mit deutlichem Alkohol, die aber schon nach wenigen Minuten im Glas den Weg frei machen für einen wundervoll vanilligen Holzton, der wiederum fruchtig von Äpfeln begleitet ist. Hat man ihn länger im Glas, wechselt der Stil abermals: der Holzton gibt sich jetzt viel dezenter und lässt nun der Fruchtigkeit den Vorrang, die wiederum von Äpfel geprägt ist, aber jetzt um Zitrus, Steinobst und Quittenbrot ergänzt. Auch Anklänge von Kräutern und deutlich Eukalyptus lassen sich ausmachen. Alles in allem sehr fein und elegant, also keine geradlinige „Bombe“, sondern geschliffene Intensität.

Geschmack: hier haben wir wieder die Fruchtigkeit der Äpfel, auch Pflaumen und Quittenbrot, leicht Schokolade, die Vanille gepaart mit viel malziger Süße, die aber von ein paar sehr dezenten „grünen“ Bitternoten begleitet wird und so nie den Eindruck vordergründiger gefälliger Süße aufkommen läßt, auch wenn der Geschmack von genau jener Frucht- und Malz-Süße dominiert wird. Der Alkohol ist mächtig, aber sehr gut eingebunden. Er braucht kein Wasser, verträgt aber durchaus ein paar Tropfen.

Abgang: Auch hier erst einmal bedingt durch den Alkohol ein mächtiger Eindruck, der die Kanten des Whiskys zur Geltung bringt um sie dann aber gleich in Frucht, Malz und vanilligen Holznoten auslaufen zu lassen. Beim Nachschmecken auch ein paar rauchige Noten aber nur sehr dezent. In Relation zu seiner anfänglichen Wuchtigkeit ist der Abgang eher kurz bis mittel, aber sehr lecker und wärmend.


Erstaunlich für mich war, wie wenig dieser Braeval bei Zugabe von Wasser seine Geruchs- und Geschmackscharakteristiken ändert. Oftmals ändert sich die Gewichtung dieser Komponenten bei Zugabe von Wasser signifikant. Hier ist das nicht so. Zwar wird er durch Zugabe von Wasser weicher und ist auch nicht mehr ein solches „Schwergewicht“ (was natürlich bei Fassstärke-Abfüllungen relativ ist, denn im Vergleich zu „normalen“ Abfüllungen sind das fast immer Schwergewichte), aber seine Identität wechselt er nie, sondern er bleibt in seiner Charakteristik konstant.

Die freundlichen Vier von der Pum-Distillerie | hinten: Bodo II Mauk, Peter Hemmer vorn: Alexander Broy „Schundroman“, Roland Hautmann „rolandH“

Zur Ausstattung: Der Whisky kommt in der klassischen schottischen 0,7l Flasche, also standardmäßig und sehr traditionell. Was aber davon abweicht, das ist das Etikett. Hier haben wir uns was besonderes einfallen lassen, denn es gibt neben einem kleineren, „technischen“ Rückenetikett (mit allen notwendigen und rechtlich verpflichteten Angaben) auf der Vorderseite der Flasche ein Hauptetikett in Form eines Original-Holzschnittes von Alexander (alias „Schundroman“), signiert und nummeriert, den man sich auch ablösen und an die Wand hängen kann (wenn man denn will).

Peter Hemmer – 16.11.2014

Bodo Falkenried

exemplarischer Niederrheiner, seit über 55 Jahren in München daheim, genauso lang Pfeifen- und Tabaksammler, versessen auf Musik, Literatur und andere Künste. Unternehmer, Segler, Reisender [..unser Mann in Asien]. Intensiver Marktgeher, immer an Feuer & Herd, sofern in der Nähe.  

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