Umberto Eco | Der Friedhof in Prag

Auch wenn der außergewöhnliche Autor Umberto Ecco (1932-2016) nicht mehr unter uns weilt, so sind seine Werke allemal eine Besprechung wert. Nach den wohl hinreichend bekannten und teils sehr populären Romanen aus den Jahren 1980 bis 2015 möchte ich den Roman vorstellen, der 2011 dem nicht unumstrittenenen letzten Werk, der Nullnummer von 2015, vorausging.

Der erste Absatz in Eco`s Der Friedhof in Prag beginnt mit….. „Der Passant, der an jenem grauen Morgen im Herbst 1897 auf eigene Gefahr die Place Maubert überquert hätte...[ff], einem Satzungetüm, das fast die gesamte Seite beansprucht. Thomas Mann konnte so etwas (im Zauberberg) und James Joyce, aber eben auch Umberto Eco. Als der Satz endete, wußte ich, wie die darauffolgende Nacht ablaufen würde……, denn aufhören konnte ich nicht mehr. Zwei jeweils frisch zubereitete Kannen Darjeeling (Margret`s Hope Plantage, siehe weiter unten) und in der Früh ein warmes Croissant gehörten zum perfekten Lese-Szenario. Fälschung und Intrige sind der Kern dieses fesselnden und in schöner Sprache geschriebenen Romans. Wie von Eco gewohnt, umfassend recherchiert, wissenschaftlich belegbar und schlichtweg spannend. Ich konnte ihn jedenfalls nicht unbeendet aus der Hand legen.

Ein Abt der zweimal stirbt, ein paar unbekannte Tote im Pariser Abwasserkanal, geheime Militärpapiere und angebliche Verräter: das Paris der Bell Epoque ist eine brodelnde Stadt, in der Geheimbünde und Verschwörer, Freimaurer und Antisemiten, Spione und Geheimpolizisten ihr dunkler Spiel treiben. Und alle haben sie etwas zu tun mit den Protokollen der Weisen von Zion, mit jenem gefälschten Dokument über eine angebliche jüdische Weltverschwörung. Wen diese Kurzbeschreibung auf der Umschlagrückseite nicht elektrisiert….

Eco hatte mit dem seinen Ruhm begründeten Namen der Rose-1980, dem Foucaultschen Pendel-1988 und dem Baudolino-2000 drei fulminate Stoffe veröffentlich, aber auch etwas schwerverdauliche Literatur mit der Insel und mit dem Lachs vorgelegt, die für mich -obwohl intellektuell ansprechend – einfach kein Lesevergnügen verschafften. Mit dem Friedhof in Prag kam er wohl wieder auf die Spur.

Margaret’s Hope Darjeeling
Die bengalische Stadt (Indien) Darjeeling verfügt über einen spektakulären Blick über die schneebedeckten Himalayagipfel. Die Region um Darjeeling ist das Anbaugebiet des Darjeeling (Schwarz-) Tees. Und einer der besten stammt von der Plantage Margrets`s Hope, insbesondere der 2nd Flush. Er passt zu dem hier vorgestellten, vorletzten Eco-Romans. Denn mich fesselte es bereits vor Jahren, die Geschichte zu erfahren, auf welchem Wege die Plantage zu ihrem Namen gekommen ist. Das ist mir vor einigen Jahren vor Ort gelungen.
Bereits 1830 wird sie erstmals unter dem Namen Bara Ringtong genannt und trug diesen Namen wohl bis zur Jahrhundertwende. Ein Londoner Kaufmann namens Cruishank besaß die Plantage unter dem Namen North Kurseong Estate bis 1930. Nach einem Besuch des herrlichen Teegartens waren seine zwei Töchter so begeistert, dass sie sich fest vornahmen, wieder hierhin zurückzukehren. Auf der Heimfahrt nach England erkrankte die jüngere der zwei Mädchen an einer tödlichen Tropenkrankheit -eben die spätere Namensgeberin Margret Cruikshank- und verstarb noch auf See. 1927 wurde das North Kurseong Estate dann in Margret`s Hope umbenannt, allerdings verkaufte Cruikshank die Plantage bereits 1930. Seit 1977 gehört Margret`s Hope Estaste zur Goodricke Group und erstreckt in einer Höhenlage von 950 bis 1.800 m auf nahezu 600 ha (1 ha = 10.000m² ) Erhältlich in guten Teeläden auch in D.

Umberto Eco
Der Friedhof in Prag
Hanser (8. Oktober 2011)
ISBN-10: 3446237364
gebunden, 528 Seiten
Querverweise

 

 

Bodo Falkenried

exemplarischer Niederrheiner, seit über 55 Jahren in München daheim, genauso lang Pfeifen- und Tabaksammler, versessen auf Musik, Literatur und andere Künste. Unternehmer, Segler, Reisender [..unser Mann in Asien]. Intensiver Marktgeher, immer an Feuer & Herd, sofern in der Nähe.  

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