St. Bruno Flake

St. Bruno FlakeIch habe eine Schwäche für Tabak-Legenden. Obwohl schon einige helle Strähnchen mein immer schütter werdendes Haupthaar zieren, bin ich für einige von ihnen viel zu jung. Ob es nun der Balkan Sobranie, der original Three Nuns, oder eben der St. Bruno sind, ich habe sie im Original nicht mehr erlebt. Als der Bernhardiner für die St. Bruno Werbung im Fernsehen lief, durfte ich weder Pfeife rauchen noch fernsehen.

Über einen kleinen Umweg über den Atlantik und zurück, hat ein Doserl des St. Bruno Flakes aus Dänemark zu mir gefunden. Wie viele andere Tabak-Marken, hat auch der St. Bruno eine bewegte Geschichte hinter sich. Ursprünglich von Ogden aus Liverpool, wurde er eine zeitlang in Dublin hergestellt, dann bei der Scandinavian Tabak Group und ist schliesslich in seiner modernen Form bei McBaren gelandet. In diesem Blog kann man die Geschichte des Tabaks sehr schön nachlesen, deshalb will ich sie nicht nochmals wiederholen, sondern mich auf die Beschreibung des Tabaks konzentrieren.

Die Dose ist schlicht, gelb und schön. Kein Warnhinweis verschandelt ihr Äusseres. Sie kommt mir etwas schmaler vor, als die normalen Mac Baren Dose. Der Inhalt sind 1.75 Oz perfekt geschnittener Flake. Dunkel und durchzogen mit einigen etwas helleren Adern. Auf der Dose steht „A distinctive blend of smooth Virginia an other fine leaf“ Virginia also und andere Blätter … Sehr aufschlussreich!

St. Bruno FlakeEs ist ein warmer Sommerabend. Ich bin Gast auf einem größeren Familienfest und habe es geschafft in dem großzügigen Anwesen des Gastgebers einen einsamen Deckchair in einer stillen Ecke des Gartens zu ergattern. Ich bin ganz allein, die Meute vergnügt sich anderswo. Mein schlechtes Gewissen für mein Absentieren hält sich in Grenzen. Ich bin mir ganz sicher, dass das der perfekte Rahmen für eine erste Pfeife St. Bruno ist. Ich öffne die Dose mit einem 2 Kronen Stück, welches ich in den Taschen meinen Leinenanzugs gefunden habe. Der Duft, der mir aus der Dose entgegen schlägt ist ganz eindeutig Essig. Meine erste Assoziation ist „Salt&Vinegar“ Crisps. Dabei fällt mir natürlich spontan Guinness ein, aber nur weil ich es immer in Verbindung mit diesen Chips geniesse, das ist es aber nicht. Eher Cider, der Duft ist süsser, nicht Salt&Vinegar sondern Zucker&Essig … ich werde vorsichtig. Ich fische eine Savinelli Prince aus meinem Jackett, knicke, falte und stopfe eine Flakescheibe hinein. Der Oldboy Mechanismus klickt, und ich nehme erste Züge aus meiner Pfeife. Kinder schreien und spielen irgendwo in der Ferne. Der Essig ist auch im Rauch, mir gefällt das sehr gut. Die Süße ist dezent im Hintergrund, sie erscheint mir natürlich und nicht zugesetzt. Ich lege den Panamahut zur Seite und blicke gedankenverloren durch das Blätterdach des grossen Baumes unter dem ich liege. Ich spüre in der nächsten halben Stunde, diesen „anderen feinen Blättern“ nach, die mir auf der Dose versprochen wurden, bis mein Fernbleiben von der allerbesten Ehefrau bemerkt und gerügt wird.

St. Bruno Flake - Das Original Foto (c) Bodo Flakenried

St. Bruno Flake – Das Original
Foto (c) Bodo Flakenried

Ich behaupte Perique ist dabei und dark fired Kentucky, denn der Tabak ist sowohl süffig, als auch gehaltvoll. Das säuerliche Aroma bleibt bis zu letzt und schmeckt mir sehr gut.

Während ich dieses Review schreibe, habe ich die Dose aufgeraucht. Ich habe sie im Studierzimmer, im Atelier, im Biergarten und auf der Terrasse geraucht. Überall hat mir der Tabak zugesagt, hat mich aber nicht vom Hocker (Deckchair) gehauen. Ein kultivierter Rauch mit dezentem Aroma. Ich bin kein großer Mac Baren Raucher, deshalb kann ich nicht viel über den so oft beschworenen Stallgeruch des Herstellers sagen, aber mir kommt es schon so vor, als hätte ich dieses spezielle Aroma schon öfter gerochen.
Auch den Original St. Bruno habe ich leider nie verkostet. Ich zähle diesbezüglich auf Experten, die dazu kommentieren könnten.

Alexander Broy

Alexander Broy ist Künstler, Grafiker und YouTuber. Mehr zu sehen, hören oder lesen gibt es auf seinem Blog Künstlertagebuch. | Abonniere auch seinen NEWSLETTER

12 Antworten

  1. Ja, das ist auch wieder so ein Erinnerungstabak, dessen moderne (heutige) Varianz ich nie geraucht habe. Keine Ahnung warum, vielleicht, weil ich ihn fälschlicherweise stets mit dem St.Bernhard Flake von DTM verwechselt habe. Und das sind Tabake, die in der Regel „nicht an mich gehen“, wie Hanns Dieter Hüsch gesagt hätte.

    Enge, aber nurz kurze und vor allem einmalige Bekanntschaft habe ich mit einem Ur-Urahn des St. Bruno gemacht, dem von Ogdens, die dann von der Imperial Tobacco Group PLC übernommen wurden.
    Das heutige Unternehmen hat nichts mehr gemein mit der Imperial Tobacco Company (of Great Britain & Ireland) Limited, die den St.Bruno Flake hergestellt hat. 1901 gegründet (es gab Vorgänger), kaufte man 1902 Ogden’s aus Liverpool, die damals Pfeifentabake und Zigaretten herstellten, ab 1962 nur noch Pfeifentabak. Der St Bruno Flake wurde von Ogden`s seit 1896 und der noch berühmtere Gold Block seit 1902 hergestellt. Der Multi Imperial produziert nur noch Zigaretten und Feinschnitt Tabake u.a. die Brands
    * Lambert & Butler * Richmond * Windsor Blue * JPS Silver
    * Superkings * Embassy * Regal * Golden Virginia * Drum
    * Gold Leaf * Rizla * Gauloises Blondes * West * Route 66
    * Davidoff * Cabinet * Peter Stuyvesant * R1 * Drum.

    Auch wenn Her Broy ein schönes Review verfasst hat, das recht geschmacklig daher kommt, bleibe ich bei meinen „eingerauchten“ Leisten.

  2. Michael bemi Bernhard sagt:

    Super Review, ich könnte einen Film über die Szene drehen 😀 Danke für’s Kopfkino. Die Ehefrau im weissen Kleid, so wie aus der Rafaello Werbung, hättest du noch besser beschreiben können 😉

    Bodo: warum geht der St. Bernhard nicht an dich? Der ist bei den ersten Zügen langweilig, aber der Perique ist da so schön mit dem VA verbandelt, dass, wenn ich mal eine Dose offen habe, diese – für meine Verhältnisse – sehr schnell in Rauch aufgeht.

    Ausserdem hat er einen wunderschönen Namen, übrigens genauso wie der St. Bruno, der _mich_ natürlich schon an den *dicken* _Bernhard_iner aus der Werbung erinnert, von dem ich den Spitznamen meiner Jugend habe 😉

    VG bemi

    • Ja, wenn ich das wüßte. Steckt wohl in meinen Genen, so wie der Prophet, der im eigenen Land nichts gilt. Hatte mal einige Ausflüge zu den DTM Tabaken gemacht und war nicht so angetan davon. Und das hat wohl meine St. Bernhard Einschätzung beeinflußt, sicherlich falsch. Vielleicht läßt mich der Herr Schundroman mal probieren, das kann dann aber wohl erst im Dezember geschehen, wenn ich wieder zurück bin.

    • Alexander sagt:

      Also ich rauche den St. Bernhard auch sehr gerne (allerdings ist das auch der einzigen DTM den ich mag), ist aber nur namentlich mit St. Bruno zu verwechseln, geschmacklich völlig anders.
      St. Bernhard ist ein toller Tabak, der nur leider mit dem Huber Louisiana nicht mithalten konnte und deshalb als Allday-Smoke abgelöst wurde.

  3. bernd sagt:

    Ich kann mich an einen Notkauf in Scheveningen Anfang der 80er erinnern, was Anderes gab´s da leider nicht. Der Tabak passte zur tristen Gegend, zu nebeliger Nordsee mit meterhohen Wellen und zum damals noch nicht völlig mit Beton vernageltem Stadtbild. Für einen Wechselraucher mit Vorliebe für Vanilletabake ein Schock, aber passend zur winterlichen Laune. Schönes Review, her mit dem Zeug

    VG bernd

  4. Jens Meyer sagt:

    Lieber Alexander,

    Ich liebe deine romantische Art zu schreiben,
    In rauchiger Verbundenheit,
    Jens Meyer

  5. Jürgen Schweizer sagt:

    Hallo Alexander,

    wunderbare Beschreibung des Tabaks. Du hast mir ein regelrechtes Kopfkino bereitet. Ich kann mir gut vorstellen wie du den Tabak genossen hast. Ich habe ihn mal vor vielen Jahren probiert ( keine Ahnung wer da der Hersteller war) , es war nicht mein Tabak. Er kam mir etwas stark vor, aber das kann daran liegen das ich manchmal überproportional empfindlich auf Perique reagiere. Ich kann mich an eine „Essignote nicht erinnern“ das kenne ich eigentlich nur von den amerikanischen Virginatabaken.

    Glückauf, Jürgen

  6. Jetzt habe ich endlich auch den Werbespot zum St. Bruno gefunden: https://www.youtube.com/watch?v=TL_h2zLuyMM

  7. WillyR sagt:

    Danke für den schöne, fast schon literaische Beschreibung. Was mich jedoch interessieren würde: Dänemark ist in der EU. Wie kommt es, dass die Dose keinen aufgedruckten Warnhinweis enthält?

  1. 13. September 2016

    […] Ogdens, der Hersteller der berühmten Flakes Gold Block (1902) und St.Bruno Flake (1896) aus Liverpool, schlupfte unter die Decke von Imperial, wurde allerdings im Jahre 19xx […]

  2. 27. Januar 2018

    […] Über den neuzeitlichen St.Bruno Flake gibt es eine Rezension hier im Blog. […]

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