Penzance – archaisch, perfekt und ach so rar

Die aus Houston/Texas stammende Butera Tobacco Company ist als Blender berühmter Tabake seit langer Zeit ein Begriff für allerfeinste Tabake meist englischer Provenienz. Hergestellt werden diese in der Regel von McClelland (USA, Royal Vintage) oder von J.F. Germain and Son auf Jersey (Esoterica) oder Poul Olsen / Orlik in Dänemark. Klangvolle Namen sind darunter zu finden wie der Kingfisher oder die English/Oriental Mischung Pelican. Aus der Butera Esoterica Serie stammt der einzigartige Penzance, ein „Finest English Mottled Flake“, exklusiv von Germain für Butera hergestellt.


Anfang der 1980er Jahre, als ich jeden Mittag und am Abend ein Pfeiflein in Marty Pulver`s Sherlocks Haven im Embarcadero Center in San Francisco rauchte, lernte ich den Penzance (..und den Drucquer) kennen und lieben. Er war (und ist) die ideale Ergänzung, Abrundung zum Balkan Sobranie 759 bzw. zum „Nachfolger“ Balkan Huber.

So wie ich eifersüchtig meine 759 Bestände hege und pflege mache ich es auch mit altem Penzance. Die hier abgebildete Dose stammt aus dem Jahr 1981, gekauft bei Marty, ich habe sie neulich geöffnet. Der Schnitt ist ein sogenannter Krumble Cake, die Scheiben stehen in der Dose längs hochkant nebeneinander geschichtet, wie z.B. beim Erinmore. Der Blend besteht aus Virginias, Türkischen und Orienttabaken sowie feinstem Zypriotschen Latakia und ist laut Dosenaufschrift gealtert.

 

das Alter: auch Flakescheiben stehen nach 35 Jahren nicht mehr so aufrecht

Der Duft aus der geöffneten Dose mag manchem eigenartig erscheinen, nicht aber dem Sobranie 759 oder Dunhill 965 Raucher. Für den Penzance verwende ich keine bestimmte Pfeife, da er so fein und mild duftet und schmeckt, das kein crossover entsteht. Zwei bis drei Scheiben benötige ich mit der Knick/Falt-Methode, allerdings in etwas abgewandelter Art: die Flakescheiben stelle ich aufrecht in den Pfeifenkopf und drehe sie einfach „ab“, denn sie zerbröseln ohnehin sofort. Der Krumble Cake ist nicht so langfaserig wie ein normaler Flake. Das Anzünden ist unproblematisch. Sind die Brösel entflammt, leicht andrücken, noch einmal zünden und dann brennt er ohne auszugehen mit kühlem Rauch bis zu einer reinweißen Asche herunter.

 

Über die Jahre hinweg deutliche Änderungen beim Etikett

Der Duft ist klassisch Englisch, sowohl der aus der Tabakdose wie auch der des glimmenden Tabaks. Ihm fehlt die übliche rauhe Latakianote, im Gegenteil ist diese beim Penzance mild, weich und rundet die Orientals herrlich ab. Auch die Virginias machen sich nicht strohig sondern mit einer ganz leichten Süße und Trockenheit bemerkbar. Alle Geschmacksnuancen sind wundervoll miteinander „verwebt“, nichts drängt sich in den Vordergrund. Ein sehr harmonischer Flake, der dem erfahrenen Langsamraucher den wahren Tabakgenuß beschert. Der Anfänger wird vielleicht etwas Zeit brauchen, um die englische Geschmacksvielfalt herausfinden und erleben zu können. Ein absoluter Nummer 1 Flake mit eigenem Charakter. Ergänzt in einzigartiger Weise mein Favoritentrio Escudo, F&T Vintage und Kendal Plug.

Den Penzance gibt es in der klassischen kleinen Rechteckdose (2 Unzen / 56g) und als Bulk im versiegelten 8 Unzen / 227 g Beutel, wenn es ihn denn gibt.

Über die Verfügbarkeit verbreitet der Hersteller von den Kanalinseln schlichtweg durchsichtigen Unsinn. Ich hoffe, wider besseres Wissen. Denn ansonsten würde ich seine auf mehrfache schriftliche Anfrage erhaltene Antwort noch weniger für ernstnehmen können, als ich es ohnehin tue.

Derzeit ist er mal wieder auf allen Plattformen ausverkauft. Das ist der Normalzustand. Aber dem Superschnellen gehört das Glück. Ab und zu werden geringe Mengen – meist Bulk –  von amerikanischen Händlern online angeboten, sind aber in Minuten abverkauft. Mein lieber Pfeifenfreund Lendrick vom Singapore Pipe & Cigar Smokers Club liess es sich vor zwei Wochen nicht nehmen, mir eine schöne 100g Dosis als Gastgeschenk zu überreichen, aber N U R   M I R !

 

 

 

 

 


Nachtrag 13. Januar 2017

Es ist schon ein Kreuz mit der Tabakindustrie und die sie regulierenden staatlichen Dilettanten. Soeben überprüfe ich mal wieder in wöchentlicher Routine, ob der Penzance irgendwie schnell abzugreifen ist, muß nun feststellen, das offensichtlich die schmucke, kleine Rechteckdose der ordinären flachen Rechteckdose weichen mußte. Entsprechend wurde auch das Etikett geändert.
Da gefühlte 99,99% der Weltbevölkerung Peifentabakraucher sind, verstehe ich natürlich, dass die Behörden alle Resourcen auf das Thema der rechtlichen Bestandteile von Verpackung und Beschriftung von Tabaken verwenden müßen. Ein erkenntnisreicher Schelm, der vermutet, damit seien auch 99,99% der Weltprobleme behandelt. Was dem aufmerksamen Betrachter des Labels auffällt, ist die Änderung des Auftraggebers. Wurde der Penzance von Germain bisher als für die Butera Pipe Company hergestellt ausgewiesen, so geschieht das jetzt für den bisherigen US-Distributor Arango Cigar Co.
Bereits 2009 hat Mike Butera die gesamten Butera Tabake und die Markenrechte an Arango Cigar Co. verkauft, nun ist das auch auf den Etiketten vermerkt. Arango hält übrigens auch in den USA die Namensrechte für Balkan Sobranie. Und wieder hat sich eine Tabaklegende auf ihrer Odyssee weiterbewegt. Angefangen von der Erweckung in den 1980ern durch die kalifornische Piedmont Tobacco Co von Steven Richman über Mike Butera hin zu Arango. Zum Glück – oder Pech- war stets J.F.Germain and Son der Hersteller, die schon den Penzance-Vorläufer Smokers` Haven Krumble Kake hergestellt haben. Der -mit einem geringeren Latakiaanteil als der Penzance- wird immer noch angeboten, aber auch hier die beliebte Mitteilung „temporarily out of stock“.

 

Bodo Falkenried

exemplarischer Niederrheiner, seit über 55 Jahren in München daheim, genauso lang Pfeifen- und Tabaksammler, versessen auf Musik, Literatur und andere Künste. Unternehmer, Segler, Reisender [..unser Mann in Asien]. Intensiver Marktgeher, immer an Feuer & Herd, sofern in der Nähe.  

27 Antworten

  1. norbert sagt:

    Ich muss doch mal im Impressum nachlesen; ob es erlaubt ist den anderen Pfeifenrauchern so die „Nase“ langzumachen mit einem Artikel der nicht liefergar ist. :))

  2. Servus Norbert, eindeutig NEIN, das ist sogar bei Ausschluß aus dem Blog verboten. Aber hier liegt die Sache ein wenig anders, denn immer wieder gibt es den Penzance zu kaufen. Man muß nur auf der Lauer liegen und schnell sein. Insofern liegt bei diesem Artikel kein Verstoß gegen die Blogregeln vor.

  3. Ich war tatsächlich einmal ganz kurz im virtuellen „Besitz“ einer Dose Penzance im Warenkorb bei smokingpipes.com. Leider habe ich dann keinen „Amerikaner“ gefunden, dem ich sie hätte nach Hause schicken können. Also keinen, der sie mir irgendwann über den Teich geschmuggelt hätte.
    Ansonsten schwelge ich in der Erinnerung, dass ich ja mal ein angebrochenes Döschen vom Chronisten mit nach Hause nehmen durfte und ein paar Pfeifchen damit füllen konnte. Ein wirklicher Leckerbissen und nicht nur so besonders, weil rar. Er ist ein wirklich ganz eigener Engländer und mit nichts vergleichbar …

    • WillyR sagt:

      Es durfte einen nur der mögliche Einnfuhrzoll nicht schrecken. Ich hatte bisher immer Glück, dass die Tabaksdosen (darunter nur leider kein Penzance, aber z.B. Balkan Sobranie) immer unkontrolliert durchgerutscht sind. Aber darauf kann man nicht immer bauen.

  4. Michael bemi Bernhard sagt:

    ja – in der Tat. Mir hat auch ein lieber Freund eine großzügige Probe zukommen lassen. Was für ein Tabak! Vermutlich werde ich die Dose, die noch im Keller lagert doch anbrechen müssen …

  5. Ernst sagt:

    Da fällt mir doch ein, daß ich noch eine Beutelchen mit 8 Unzen im Pfeifenschrank habe. Das wird an Weihnachten geöffnet und dann wieder verschweisst

  6. Peter Hemmer sagt:

    Dem Artikel ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Außer eines vielleicht: wenn das Bessere der Feind des Guten ist, dann hat der Penzance einen: den „Krumble Kake“ von Smokershaven! Das ist ein Tabak, der dem Penzance ungemein ähnlich ist, aber wie eine Riserva im Vergleich zum Penzance wirkt, denn er ist noch eine Idee voller und weicher – ansonsten ist es das selbe Spielchen wie beim Penzance: auch der „Smokershaven Krumble Kake“ wird von Germains produziert und auch der ist quasi nicht mehr erhältlich! Wie schade! Als beide Tabake noch problemlos regulär erhältlich waren, also vor etwa 10 Jahren, war der Krumble Kake mein Tabak der Wahl. Und da ich keinen der beiden mehr habe, aber jetzt gerade so eine Pfeife rauchen mag, nehme ich Fayyum Kake…

  7. Michael bemi Bernhard sagt:

    Peter, dann schau dir mal den in-b-tween von Smokershaven an. Könnte auch passen.

  8. Na ja, anschauen allein wird wohl nicht reichen ….

  9. Michael bemi Bernhard sagt:

    Peter, organisiere mal den in b-tween von Smokershaven und bring ihn mit in den Club, dass du ein fachmännisches Urteil erhältst. Bitte vorher ankündigen, dass die Leute ihre Giants mitbringen können.

    • Peter Hemmer sagt:

      Hi Bemi,
      ich finde alle Germains-Smokershaven-Blends ausgezeichnet und der Vorteil der Mixtures ist, dass sie leichter zu kriegen sind. Und ich freue mich sehr, wenn Du den „In B-tween“ in den Club mitbringen magst, denn ich habe ihn schon lange nicht mehr geraucht! Nur besitze ich tragischerweise (zu deinem Glueck) keine Giant… Lass‘ wissen, wenn du kommst! Danke!

  10. Ulrich sagt:

    Hallo Bodo,

    tatsächlich hast Du mit Deinem Review auch mir den Mund wässrig gemacht. Tabake in den USA kaufen ist ja so eine Sache für sich, dazu kommt noch die eingeschränkte Verfügbarkeit.

    Gibt es den von den einheimischen Tabakblendern keinen „Nachbau“ oder zumindest einen Tabak, der dem Pencanze, Kingfisher etc. ziemlich nahe kommt ?

    Rauchige Grüße aus Südniedersachsen
    Uli

    • Servus Uli,
      für mein Geschmacksempfinden leider nein. Legt man aber Vergleichskriterien etwas weiter aus, so folge dem Vorschlag von Peter Hemmer und versuche den Fayyum Kake, der zumindest leichter zu beschaffen ist.

      Ich verstehe auch nicht, warum beim Penzance nicht gelingt, was beim Balkan Sobranie 759 perfekt mit dem Huber Balkan gelungen ist. Vermutlich ist der Kreis der Penzance Enthusiasten zu klein.

    • WillyR sagt:

      Manche behaupten (obwohl ich da leider keine Vergleichsmöglichkeiten habe), Germain’s Special Latakia Flake soll eine gewisse Ähnlichkeit zu Penzance haben. Vielleicht kann Bodo diesbezüglich seine Erfahrung beisteuern, da er beide kennt.

  11. Achtung! Nachtrag im Artikel….

  12. WillyR sagt:

    Ich weiß gar nicht, wie lange ich schon versuche, ein Döschen Penzance zu ergattern. Die Form und Größe der Dose wäre mir egal. Auf den Inhalt kommt es schließlich an. Doch selbst wenn ich mich bei einem der amerikanischen Online-Händler zu einem E-Mail-alert angemeldet hatte, der mich verständigte, sobald der Tabak wieder auf Lager war, kam ich durch die Zeitverschiebung (die entsprechende Nachricht kam irgendwann über Nacht) letztlich immer zu spät. Bei meiner letzten USA-Reise nach New Orleans habe ich diverse Tabakhändler erfolglos abgeklappert. Die bald geltenden Zollbestimmungen, die verlangen, dass Tabakprodukte mit einem EU-konformen Warnhinweis in der Sprache des Einfuhrlandes versehen sind, werden das Bestellen weiter erschweren. Wie sieht es eigentlich bei Germain’s vor Ort auf Jersey aus. Gibt es dort soetwas wie einen Werksverkauf?

    • Servus Willy,
      sehr unwahrscheinlich, da der Pencanze ein OEM Produkt für Arango Cigars in USA ist, dadurch ist der Vertrieb nur über diese Firma möglich. Die Germain`s Flakes haben keine Gemeinsamkeit mit dem Pencanze, außer der Dosenform, wird sich eh bald erledigt haben. Pencanze ist ein Krumble Kake, während die drei Germains Flakes eben Flakes sind. Für mich sind alle drei Flakes pure Langeweile, nur der Medium geht so gerade.

  13. Karl Hirsch sagt:

    Da ich noch nie gehört habe, daß ein Pfeifenraucher seine Pfeifen wegwirft, weil sie ohne Penzance sinnlos geworden sind, könnte es vielleicht doch sein, daß der Besitz oder Nichtbesitz für ein erfülltes Pfeifenraucherleben eher belanglos ist. Der nie existente, dafür aber sagenhaft gute Göpfblöck Snijderstrekker buckle kake tut uns ja auch nichts.

    In den USA muß es ja in diversen Kellern neben den 100 Schußwaffen Riesenbestände gehamsterter Butera-Tabake geben. Ahnungslose Erben werden das wertlose Tabakzeug wegwerfen.

  14. Tobias Schneider sagt:

    Musste den Artikel, da sich nun ein paar Dosen auf dem Weg zu mir befinden, gerade nochmal durchlesen. Hoffentlich geht beim Transport nichts mehr schief….

    • Kommt darauf an, wie und auf welchem Weg der Penzance zu Dir unterwegs ist, ich wäre da sehr vorsichtig, traue niemandem , der sich für den Transport angeboten hat und rede nicht darüber….. wenn alles schief geht, mußt Du halt auf den Fayyum Kake ausweichen.

      • Tobias Schneider sagt:

        Er ist tatsächlich angekommen. Jetzt stellt sich nur noch die Frage: Wo/wann rauche ich ihn, was esse ich davor und was trinke ich dazu? Luxusproblem.

        • Karl Hirsch sagt:

          Hääääää? Den stopf ich in die Pfeife und zünd ihn an. Smoke as usual.
          Wenn man wirklich einen Rahmen braucht (Irrtum):
          Davor ächten Tiroler Graukas mit massig roter Zwiebel, Essig und Öl essen, Getränk der Wahl: Buttermilch mit Mangogeschmack. Am besten zu den Klängen des Elisabethenmarsches. Tschingderassa. Dazu ein Heidi-Video ansehen, oder American Wrestling. Penzance Raucher sind ja Kulturmenschen.

          ernst: Rahmenbedingungen sind des Penzance‘ nicht würdig.

          • Servus Karl, das mit dem Graukas und den Zwiebeln hört sich sehr gut an, aber darf ich bitte die Buttermilch durch einen Tiroler Wein ersetzen, zwar auch nicht so mein bevorzugter Wein, aber wenn sich der Maximilian Habsburg schon seinerzeit soviel Mühe gegeben hat, die tirolischen Sturköpfe zu Weinbauern zu machen, will ich dem gerne Rechnung tragen. (Lag wohl an der Mailänderin Sforza, die sicher auch keine Buttermilch mochte).

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