Nach Dunhill schliesst jetzt auch McClelland

Den letzen Schock hat der Pfeifenraucher gerade ebenso verdaut und sich in seiner sprichwörtlichen Besonnenheit zurückgelehnt und für sich beschlossen, dass sich die (Pfeifen-)Welt auch ohne Nightcap, Early Morning Pipe und Navy Rolls weiterdrehen wird, da erschüttert die nächste Meldung unsere kleine Welt.

We’re just going to close the doors

Mit diesem Statement gegenüber einem User des amerikanischen Pfeifenforums erklärt Mary McNiel, ihren Eintritt in den Ruhestand. Nach 40 Jahren werden Mary und Mike McNiel, die Eigentümer von McClelland Tobacco Company die Pforten für immer schliessen. Als Begründung geben sie die strengen Regularien der amerikanischen Behörden an, die zu Rohstoffverknappung und sinkender Qualität bei den Rohtabaken geführt habe. Wann die letzte Tabakdose die Fabrik in Kansas City, Missouri verlassen wird, ist noch unklar. Vermutlich dann, wenn das letzte Bröserl Tabak eingedost wurde.

Dieses Ende eine großen Tabakfabrik ist aus meiner Sicht deutlich schwerer zu verkraften, als der Dunhills,  obwohl die Tabake des sympathischen Unternehmens mit dem lustigen Wal auf dem Logo hier in Deutschland gar nicht erhältlich waren. Sie werden viel schwerer zu Ersetzen sein, weil es für einige Produktlinien keine Entsprechungen bei anderen Herstellern gibt. Nehmen wir zum Beispiel die „Grand Orientals“ oder die „Frog Mortons“ Serie. Schon allein wegen der grandiosen Froschdosen unersetzbar. Die „Matured Virginias“ werden mir persönlich nicht so fehlen, aber ich kenne einige Pfeifenraucher, die jetzt Tränen in Augen haben werden.

Schaut man auf die Webseiten der amerikanischen Tabakhändler so hat man selten so viele „Out of Stock“ Anzeigen ausserhalb des Esoterica Sortiments gesehen. Es wird wild gehamstert und wir können hier in Europa meist nur hilflos zusehen.

Ich weiss nicht so viel über die konkreten Auswirkungen der amerikanischen FDA Regulations, vielleicht könnte einer von Ihnen, liebe Leser, hier in der Kommentarfunktion etwas Licht ins Dunkel bringen. Mich würden die Hintergründe sehr interessieren.

 

Alexander Broy

Alexander Broy ist Künstler, Grafiker und YouTuber. Mehr zu sehen, hören oder lesen gibt es auf seinem Blog Künstlertagebuch. | Abonniere auch seinen NEWSLETTER

14 Antworten

  1. Karl Hirsch sagt:

    Das auf Mcclelland spezialisierte Tabakgeschäft Wagner in Zürich wird sich auch umsehen müssen. Ich orientiere mich dann am Nachfolgeangebot :-). Eher fürchten tu ich die elenden Hamsterseelen, deren Witwen dann womöglich schon in ein paar Jahren zentnerweise Tabak von Penzance über Dunhill bis Macclelland (Metall brav getrennt, damit der Planet gerettet ist) in die Tonne klopfen werden, ohne deren unseligen Krallreflex der eine oder andere Tabak noch jahrelang erhältlich wäre.

  2. DIe FDA Regulierungen schlagen nun also gänzlich durch. Es war zu erwarten. Lagen doch die Hürden einfach zu hoch. Es gab zwar Stichtagregelungen, nachdem jeder Tabak, der vor 2007 auf den Markt kam, am Markt bleiben darf. Jedoch nützt das kleinen und kreativen Firmen, wie Mcclelland wenig, da man ja davon auch lebte ständig am Bedarf des Kunden orientiert zu produzieren. Alle Tabake nach 2007 erschienen, müssen ein sehr teures (da geht es schnell mal in den sechs bis siebenstelligen Bereich) Prüfungs und Zulassungsverfahren durchlaufen. Somit sind Marktneueinführungen für kleine Firmen in einem Nischenmarkt, wie dem Pfeifentabakmarkt, nahe zu unmöglich geworden.

    Wir sollten uns im Hinblick auf diese Entwicklungen glücklich schätzen, noch immer ca 700 – 800 Tabake verfüg bar zu haben. Zudem gibt es hier auch noch kleine und kleinste Hersteller, die immer noch mit viel Kreativität und Leidenschaft neue Tabake auf den Markt bringen. Ich denke da an HU, DTM und gerade auch an TAK. Tom Darasz hat gerade für den Plug und Twistliebhaber einiges zu bieten, was so nur über den Großen Teich herüber verfügbar war. Auch wenn es Kritik an den TAKs, wie hier kürzlich zu lesen, geben mag, sollten wir dankbar ob des hier verfügbaren Angebots sein! Ich werde jedenfalls nicht das Hamstern anfangen.

    Herzliche Grüße und weiterhin gut Rauch,

    Jürgen Gradenegger

  3. Manfred Postlmair sagt:

    Wie es weitergeht weiß niemand – im Moment. Aber im Falle Dunhills wird der große Mutterkonzern die Marke kaum einstampfen und wenn sich (ausser Mc Baren) den ganzen Kuchen – also den Namen für alle Tabake – kaum einer leisten kann dann werden halt Lizenzen für einzelne Tabake verhökert, dann gibts halt den NightCup aus der Fabrik von McBaren – was den Pfeifenforen und Blogs neue Diskussionsthemen liefert: Durbar neu vs Durbar alt – wo ist der Unterschied? Da haben wir noch Vergleichsobjekte im Pfeifenschrank – nicht nur Bodo in seinem Kellerlager! Da das ganze Dilemma ausgelöst wurde durch den Umstand dass der Pfeifenraucher eine bedrohte, aber ungeschützte Spezies ist, die sich rasant minimiert, können wir nur versuchen die verbleibenden Firmen zu unterstützen: Also nicht hamstern sondern gleich nach wertigem Ersatz suchen! Ich für meinen Teil werde dem Durbar nicht nachweinen – der Asmara von Foundation by Musico schmeckt mir besser!
    McClelland ist allerdings ein echter Verlust, aber er war ja auch nur über abenteuerliche Kanäle zu bekommen – die letzte ungeöffnete Dose Bombay Court wird halt eine Reliquie in meinem Pfeifenschrank werden.

    Gut Rauch und schönen Sonntag noch

    Manfred Ernst

  4. WillyR sagt:

    Es ist schon sehr traurig, wenn Tradtionsmarken wir Dunhill oder eben McCelland vom Markt verschwinden. Der Frog Morton gehörte zu meinen Lieblingstabaken. Man kann nur hoffen, das die Rezepte der Mischungen erhalten bleiben und in Lizenz von anderen Herstellern weitergeführt werden.

  5. Anonymous sagt:

    Hallo Willy,
    erstens ist Dunhill schon längst kein Tabakhersteller mehr, und zweitens war Mc Clelland gerade mal 40 Jahre am Markt, was die Frage nach dem „Klassiker“ aufwirft, so gut die Tabake auch gewesen sein mögen.
    Es ist allemal schade, dass eine Firma, wie hier McClelland, ohne wirtschaftliche Not und nur aufgrund politischer Willkür die Segel streichen muss. Da geht es schon gar nicht mehr um den Tabak als solchen, vielmehr wird dabei deutlich, wie vollkommen ausserhalb jeglicher Rationalität ein Land politisch geführt wird. Das ist ja nicht nur in den USA so, obwohl man dieses Land mit gutem Gewissen als die Wiege lobbygesteuerter Klientelpolitik bezeichnen kann, das wird ja auch anderen Ortes mehr als deutlich. Ein Blick in die Zeitungen sagt hier mehr, als man in einem Post jemals schreiben könnte.

    Gruß Jens

  6. Peter Hemmer sagt:

    Bei Dunhill geht es, genau wie Willi es geschrieben hat, um das Verschwinden einer Traditionsmarke – nein! Es geht um das Verschwinden DER Traditionsmarke! Uns bewegt das nicht, weil wir nicht auf die Mischung X oder Y verzichten könnten, sondern weil uns vor Augen geführt wird, wie vollkommen unbedeutend unsere Nische „Pfeifenrauchen“ geworden ist, dass man die zweifellos wertvollste Marke mit ihrer mehr als 100jährigen Tradition und immer noch hervorragenden Produkten mal so mir nichts dir nichts bereit ist aufzugeben. Diese Tabake sind ja nun wirklich keine Ladenhüter! Deshalb können und wollen wir uns das nicht vorstellen! Jeder, mit dem man spricht, ist fest davon überzeugt, dass jemand die Rechte kauft und die Marke weiterführt. Nur das ist jetzt nach etwa einem Jahr seit der Ankündigung des Ausstiegs von BAT offensichtlich immer noch nicht passiert. Das ist das Unvorstellbare! Und das führt uns vor Augen, wie fragil die Kultur des Genussrauchens geworden ist. Mit FDA hat der Fall Dunhill eigentlich nichts zu tun, da es sich zu 90% um Tabake handelt, die selbst in der STG Version länger als 2007 auf dem US Markt sind.
    Anders sieht das bei McClelland aus, denn die leben davon, ihr Portfolio immer um neue Blends zu erweitern und Nischen zu bedienen. Das hat Jürgen Gradenegger ja oben schon treffend beschrieben. Der Verlust hier ist ein anderer: es sind stilistisch sehr eigenständige Tabake, die teilweise absolute Maßstäbe gesetzt haben (seit 40 Jahren – deshalb sind diese Tabake natürlich „Klassiker“!), die verschwinden werden und die vor allem weit weniger ersetzbar sind als Tabak im Vergleich zu den meisten Dunhill-Tabaken. Auf der einen Seite besteht der „Klassikerverlust“ mehr aus dem Verlust der Marke, auf der anderen aus dem Verlust der Tabake! Der Verlust ist in beiden Fällen immens und bedauerlich!

    • Jürgen Gradenegger sagt:

      Hallo Herr Hemmer,

      ich stimme Ihren Ausführungen zu. Der Verlust der Marke Dunhill wird zu verkraften sein. Er ist zwar bitter aber die Tabake wird es wohl weiterhin geben. Das erfuhr ich zumindest von einem Vertreter von Kohlhase, der mir versicherte, das die Dunhiltabake untereinem neuen Namen erscheinen werden. So ist zumindest der Plan, sofern sich nicht doch jemand findet der die Namensrechte für einen zweistelligen Millionen betrag erwirbt. Darum geht es der BAT nämlich: Ums liebe Geld und sonst nichts! So zumindest laut Aussage des Vertreters. Der Verlust von McClelland wiegt da in der Tat schwerer. Der Verlust dieser Make wäre hierzu Lande nur vergleichbar, wenn HU oder DTM ihre Produktion einstellen würden. LG, Jürgen Gradenegger

  7. Karl Hirsch sagt:

    Im Fall von Mac Clelland spielt sicher auch die Unternehmensform als Familienbetrieb eine Rolle. Wenn man 40 Jahre lang sein Leben auf Tabakmischen, Probieren, Verkaufen und Steuerzahlen reduziert hat, dann ist eine Art burn-out mit anschließendem Ziehen der Reißleine nur verständlich.

    Die von Peter angesprochene Götterdämmerung des Pfeifenrauchers hat außerdem noch zusätzlich zur Folge, daß man keine Auswahl hat, also nicht von Clelland auf Lankell oder Naldlekk umsteigen kann.

    Amüsant ist die plötzliche Trauer angesichts des in früheren Foren und Newsgroups zur Gesellschaftsfähigkeit hochstilisierten Dunhill-bashings. Im Übrigen indirekt durchaus ein weiterer Grund dem Namen nachzuweinen. Wenn die Beteiligung an einem Forum oder einer Newsgroup zu wünschen übrig ließ, brauchte nur einer „Dunhill!“ zu rufen und schon kam wieder Leben in die Chose.

    Irgendwann bleiben dann zwei Gentlemen alter Schule übrig, die niemals zugäben, daß ihnen zum Heulen zumute ist, und dies heroisch auf ein „Its a sort of disappointment, isnt it?“ – „Indeed it is“ herunterspielen.

  8. „It`s far beyond disappointment“, wie der gebildete, mitteleuropäische, mittelälterliche Gentleman antworten wird, lieber Herr Karl.

    Deswegen hier…..
    und deswegen hier
    und deswegen hier
    und deswegen hier

    Es erben sich Gesetz und Rechte
    Wie eine ew’ge Krankheit fort
    Sie schleppen von Geschlecht sich zum Geschlechte
    und rücken sacht von Ort zu Ort.
    Vernunft wird Unsinn, Wohltat Plage
    Weh dir, dass du ein Enkel bist!
    Vom Rechte, das mit uns geboren ist,
    Von dem ist leider! nie die Frage.

  9. Don Perique sagt:

    Leider schließt nun auch Dan Pipe in Lauenburg zum 31.07.23 seine Pforten – ein Ort mit unvergleichlichem Ambiente. Die gute Nachricht: Die Firma Dan Tobacco wird auch weiterhin seine Klassiker produzieren und online über den Vertrieb von Cigarre24.de vertreiben.

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