Fayyum Special Cake – so wertvoll wie ein kleiner Penzance ….

Fayyum Special Cake Foundation by Musico, HU-Tobacco

Reden wir zunächst Klartext. Zu diesem Tabak-Hersteller stehe ich in einer Geschäftsverbindung. Ich habe Etiketten entworfen, erstelle Katalog und Website, bin also befangen.
Diesen Tabak habe ich allerdings nicht zum Testen überlassen bekommen (das hat der Fayyum Cake gar nicht nötig), ich habe ihn auch nicht käuflich erworben (es gibt ihn ja so gut wie nie zu kaufen), Hans hat ihn mir auch nicht auf Grund besonderer Leistungen geschenkt (dazu müsste ich erstmal besondere Leis…)
Ich habe ihn einfach entwendet, geklaut, gestohlen, geplündert.
Und das kam so: Ich habe bei mir im Atelier eine große Kiste stehen. Darin ist von jedem HU-Tabak eine Dose. Die soll ich allerdings nicht rauchen, sondern für den Katalog fotografieren. Zu treuen Händen hat Hans Wiedemann von HU-Tobacco mir diesen Schatz anvertraut und ich verkommenes Subjekt habe nichts anderes im Sinn, als …Aber ich konnte ja praktisch gar nichts dafür! Niemals wäre mir eingefallen, dieses Vertrauen zu mißbrauchen. Aber ich musste doch diese Dose öffnen, um die Crumble Cake Riegel ablichten zu können. Und als ich den Deckel dann vorsichtig anhob, fand ich darin einen kleinen Zip-Lock-Beutel und den hätte ich ja schlecht fotografieren können, wie hätte das denn ausgesehen. Also musste ich den Beutel öffnen und die Crumble-Cakes heraus nehmen. Können Sie Sich diese Versuchung vorstellen, Euer Ehren lieber Leser? Dieser Duft! Dieses wunderbar fest gepresstes Stück Tabak in Händen zu halten, daran zu schnuppern und zu wissen, dass es leichter ist an eine Dose Penzance zu kommen, als an diese Kostbarkeit? Seien Sie ehrlich, wären Sie da nicht auch schwach geworden? Ich drapiere also diese hübschen kleinen Briketts adrett neben der Dose, richte das Licht ein und knipse ein paar Bilder. Würde es irgendwer merken, wenn ich mir eine winzige Scheibe abschneide? Auf meinen Schultern befinden sich plötzlich zwei kleine, leicht durchsichtige Gestalten, eine hellere mit Flügeln und eine rötliche mit einer Mistgabel und reden ununterbrochen auf mich ein. „Los, komm schon, das merkt kein Mensch!“, „Nein, das würdest du dir nie verzeihen …“ Sie kennen das?

Fayyum Special Cake Foundation by Musico, HU-TobaccoNun, was soll ich sagen, ich habe es getan und tue es gerade in diesem Moment wieder … Der Geist, das Fleisch, bei mir ist alles schwach. Sehen sie diesen Artikel als eine Art Selbstanzeige. Bereue ich? Nein, keinesfalls und ich würde es wieder tun, denn dieser Tabak hat mit dem Penzance mehr gemein, als nur die Nichtverfügbarkeit. Ich kenne keine Engländer der so sanft und cremig sind, wie diese Beiden. Nie habe ich Latakia so lieblich geraucht und dabei sind Unmengen davon in diesem Tabak. Kentucky, Black Cavendish, sowie eine Prise Fire Cured Kentucky sind noch enthalten. Ich bin nicht Peter Hemmer, ich kann das nicht herausschmecken, ich musste das nachlesen. Rauche ich den Penzance daneben, stelle ich schon Unterschiede fest, das ist nicht der selbe Tabak (zumal mein wie ein Augapfel gehüteter Rest, schon ziemlich trocken ist) aber sie sind sich in der Art ähnlich.

Es sind sanfte und ein wenig liebliche, englische Crumble-Cakes. Während der Penzance in einem winzigen Döschen kleine Scheiben enthält, die als Mottled Flake beschrieben werden, sind beim Fayyum-Cake wie vorhin schon erwähnt, zwei kleinen Riegel in eine Malerdose verpackt. Zu rauchen sind solche Tabake absolut problemlos, wie ein Flake, oder Plug nur nicht so dicht bzw. fest, werden sie locker in die Pfeife gestopft.

Esoterica PenzanceDass diese beiden Tabake so schwer zu bekommen sind, macht natürlich auch ihren Reiz aus. Gäbe es sie an jeder Tankstelle, wären sie uns dann so teuer? Bestimmt nicht. Warum Esoterica so wenige dieses Tabaks – und wenn dann auch nur in Übersee – verkauft, weiss ich nicht. Böse Zungen behaupten, die Verknappung sei Methode. Wenn bei einem der internationalen Tabakhändler ein paar Dosen auftauchen, dann sind sie innerhalb weniger Minuten ausverkauft. Bei Hans Wiedemann bin ich mir jedoch ganz sicher, dass ihm solch ein hinterlistig, merkantiles Taktieren fremd ist. Der Grund für seine Lieferschwierigkeiten sind ganz anderer Natur. Er presst die Tabake selbst und in seine Presse passen einfach nur wenige Kilo Tabak hinein. Vier bis sechs Wochen muss der Tabak unter Druck reifen und das ist der Grund für die Knappheit dieses wunderbaren Engländers aus dem Ries. Wer keine Geduld hat, kann sich ja in DIY-Manier eine eigene Presse basteln und den normalen Fayyum selber unter Druck setzen …

Alexander Broy

Alexander Broy ist Künstler, Grafiker und YouTuber. Mehr zu sehen, hören oder lesen gibt es auf seinem Blog Künstlertagebuch. | Abonniere auch seinen NEWSLETTER

21 Antworten

  1. Karl Hirsch sagt:

    Monsieur Broy, so geht das aber schon garnicht 🙂 !

    Mein Wikingerle aus dem alten Forum bekäme jetzt folgende Sprechblase verpaßt:

    „Zuerst den Mund wässrig machen, und nach langen Ablenkungsmanövern mittels einer Räuberpistole von HU, Kiste, Fotos, Auftrag und Plastikbeutel verschämt damit herausrücken, daß er vor unseren Augen gerade den einzigen im Sonnensystem erhältlichen Klumpen Fayyun Cake durch die Pfeife gejagt hat. Seine Pfeife.“

    Und nicht mit Penzance-bashing ablenken! 😉

    Ich? Nö, rauch gar keinen Latakia. Fast gar keinen. Höchstens hie und da. Aber nie dreimal hintereinander.

  2. WillyR sagt:

    Arrrrrg…will haben!!!

  3. Häri sagt:

    Als ich beim Händler in Bruck danach fragte fehlte nur noch, daß ich augelacht wurde…

    • Tja, wir haben uns letzten Freitag im Club leider nicht gesehen, da hatte ich ein Doserl dabei …

      • Häri sagt:

        Wdlprmft…Daß ist also des Rätsles Lösung, warum ich meinen Kommentar nicht mehr bearbeiten konnte… Noch ein früher Vogel im Blog. Tach auch!
        Ich werd`mich mal erkundigen, ob man sich auf eine Warteliste setzen lassen kann.

  4. Steffen sagt:

    Ich bin erstaunt ob Deiner Ehrlichkeit! Dass Dir das Cake-Brikett beim Fotografieren heruntergefallen und dabei ein Stück abgebrochen ist, das Du zur Spurenbeseitigung zaghaft rauchen musstest, hätte ich jedenfalls auch geglaubt.

  5. Stephan sagt:

    Das muß man ganz anders sehen. Der Künstler soll eine Etikett entwerfen. das kann er nur, wenn die Charaktereigenschaften des Tabaks erraucht, erschmeckt und dann versucht diese in in das Etikett zu transferieren (oder so ).Nur dann kann er ein Etikett entwerfen, das den Eigenschaften des Tabaks entspricht. Bei manchen schwierigen Charakteren bedarf es halt vertiefter Erforschung des Tabaks.

  6. Karl Hirsch sagt:

    So kann man das auch sehen, Stephan. Der Künstler mit der Muse ringend. Wahrscheinlich raucht Alexander gar nicht Pfeife. Aber die Kunst verlangt Opfer. Übermenschliche Opfer.

  7. WillyR sagt:

    Man lässt ja nichts unversucht, um an Raritäten zu kommen. Wenn aus meinem Bekanntenkreis jemand in die USA reist, bitte ich sie immer, nach einer Dose Penzance zu forschen. Bisher leider ohne Erfolg. Aktuell wurde einem Freund bei Iwan Ries in Chicago erklärt, man habe aufgrund der letzten Pipe Show keine Vorräte mehr. Und selbst wenn man sich auf eine Warteliste eintragen lässt, muss man extrem schnell sein, um den Tabak zu ergattern. Das postalische Einführen wird jedoch auch immer schwieriger (vom möglichen Zoll ganz abgesehen), da meines Wissens in Post-TPD2-Zeiten die Dose mit einem deutschsprachigen Warnhinweis versehen sein müsste. Haha…

  8. Anonymous sagt:

    Hallo zusammen,
    ich war neulich im Keller bei meinen Tabakvorräten, und dort habe ich noch ein Döschen vom alten Fayyum Kake gefunden, noch im rosa Döschen und ohne Dummdödelaufdruck. Das kam noch von Hans höchstpersönlich. Das werde ich wohl demnächst mal öffnen.

    Gruß Jens

  9. Stephan sagt:

    Servus Jens,
    ich habe vor ein paar Wochen auch so eine alte Dose geöffnet. Die Dosen halten wohl nicht so dicht wie vakuumierte. Ein paar Tage mit einer Humidrole in der Dose lösten das Problem. Ein wunderbarer Tabak.

    Gruß
    Stephan

    • Anonymous sagt:

      Oha, dann werde ich dieses Wochenende mal ran gehen, auf der Seite von Bosch bzw. Hans ist der Tabak als Kake nicht mehr geführt. Es gab bei PuM mal so einen Forum-Plug-Cutter, vielleicht ließe sich hier eine Blog-Fayyum-Presse ins Leben rufen.

      Gruß Jens

      • Servus Jens, Stephan…

        Fayyum-Presse: ist damit Presse im Sinn von Publikationen/Public Relation gemeint oder tatsächlich Hardware? :). In letzterem Fall ist ein Plug Cutter nicht das geeignete Werkzeug, der Kake zerbröselt zu leicht beim Schneidevorgang, selbst wenn die Klinge rasiermesserscharf ist. Ein Opinel oder andere Hand-Messer (Puma White Hunter, Güde X07/11 oder X764/10, alle Meerkatz-Varianten) sind die geeigneten Werkzeuge.
        Im Prinzip kann der Fayyum Kake auch mit einem Löffelstiel zerteilt werden.

      • Anonymous sagt:

        Heute Mittag habe ich nach langem Ringen die Dose doch geöffnet, in freudiger Spannung, was mich erwarten würde. Und ich wurde nicht enttäuscht. Der Tabak war immer noch ausgezeichnet konditioniert, die Füllung brennt seit über einer Stunde und es ist kein Ende in Sicht, glücklicherweise. Denn der Tabak kam perfekt konditioniert aus der Dose, nicht trocken, der Backstein schön fest und noch leicht elastisch. Also gleich ein Ecken abgebrochen und in die Pfeife geschraubt. Ein Genuß in Upshall.

        Gruß Jens

  10. Anonymous sagt:

    Hallo Bodo,
    ich meinte hinsichtlich der Presse schon die Hardware, aber den Cutter braucht es sicher nicht, denn der Riegel läßt sich auch mit den Fingern abbröseln.

  11. Stephan sagt:

    Servus Jens, Bodo,

    natürlich kann man den Kake zerbröseln. aber mit dem Messer macht es mehr Spaß und hat mehr Stil, auch wenn danach auch nur Brösel auf dem Schneidebrett liegen. Außerdem bin ich froh, wenn ich die ganzen schönen Messer, die ich gesammelt habe wenigstens teilweise einer vernünftigen Funktion zuführen kann.
    Nachdem ich im Juli die erste meiner beiden jahrealten Dosen geöffnet hatte, wollte ich sofort nachbestellen und stellte ebenfalls fest, daß Bosch ihn gar nicht mehr anbietet. Für den Export wurde sie aber noch angeboten -man landet bei dem deutschen Händler Jansen- der aber, obwohl in Deutschland ansässig nicht nach Deutschland liefern darf. Ich habe mir deshalb die Dose ins Ausland schicken lassen, von wo sie ohne große Komplikationen bei mir landete. Das Erfinden unsinniger Vorschriften ist also kein Alleinstellungsmerkmal der EU.
    Eine erneute Nachbestellung für den Export scheiterte dann an der mangelnden Verfügbarkeit.
    Zollnummer für den Kake ist übrigens 26602. Steht die Fayyum Handpresse bei K&K? Oder gibt es bei den Zollnummern Besonderheiten die ich nicht kenne?
    Gruß
    Stephan

    • … das mit den Messern geht mir auch so. Richtige Einsätze, die nicht an den „Haaren herbei gezogen“ sind, werden immer mehr rar (Küche und Meer ausgenommen). Wir angeblich Zivilierten brauchen kein White Hunter als unverzichtbaren Alltagsbegleiter mehr, obwohl es manch schlechtsitzenden Anzug aufwerten würde, sofern offen getragen.
      Den Forum Plug Cutter benutze ich kaum noch, es sei denn, es plagt mich mal wieder die PUM-Nostalgie. Da fällt mir die Luxus-Variante ein, die Oliver „Volcano“ Camphausen aus dem Cutter gemacht hat, wo die wohl abgeblieben ist ……

  12. Hans Wiedemann sagt:

    Hallo Zusammen,

    Franz vom Pfeifendepot verschickt selbstverstaendlich auch innerhalb Deutschlands. Bei Bosch ist der Kake derzeit nicht gelistet weil ich einfach mit der Produktion nicht hinterher komme. Bei Pfeifen Behrendt gibt es derzeit noch 3 Dosen. Die Nachfrage ist einfach deutlich größer als meine Produktionskapazität. Sorry!
    Grüße Hans

  13. Passend zum Thema: hier der sogenannte Forum Cutter (was war das für eine schöne Aktion) und eine wunderschöne Umwidmung durch Pfeifenmacher Oliver Camphausen:

  1. 26. Januar 2018

    […] richtig gute Kakes wie Ten To Midnight, Pirate Cake und vor allem durch den außergewöhnlichen Fayyum Cake. Ergo: wenn die Basis schon belanglos ist, bleibt sie es auch dann, wenn man sie presst. Da frage […]

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