Dunhill | Ye Olde Signe

Tabakdose Dunhill Ye Olde SigneDass sie kommen sollen, das war schon eine zeit lang bekannt und spätestens seit sie bei den ersten US-Händlern auftauchten, wuchs Neugier und Ungeduld. Jetzt, nach der Intertabak, haben sie den Weg auch hierzulande in die Regale der Händler gefunden: die drei „neuen“ Dunhill-Tabake. Neu sind sie eigentlich nur teilweise, denn es handelt sich, wie bei den letzten Neuerscheinungen auch, um Wiederauflagen von Klassikern – allerdings doch neu, weil sie jetzt allesamt von STG produziert werden wie all die anderen Dunhill-Tabake.

Der erste, der hier besprochen werden soll, ist der „Ye Olde Signe“, Dunhill’sches Urgestein, 1915 während des ersten Weltkriegs auf den Markt gebracht und laut Loring 1977, also noch vor der Produktionsverlagerung von Dunhill zu Murrays wieder eingestellt.

„Pure Virginia leaf, rich to natural sweetness, unusually mild with soft delicate flavour“ lautete die originale Beschreibung. „A Dark Virginia Blend“ ist die Titelunterschrift auf der Dose und die deutsche Beschreibung des Importeurs Kohlhaase & Kopp auf der Dosenrückseite heisst: „Eine Mischung, die zu 100% aus Virginia-Tabaken besteht und erstmalig im Jahr 1915 präsentiert wurde“.

Eine reine Virginia Mischung also. Öffnen wir die Dose und schauen mal: ein schöner, gleichmäßig mittel- bis dunkelbrauner Ribbon Cut. Ganz helle Virginiastreifen fehlen ebenso wie schwarzes Blattgut. Aufgrund der Schnittart, die eher fein gehalten ist, eignet sich der Tabak für alle Pfeifengrößen, besonders auch für kleinere Brennkammern.

Tabakbild Dunhill Ye Olde SigneSchnuppern wir mal an dem Tabak: Da kommen vor allem nussige und schokoladig süsse Noten in die Nase! Und das überrascht mich dann doch, denn ich hätte mir von „100% Pure Virginia“ einen anderen Geruch erwartet, schließlich steht da nirgendwo was von Burley oder Aromatisierung. Ich habe keine Ahnung, ob man auf natürlichen Wegen bei reinen Virginias ein solches Aroma erzeugen kann, würde hier aber auf ein leichtes Casing tippen. Dabei riecht es gut und verführerisch, keinesfalls aufgesetzt und künstlich. Am ehesten vielleicht vergleichbar mit dem unlängst erschienenen „Ready Rubbed“ aus dem selben Haus?

Also Stopfen und Anzünden. Wie bei dem Ribbon Cut mit seiner perfekten Feuchtigkeit nicht anders zu erwarten war, geschieht das vollkommen problemlos und ebenso problemlos brennt der Tabak gleichmäßig bis zum Ende hin ab. Wie eigentlich alle Dunhill-Mixtures, die derzeit auf dem Markt sind. Das würde den Tabak eigentlich auch für Anfänger prädestinieren – nur Vorsicht! Um es gleich vorwegzunehmen: der „Ye Olde Signe“ ist alles andere als leichtfüßig und will sehr behutsam geraucht werden, sonst zeigt er gnadenlos die Kraft und das Nikotin der vollmundigen Virginias.

Der erste geschmackliche Eindruck ist wenig überraschend und setzt den Eindruck des Geruches in Geschmack um: Eine voluminöse schokoladige Nussigkeit füllt den Mund, süß und sehr tief und komplex. Da unterscheidet sich der „Ye Olde Signe“ deutlich vom „Ready Rubbed“, der zwar einen ähnlichen Geruch aufweist, aber vollkommen anders schmeckt: sehr viel oberflächlicher und monotoner im Vergleich zu dem schier monumentalen „Ye Olde Signe“! Denn sofort merkt man, dass diese Nussigkeit nur ganz oben leicht draufsitzt und eher wie ein Triangel hinter einer Cellistengruppe daherkommt. Geschmacks bestimmend sind schwere süß malzige und erdige Noten, die sich im Verlauf der Füllung intensivieren, immer extrem weich und rund. Virginia at its best! Und wenn man einen letzten kleinen Rest Rauch durch die Nase ausbläst, dann kommt ein Hauch von süßer Heuigkeit hinzu. Eine so begeisternde Full-Body-Mixture habe ich schon sehr lange nicht mehr geraucht!

Tabakbild Dunhill Ye Olde SigneUnd da sind wir auch gleich bei dem Aspekt, wo sich vielleicht die Geister scheiden: Geschmacklich verzeiht der Tabak auch mal, wenn’s nicht ganz langsam raucht, nur die Stärke schlägt dann sofort zurück und lässt Dich sofort spüren wo der Hammer hängt: nicht wie etwa bei den ultra-starken Twists aus Kendal, wo man kurz vorm Nikotinschock steht, es ist eher als ob man den Mund allzu voll genommen hat und übersättigt wird. Und so geraucht verliert der Tabak seinen Reiz – also langsam angehen lassen und ihn besser nach dem Essen rauchen! Ich persönlich empfinde den „Ye Olde Signe“ als deutlich stärker als etwa den Full Virginia Plug/Flake! Überhaupt eröffnet der „Ye Olde Signe“ ganz andere Nuancen von Virginia als die Virginias aus Kendal, die ich so gerne habe – er stellt eine ideale Ergänzung dar! Also eine absolute Kaufempfehlung meinerseits. Der Tabak ist sein Geld wert! Ich frage mich eher, warum der solange vom Markt verschwunden war?

22 Antworten

  1. Diesen Tabak habe ich letzte Woche schon gekauft, aber noch nicht geöffnet. Inspiriert durch dieses Review, habe ich mir sofort eine Pfeife gestopft. Bin der Empfehlung für einen kleineren Kopf gefolgt, was goldrichtig war. Die Kraft des Nikotins ist ziemlich beeindruckend, aber der außergewöhliche runde Geschmack macht das bei weitem wieder wett, ein außergewöhnlicher toller Tabak und das Review vermittelt exakt, wie sich der Rauchgenuß ergibt. Einfach klasse!

  2. haeddi sagt:

    Hallo zusammen,
    habe auch schon einige Füllungen in unterschiedlich großen Pfeifen verköstigt und kann mich den obigen blumigen Worten von Peter anschließen. So stark wie teilweise beschrieben kommt mir der Tabak nicht daher. Ich würde ihn im Beireich mittlerer Stärke ansiedeln. Für mich ein klasse Tabak für den ganzen Tag.

    • Das spricht jetzt entweder für Deine westfälische Konstitution, bei der Stärke vermutlich eine etwas andere Auslegung hat :)), oder für eine bestimmte Gesamtverfassung, in der Du den Ye Olde Sign geraucht hast. Nach mehereren Rauchgängen empfinde ich ihn als sehr stark, insbesondere ab dem letzten Drittel einer Füllung.

  3. Ich habe den Tabak jetzt auch geraucht und muss sagen, auch ich schließe mich Peters Urteil voll umfänglich an. Ein erstklassiger Virginia. Mit diesem, habe ich jetzt alle der drei neuen Dunhills probiert und muss sagen, diese… Aber ich will nichts vorwegnehmen.

  4. Lese ich so detaillierte Beschreibungen von Tabaken wie diese hier, zwingt es mich stets sofort zum „Selbstversuch“, wenn der Tabak in nächster Nähe erreichbar ist. Das ist bei den neuen Dunhills zum Glück der Fall und so habe ich den „Ye Olde Sign“ einige Male geraucht. Ich bin begeistert von der vollen Komplexität des Tabaks und kann dem Review ausnahmslos folgen, auch was die Kraft angeht.
    Wermutstropfen, bei dem es leider keinen Zweck zum Jammern hat: die Dose ist natürlich nicht mehr lackiert und das schöne Etikett wird durch den Todesaufkleber verschandelt, Aber vielleicht bastle ich mir da selbst etwas und fülle den Tabak immer um.

  5. Ein toller Virginia. Vollmundig und perfekt um ihn nach einem mehrgängigen Menu zu rauchen. Im Vergleich zum Nightcup finde ich ihn angenehm leicht Der kommt auf meine Liste! Gruß Ernst

  6. Karl Hirsch sagt:

    Inzwischen ist der Tabak auch in Innsbruck zu haben. Sensation.
    Ich war von Anfang an von diesem Tabak angetan und freu mich schon auf die nächste Füllung. Die lobenden Erwähnungen der vorigen Kommentatoren enttäuschten nicht.
    Da aber damit auch schon alles gesagt ist, bleibt mir nur die angenehme Pflicht, diese Dose ins Repertoire aufzunehmen und das nervige Lobhudeln einzustellen.
    Vielleicht schafft es auch einmal der Baker Street, wenn ich abkürzen darf. Dann komm ich wieder nerven.

    • Österreich unter neuen Zeitzeichen? Hofer bald im Salon? Dunhill Tabak in Innsbruck? Darauf einen Tafelspitz. Baker Street wird es bei Dir schaffen, vielleicht nicht so sehr der Dark Flake, solange es noch den Dunhill Flake gibt. Orakel? Aber natürlich, laß bei Gelegenheit – kurz – hören.

  7. Axel sagt:

    Ich rauche diese 100-jährige Seegrasmatratze gerade und frage mich, ob ich den gleichen Tabak in der Pfeife habe, wie den hier rezensierten. Wäre nicht noch etwas von der Restsüße des Marlin in der guten alten Peterson, hätte ich sie schon ausgeräumt. Genauso, nur unangenehmer, ging es mir in einer noch recht jungfräulich revidierten Jorgen Larsen gestern. Erinnert mich an den Classic von W.O. Larsen. Ich gebe die Hoffnung aber nicht auf, doch noch etwas daran zu finden.

    • Servus Axel, natürlich kann ich nur mutmaßen, warum Dir der Tabak nicht schmeckt. Abgedroschen: Geschmäcker sind verschieden, aber das könnte es trotzdem sein. Oder die Marlinsche Restsüße in der Peterson hat womöglich ein cross over erzeugt, wogegen allerdings Dein JL-Versuch spricht. Weiterhin könntest Du einen Tag erwischt haben, an dem Dir aber auch gar nichts schmeckt. Erging mir neulich mit einem Tabak, den ich seit über 40 Jahren als meinen Standard betrachte, den Escudo. Du siehst, auch ein mitfühlender Sherlock H. kommt da nicht weiter.

      Übrigens: gestern in der Münchner Runde sind wir auf eine Merkwürdigkeit beim Marlin Flake gestoßen, über die ich in Kürze in einem Artikel berichten werde. Wunder über Wunder.

      • Michael bemi Bernhard sagt:

        War es die, dass der Marlin je nach Charge eher nach Birnbrot oder nach Nutella oder einfach nach Virginia (also komplett ungesoßt) schmeckt? Sag ich ja schon lange und warte gespannt …

        • nein, es gibt eine ganz andere Merkwürdigkeit und ja, Früchtebrot und nein zu Nutella (Produkte des übelbeleumundeten Ferrero Konzern kommen mir nicht ins Haus und sollten aus kinderreichen Haushalten verbannt sein) und nein, ohne casing ist er mir noch nicht untergekommen.

    • Karl Hirsch sagt:

      Äh…ja natürlich ist das 100 jähriges Seegras, was glaubst denn Du? Allerdings fürchte ich, daß Du zu den Unglücklichen zählst, die nach Ausverkauf der alten Bestände mit den zwar auch uralten, aber unbenutzten Matratzen aus anderer Quelle vorlieb nehmen mußtest. Das sind bereits Lagerbestände, die am Speicher von (Anleihe von Loriot) Hawthorne Temple in Woothworth Wells nahe Crickelberry Junction nahezu im Neuzustand gefunden wurden. Im Gegensatz zum Originalmaterial also ohne die Ausdünstungen und Abscheidungen menschlicher Seegrasmatratzenbenutzer und -innen, die, wenn auch in oxidierter Form, unsere Geschmacksnerven als feine Würze so angenehm reizen.
      Schade, daß das Problem erst jetzt auftaucht. Die Frage, wer, und das in welchem Zustand, auf einer Seegrasmatrtze wie lange liegen muß, um den unnachahmlichen Duft der ersten Charge des Olde Signe zu erreichen, und ob wirklich diffundierte Jungfernfürzlein dabeisein müssen, und ob man das Geheimnis von Penzance, eine Dose Surströmming auf eine Tonne Seegras verteilt hundertfach verdünnt auch auf die Entfadisierung der neueren Produktion von Olde Signe anwenden könnte – ja, das hätte vielleicht auch noch den Letzten der 750 Altforianer zum Leben und Diskutieren erweckt und das Forum gerettet. Wirklich schade.

  8. Axel sagt:

    Für den Surströming Grand Cru habe ich eine eigene Pfeife und meine Frau eine (swarovskisteinbesetzte) Gasmaske.

    Dem ye olde signe werde ich keine Pfeife widmen.
    Ja, ich habe es nochmal versucht. Als Anzünder für den Ofen wäre er letztlich noch zu gebrauchen. Aus Respekt vor der Marke und als Mückenverscheucher bleibt er in Reserve.

  9. Axel sagt:

    Ehrenrettung für die Seegrasmatratze!

    Ich habe mich nach drei Jahren nochmal an den Ye olde signe mit einer „Goudse Pipe“ gemacht, einer doppelwandigen Tonpfeife. Und siehe da, das Kraut schmeckt mir plötzlich!

    Also, entweder das Kraut hat sich entwickelt, die Pfeife machts, oder es ist das wohlbekannte Phänomen, dass wir alle kennen, das es aus irgendeinem Grund plötzlich passt.

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