Dunhill | My Mixture 221B Baker Street

Dose Dunhill 221B Baker Street

Neben dem „Dark Flake“ und dem „Ye Olde Signe“ ist der „My Mixture 221B Baker Street“ der dritte unter den „neu“ aufgelegten Dunhill Blends. Allerdings ist es der erste Dunhill Tabak unter den „Wiederauflagen“, der bislang noch nie im regulären Vertrieb der Marke war: die Mischung, die laut Importeur (K&K) Ende der 60er Jahre kreiert wurde, war immer nur exklusiv im Londoner Dunhill-Laden erhältlich. Warum dem so war, weiss ich nicht, mir persönlich erschliesst sich das nicht, denn der „221b Baker Street“ ist, um es gleich vorwegzunehmen, ein absoluter Klassetabak, der vollkommen eigenständig und besonders ist. Schade, dass so ein Tabak der großen weiten Welt solange vorenthalten wurde und wie schön, dass es den nun für jeden relativ leicht zugänglich zu erwerben gibt!

Auf dem Dosenetikett steht außer dem Namen noch „A Mixture Of Virginia, Dark Fired And Sun Cured Tobacco“. Auf dem Rückenetikett gibt der Importeur die lapidare Information „Eine traditionell Englische Mischung“. Da müsste man sich jetzt erstmal fragen, was eigentlich eine traditionell englische Mischung ist? Als wirklich treffende Charakterisierung taugt das jedenfalls wenig!

Wirft man einen Blick auf die Website von K&K wird einem erklärt: „Der »Dunhill My Mixture 221B Baker St.« wurde Ende der 1960-er Jahre eingeführt. Es ist ein traditionell englischer Blend mit einer ausgeprägten Röstaromatik und jeder Menge Power. Dazu wurden verschiedene Virginias mit dark-fired und sonnengereiften Tabaken kombiniert. Dieser Blend hat es in sich! Nichts für Anfänger!“ Damit kann man schon mehr anfangen, wenngleich die Charakterisierung hinsichtlich der Ingredienzien auch hier noch nicht sehr aussagekräftig ist.

Das Tabakbild zeigt uns einen Ribbon Cut in verschiedensten Brauntönen, wobei die dunkleren, teils fast schwarzen deutlich überwiegen. Im Duft verströmt der Tabak in der Dose neben nussigen und erdig-schwer süssen Virginianoten eine leichte Fruchtigkeit mit einen Hauch Honig, die auf ein sehr dezentes Top-Casing hindeuten. Das ganze wird von einer ungemein würzigen, leicht rauchigen Note untermalt und macht einen sehr komplexen, perfekt balancierten Gesamteindruck.

dunhill_d221b-1000-1-2Wer bei Rauchigkeit aber jetzt an Latakia denkt, der befindet sich auf dem Holzweg: Neben verschiedenen Virginias, die die Basis des Tabaks bilden und die von etwas Burley unterstützt werden, ist hier Dark Fired Kentucky der Würztabak der Wahl! Diese Kombination ist schon etwas Besonderes. Vor allem, weil der Tabak zwar dadurch sehr würzig daherkommt, aber keineswegs zu „zigarrenlastig“ wirkt, wenn auch ein bisschen „Toscanirauch“ immer präsent bleibt.

Nun zum Geschmack: Dass man den Ribbon-Cut problemlos anzünden und rauchen kann, ist bei den Dunhill Tabaken eigentlich schon fast  eine Selbstverständlichkeit! Sofort hat man diesen wundervoll komplexen Geschmack von schweren, süßen Virginias im Mund, lediglich vom Burley mit seiner Nussigkeit leicht cremig untermalt. Der Kentucky sorgt aber sofort dafür, dass man sich nicht allzu sehr auf der süssen Seite sonnt, sondern sofort in einen herbstlichen Wald zurückgeschickt wird. Die im Geruch wahrnehmbare dezente Fruchtigkeit und das kleine Bisschen Honig, die an die Aromatisierung des „Dunhill Royal Yacht“ erinnern, tritt aber sofort in den Hintergrund und verschwindet mehr und mehr während des Rauchens. Man hat nie das Gefühl, einen Aromaten zu rauchen. Diese sehr dezente Aromatisierung wird vom Kentucky regelrecht absorbiert und das lässt den „221B Baker Street“ immer auf der naturbelassenen Seite tanzen, auch wenn man um das Casing weiß…

Das tolle an diesem Tabak ist, dass er sich eh nie explizit auf eine Seite schlägt: vom Grundton her haben wir hier einen Virginia-Blend, der aber über eine solche Würzigkeit verfügt, wie man sie sonst nur bei Zugabe von Latakia erreicht. Hier spielt der Kentucky diese Rolle, aber der turnt nicht in der Pose einer kleinen Zigarre an der Bühnenrampe. Der Burley, der hier im Orchester am zweiten Pult sitzt, sorgt dafür, dass die Virginias ihre Heuigkeit nicht ausspielen können. Lediglich das feuchte Gras des Herbstwaldes bleibt. Ich kann nicht genau sagen warum, aber dieses Bild und der Geruch eines Herbstwaldes, wenn sich der Nebel gelichtet hat, das ist genau meine Assoziation, die ich mit dem Stil dieses Tabaks verbinde. Das mag auch an der Intensität der Aromen liegen, die immer sehr präsent und fast schwer sind und die das Rauchen zu einem echten Erlebnis machen.

dunhill_d221b-1000-1-1-1024x936Dass der „221B Baker Street“, auch was seine Stärke betrifft, kein leichter Tabak ist, versteht sich von selbst – der Dark Fired Kentucky hat seinen Anteil daran, aber ich kann ihn immer rauchen ohne dass er mir zu stark wird. Ich empfinde ihn deutlich weniger „nikotin-kräftig“ als etwa den „Ye Olde Signe“. Ein Anfängertabak ist der „221B Baker Street“ allerdings ganz sicher nicht! Aber warnen müsste man vor der Stärke auch nicht zwangsweise.

Zum Ende noch einen Tip: man kann sich dem Tabak von zwei Seiten nähern, besser gesagt, ihn in „Virginia-Pfeifen“ rauchen, dann kommt sein Virginia basierter Charakter deutlicher zur Geltung, man kann ihn aber auch aus Latakia-Pfeifen rauchen, dann wird seine Würzigkeit durch das Latakia-Crossover noch verstärkt. Diese zweite Version ist mir die liebste.

Fazit: ein absolut empfehlenswerter Tabak von einzigartiger Identität. Im wahrsten Sinne des Wortes: unvergleichlich! Ich kenne zumindest nichts Vergleichbares. Ein Tabak, über den ich mich wirklich gefreut habe und der mein persönlicher Favorit in einem durchweg gelungenen „neuen“ Trio ist! Eine schöne Hommage an Sherlock Holmes…

17 Antworten

  1. Das mit den zwei unterschiedlichen Pfeifen gefällt mir, wäre ich nie drauf gekommen. Ich hätte ihn schlichtweg in die Latakia-Ecke verortet und auch nur eine für diese Geschmacksrichtung vorgesehene Pfeife gewählt. Das macht die Angelegenheit jetzt spannend, nachdem ich dem Urteil des Rezensenten vorbehaltlos zustimmen kann. Der 221B nimmt bei mir die Position 2 oder besser – eineinhalb- nach dem Ye Olde Sign ein.

  2. Jens Meyer sagt:

    Ich sehe es wie Peter, unter den drei Neuerscheinungen von Dunhill ist der Baker Street der Stern am nächtlichen Raucherhimmel. Was die lapidare Bechreibung von Seiten des Herstellers angeht gebe ich dir Recht. Doch nach der neuen Tabakproduktlinie gibt es kaum noch Spielraum für weitergehende Erklärungen. Der Raucher darf noch kaufen und damit die Tabaksteuer entrichten, Aufklärung für den Inhalt ist vom Gesetzgeber untersagt. ALso Schutz für den Verbraucher.
    Es wird immer abstruser.
    Wieder zurück zu Sherlock Holmes: Es hat lang keine so innovative Neuerscheinung auf dem Tabakmarkt gegeben.
    Für mich die Attraktivität des Jahres im englischen Bereich.

    • Peter Hemmer sagt:

      Abgesehen davon, dass mir persönlich der Verzicht auf übermäßige Panegyrik auf den Dosenetiketten eh lieber ist, wäre die schlichte Nennung von Burley und Kentucky doch durchaus möglich? Anstatt dessen „Sun Cured“ und „Dark Fired“? Hat man Angst just den Tabak, der hier den entscheidenden Unterschied macht, auch zu nennen? Das ist doch ohnehin eher ein Tabak für Tabak-Freaks denn für den 08/15-Aromatenraucher – wen also will man nicht verschrecken? Ich verstehe es nicht. Nun schreibst Du auch „die Attraktivität des Jahres im englischen Bereich“ – was ist denn das, der englische Bereich? Ich meine sowohl Burley als auch Kentucky sind beides „amerikanische“ Tabaksorten, die im „englischen Bereich“ traditionell vollkommen fremd sind, die Tabake kommen vermutlich größten Teils aus Afrika und werden in Dänemark verarbeitet und gemischt. Noch nicht mal eine Aromatisierung fehlt gänzlich. Reicht es denn für „traditionell englisch“ aus, dass das Rezept von Dunhill stammt und der Name auch auf der Dose steht? Ich perönlich finde den Tabak so individuell, dass hier „Schubladen“ eigentlich nicht funktionieren!

      • Na, ja – das wird jetzt ganz schön akademisch. Ich habe eine feste Vorstellung von einem Blend, wenn z.B.Begriffe wie Englische- oder Oriental- oder Latakia Mischung benannt werden. Davon ausgehend beginne ich mich unter Umständen für die Bestandteile zu interessieren – oder auch nicht. Der Tabak schmeckt oder er schmeckt nicht. Im schlimmsten Fall ist er beliebig. Ich denke, das geht den meisten Rauchern so. Anders ist es natürlich für den Rezensenten, der muß den Tabak „zerfieseln“, sonst ist es kein Review und das erwarten auch die Leser, denen eine solche Tiefe ansonsten egal ist – es wird gelesen, zur Kenntnis genommen und irgendwo im Hirnkastl vergraben. Ich hatte seinerzeit bei den HU Kratermischungen bemängelt, dass überhaupt keine Informationen – noch nicht einmal über das Tabakformat – angebracht sind. Die Welt aber hat sich weitergedreht und wenn man es einmal weiß dann weiß man es.

        • Peter Hemmer sagt:

          „Ich habe eine feste Vorstellung von einem Blend, wenn z.B.Begriffe wie Englische- oder Oriental- oder Latakia Mischung benannt werden.“

          Ja! Genau so geht’s mir auch und deshalb reite ich auch so drauf rum, denn ich will dem Tabak, der mir so gut gefällt etwas Gutes tun! Meine Überlegung ist die: da ist das Einzige, was auf der Dose steht „eine typisch englische Mischung“ und wenn ich als Kunde nun in 100 deutsche Fachgeschäfte gehe und eine typische englische Mischung verlange, dann werde ich von 95 VerkäuferInnen just den 221B Baker Street empfohlen bekommen – weil’s halt auf der Dose steht. Wie sollen sie’s auch anders machen? Ich dagegen (und Du vermutlich genau so) wäre enttäuscht, denn unter einer typisch englischen Mischung verstehe ich etwas ganz anderes, nämlich Virginias, Latakia, Black Cavendish und evtl. etwas Orient. Kein Burley, kein Kentucky und auch keine wahrnehmbare Aromatisierung. Wenn wir das jetzt wirklich akademisch betrachten würden, dann wäre der 221B Baker Street ja sogar näher an einer amerikanische Mischung – aber das wollen wir Sherlock Holmes nicht wirklich antun… Wie gesagt, der passt halt nicht so leicht in eine gängige Schublade!

  3. Häri sagt:

    Auf jeden Fall ein erstklassiger Tobak. Hab mir kürzlich den „221b“ und den „Ye Olde Signe geholt“. Der „Dark Flake“ aus der Riege der alten Neuen muß noch ein wenig warten, da ich noch ein Döschen „Lakeland Dark“ offen habe, welcher mir wahrlich erst mal „dark“ genug ist…
    Kurzum: Nach dem Genuß einer vormittäglichen Füllung eines kleinen Pfeifchens (1er Dunhill für den Schnapper zwischendurch) mit dem „221er“ in meiner Arbeitsstätte, verbrachte ich den restlichen Vormittag glückseelig und dämlich grinsend in der Gewißheit einen ganz heißen Anwärter auf ein neues Lieblingskraut gefunden zu haben. Einzig und allein die Warnung vor der Stärke finde ich persönlich übertrieben. So `ne Nikotinbombe ist er in meinen Augen nämlich nicht. Ich mag`s nikotinhaltig, bekomme aber bei den wirklich stärkeren Mischungen meist früher oder später einen Schluckauf (kein Witz), welcher hier ausblieb. Mal schauen was der „Olde Signe“ diesbezüglich so bewerkstelligt…
    Großes Lob auch bezüglich der Qualität eurer „Reviews“. Ich hab den Tabak vor erscheinen des Reviews geraucht und mich wieder mal gefragt, wie man so einen Genuß in passenden Worten formuliert…Ist hier wieder mal vollumfänglich gelungen. Merci!

  4. Ulrich sagt:

    Aufgrund der ausschließlich positiven Reaktionen auf die neuen Dunhills habe ich sie mir auch bestellt und verkostet. Was soll ich sagen – ausgezeichnete Tabake ! Bis auf den Ye ol`signe – der muß auch bei mir noch wg. anderer geöffneter Tabake warten. Vorfreude ist die schönste Freude..

  5. Karl Hirsch sagt:

    Der berühmte Vierzeiler aus Österreich:

    Ich hab ihn – mit sanftem Druck auf den Händler – endlich auch in Innsbruck bekommen.
    Eigentlich hab ich für mich 3 Dosen bestellen lassen, sie wurden aber ins Regal gestellt und waren bis auf eine weg 🙂 .
    Tasted and liked as read in review.

  6. Der Dunhill Flake ist bereits im deutschen Fachhandel vergriffen, wird im Internet schon zu spinnerten Preisen angeboten. Für den Baker Street gilt: kaufen, was die Regale noch hergeben, Stand Gestern gibt es ihn noch. Ebenfalls unbedingt beachten und ebenfalls kaufen, wenn noch erhältlich: die My Mixture Barking Road

  7. Plum Cake sagt:

    Hallo,

    ich war ein großer Freund dieses Tabaks.
    Ich wollte fragen, ob es einen gleichwertigen Ersatz-Tabak gibt oder einen anderen, der diesem geschmacklich nahe kommt?
    Ich suche dabei nach einer Mixture/Ready Rubbed.

    (Ich habe den entsprechenden Robert McConell Nachbau noch nicht probiert; war aber von anderen Tabaken dieser Reihe sehr enttäuscht)

    Viele Grüße

    • Peter Hemmer sagt:

      Also ich finde den Barking Road von McConnell, wenn man nicht erwartet eine 1:1 Kopie zu erhalten, schon ziemlich brauchbar! Ansonsten wäre vielleicht der Darkmoor von HU Tobacco einen Versuch wert! Mir persönlich gefällt der sehr sehr gut! Aber das ist ein eigenständiger Tabak, keine Baker Street Adaption!
      Beste Grüße

      • Plum Cake sagt:

        Hallo,

        besten Dank für die Antwort!
        Den Dark Moor hatte ich auch schon im Auge.
        Dann werde ich die beiden wohl mal testen.

        Viele Grüße

  8. EG-Gesundheitsminister sagt:

    Schade, dass dieser nicht unter den Petersons „Neuauflagen“ mit dabei ist. Das war einer meiner Lieblinge. Die Dunhill Virginias vermisse ich sowieso.

  1. 17. Oktober 2016

    […] Aperitif, Ready Rubbed und anderen mehr nun der nächste Einschlag: Dark Flake, Ye Olde Sign und 221B Baker Street. Bereits erhältlich im deutschen Fachhandel, sofern gut sortiert. Soeben sind wir mitten in den […]

  2. 17. Oktober 2016

    […] herankommt (wahrscheinlich nicht einmal das Original ), Rattray`s Accountant, dem neuen alten Dunhill 221B oder einem SG Squadron Leader. Für mich ist Geschmack und Duft schlichtweg herrlich […]

  3. 4. Mai 2017

    […] dem Tabak eine stilistisch ähnliche Würzigkeit und Erdigkeit verleihen, wie es der Kentucky in Dunhills 221b Baker Street tut. Stilistisch – nicht geschmacklich! Das relativiert die große Süße und bringt im […]

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